Yuelu Shan in Changsha

Auf die Bürger der zentralchinesischen Stadt Changsha kann man schon neidisch sein. Schließlich haben die Bewohner von Changsha einen riesigen Naturpark vor ihrer eigenen Haustür, und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Das Landschaftsgebiet um den Yuelu-Hügel ist nahezu 36 Quadratkilometer groß und befindet sich direkt am westlichen Ufer des Xiangjiang, der durch das Zentrum der Stadt Changsha fließt. Mit dem Auto lässt sich der öffentliche Park in nur zehn Minuten erreichen. Bereits am frühen Morgen und noch spät in den Abendstunden sieht man hier viele Stadtbewohner spazieren gehen. Der Hügel ist nur 300 Meter hoch. Ein lockerer Spaziergang von nur 30 Minuten reicht, und schon steht man auf dem Gipfel.

Aus Sicht der Geologen gehört der Yuelu Shan zum Hengshan-Gebirge. Aus geologischen Aufzeichnungen aus den Südlichen und Nördlichen Dynastien (420–589) geht hervor, dass sich das Hengshan-Gebirge über mehr als 400 Kilometer erstreckt und 72 Gipfel zählt. Den Aufzeichnungen zufolge trug der erste dieser Gipfel den Namen Yanhui und der letzte den Namen Yuelu. Wissenschaftlern stellten fest, dass das Gebirge im Mesozoikum entstand, es ist damit mehr als 300 Millionen Jahre alt.

Auf dem Hügel befinden sich mehrere alte Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen. Ein Muss für jeden Changsha-Besucher ist die Besichtigung der Akademie Yuelu. Errichtet im Jahre 976 während der Nördlichen Song-Dynastie gehört die Yuelu-Akademie zu den vier ältesten Akademien Chinas. Hauptaufgabe der Lehranstalt war es, die Lehren von Konfuzius zu erforschen und zu verbreiten. Ende der Qing-Dynastie (1644-1911) wurde die Akademie zu einer pädagogischen Hochschule umgewandelt und nach der Revolution von 1911 bekam sie den Status einer Universität.

Im Jahre 1792 wurde auf dem Gelände der Akademie ein Pavillon errichtet, in dem die Schüler Bücher lesen oder akademische Debatten führen konnten. Vom Pavillon aus hat man einen perfekten Überblick über den Hain aus Amberbäumen. Dazu erklärte Reisebegleiterin Yuan Jing:

"Im Jahre 1792 ließ der Rektor der Lehranstalt den Aiwan-Pavillon bauen. Der Pavillon ist landesweit für seine einzigartige Architektur bekannt. Noch bekannter ist, dass sich nach dem ersten Frost die Blätter der Amberbäume rund um den Pavillon rot färben. Der poetische Name Aiwan für den Pavillon stammt aus einem Gedicht, das den herrlichen Anblick auf das rötliche Laub im Herbst und Winter beschreibt."

Die Amberbäumen war seit ihrer Entstehung eine private Lehranstalt, genoss aber stets Unterstützung von Seiten der Behörden. Fast jeder Gouverneur der Provinz Hunan spendete Gelder für den Ausbau der Akademie und widmete ihr Stelen oder Gedenktafeln. Die Fläche der Anstalt wurde in den vergangenen Jahrhunderten kontinuierlich ausgeweitet. Heute ist die Anlage rund 2,1 Hektar groß. Fast alle wichtigen Gebäude der Akademie sind symmetrisch entlang einer Zentralachse angeordnet, das ist typisch für die chinesische Architektur. In der Akademie wurden in alter Zeit neben Lehre und Forschung auch Opfer- und Gedenkzeremonien für den Philosophen Konfuzius abgehalten.

Neben der renommierten Lehranstalt gibt es auf dem Yuelu Shan noch einige buddhistische und daoistische Klöster, die sehenswert sind. Auf dem Weg zum Gipfel kommt man am Lushan-Tempel vorbei. Über die Geschichte des Tempels erzählte Reisebegleiterin Yuan Jing:

"Das Kloster Lushan wurde im Jahre 268 während der Westlichen Jin-Dynastie erbaut und ist der älteste buddhistische Tempel in Hunan. In dem Tempel sind eine große Glocke und eine 1700 Jahre alte Kiefer zu sehen. Am Abend des letzen Tages eines jeden Jahres nach dem chinesischen Mondkalender besuchen die in der Nähe lebenden Buddhisten den Tempel und schlagen die Glocke. Der Glockenklang soll die Menschen für das kommende Jahr segnen."

Auf dem Hügel finden sich Gebäude und Anstalten dreier wichtiger philosophischer Strömung Chinas im harmonischen Nebeneinander. Es gibt die konfuzianische Yuelu-Akademie und den buddhistischen Lushan-Tempel und am Gipfel des Hügels steht der daoistische Yunlu-Tempel. Dieser wurde während der Ming-Dynastie vor etwa 700 Jahren erbaut.

Reisetipp:

Yuan Jing empfiehlt folgende Reiseroute, falls Ihnen nur wenig Zeit zur Verfügung steht:

"Wer aus zeitlichen Gründen auf einige der vielen Sehenswürdigkeiten des Hügels verzichten muss, sollte drei von ihnen nicht aus dem Programm streichen. Diese sind die Yuelu-Akademie mit ihrem Aiwan-Pavillon, das buddhistische Lushan-Kloster am Hang des Hügels sowie der Gipfel, von dem aus man einen schönen Blick auf Changsha hat. Den Yuelu Shan sollte man am besten am Abend besteigen, denn der Blick auf das Lichtermeer der Stadt Changsha ist besonders attraktiv. Für diese drei Sehenswürdigkeiten benötigt man mit dem Auto etwa zwei Stunden und zu Fuß einen halben Tag."

Wer im Winter nach Changsha kommt, kann auf dem Hügel nicht nur das rote Meer des Amberlaubs, sondern auch herrlichen Raureif bewundern. Im Sommer ist es auf dem Hügel deutlich kühler und damit angenehmer als in der Innenstadt von Changsha. Deshalb ist der Hügel ideal, um die Sommerfrische zu genießen.

Als Souvenir kann man aus Amberbaumblättern gefertigte Lesezeichen und Postkarten erwerben. Auf dem Hügel kann man auch frisch gepflückte Teeblätter kaufen.

Der Eintritt zum Hügel kostet umgerechnet 1,50 Euro.

(China.org.cn, 13. Juli 2006)