Alte Festungen in Ningde

Ningde, eine kleine Ortschaft in der Küstenprovinz Fujian, liegt in einer hügeligen Landschaft. Im Osten erstreckt sich das Ostchinesische Meer. Nur 10 Prozent des Bodens eignen sich für die Landwirtschaft.

Der Kaiser betrachtete die Gegend als eine unbedeutende Grenzregion. Trotz ihrer offensichtlich nicht allzu großen strategischen Bedeutung gibt es in der Gegend um Ningde jahrhundertealte Festungen. Diese entstanden in der Zeit der Ming-Dynastie.

In dieser Zeit, vor etwa 400 Jahren, wurde dieses Küstengebiet regelmäßig von japanischen Piraten überfallen. Die Menschen der Region hatten große Angst vor den Wokou, wie sie die Piraten verächtlich nannten. Der Kaiser entsandte General Qi Jiguang in den Südosten seines Reiches. Er sollte die Grenze sichern und die Bevölkerung schützen. Hierzu rekrutierte der General in der Stadt Yiwu in der Provinz Zhejiang 8000 Soldaten und führte sie nach Ostfujian.

Zhang, ein älterer Bauer erzählte, was er über den Bau der größten Festung in der Umgebung von Ningde, der Burg Dajing weiß:

"8000 Soldaten wurden von der Stadt Yiwu in der Provinz Zhejiang hierher geschickt, um die Grenze zu sichern. Sie erbauten eine Festung und blieben dort stationiert. Neben den Burgen bauten die Soldaten auch Tempel, einen für den Stadtgott ihrer Heimat und einen für den Helden Guan Yu. Sie hofften, unter dem Schutz ihres Gottes könnten sie bald wieder nach Hause zurückkehren."

Sie mussten noch längere Zeit in Fujian bleiben und bauten mehr als 50 mächtige Festungen. Nach 12 Jahren konnten General Qi Jiguang und seine Truppe dann aber die japanischen Piraten endgültig besiegen.

Bis heute sind zahlreiche Geschichten über den heldenhaften General und seine Männer in Ostfujian lebendig geblieben.

Auch eine sehr beliebte kulinarische Spezialität der Region wird auf General Qi Jiguang zurückgeführt, die Guangbing. Das sind Pfannkuchen, die in der Mitte ein Loch haben. Der Überlieferung nach hatte der General diese Pfannkuchen als Proviant für seine Soldaten erfunden. Auf einer Schnur aufgefädelt konnten sie leicht mitgeführt werden und die Soldaten hatten so auch bei langen Feldzügen ausreichend Proviant dabei.

Wang Jiming, Inhaber eines Pfannkuchenlokals weiß noch mehr über die Guangbing:

"Unsere Guangbing sind in der gesamten Provinz Fujian sehr berühmt. Die Pfannkuchen sind leicht verdaulich und daher gut für den Magen. Zum chinesischen Totengedenkfest Anfang des vierten Monats nach dem Mondkalender werden die Pfannkuchen in Ningde auch als Opfergaben dargebracht."

In Fu'an, einem Nachbarort von Ningde, kann man die interessante Gedenkstätte der Familie Chen besuchen. Sie erzählt eine wahre Geschichte. Im Jahre 1559 wurde der Ort Fu'an von 10.000 gut ausgerüsteten japanischen Piraten belagert. Zu dieser Zeit lebten in Fu'an nur 7000 Menschen, viele davon waren Frauen und ältere Menschen.

Der Historiker Yu Ting beschrieb den blutigen Kampf zwischen den zahlenmäßig weit überlegenen japanischen Piraten und der Bevölkerung von Fu'an:

"In dieser Notlage meldeten sich die drei jungen Chen-Brüder als Freiwillige und unterstützten die Verteidigung des Ortes am nördlichen Stadttor. Die Verteidigung dieses Tores war besonders schwierig, da sich das Tor noch im Bau befand. Die jungen Männer kämpften mehrere Tage lang vergeblich und wurden schließlich von den Piraten getötet. Die Ortschaft fiel."

Später wurde eine Gedenkhalle eingerichtet, sie ist bis heute in gutem Zustand. Immer wieder werden dort Gedenkfeiern zu Ehren der tapferen, jungen Männer abgehalten.

Die Festungen in Ningde haben ihre Verteidigungsfunktion längst verloren und sind zu interessanten Sehenswürdigkeiten geworden. Die Besucher stehen mit Ehrfurcht vor diesen Bauwerken, die die Geschichte von vier Jahrhunderten wieder lebendig werden lassen.

(China.org.cn, 30. Mai 2006)