Der Chenghuang-Tempel des und der Yuyuan-Garten

Inmitten der pulsierenden Hafenmetropole Shanghai hat sich ein Stückchen alte chinesische Architektur erhalten: idyllische Gärten, chinesische Restaurants und viele, kleinen Läden, die typische Shanghai-Spezialitäten anbieten. Die Einheimischen nennen dies das Viertel um den alten Tempel des Stadtgottes (Chenghuang-Tempel).

Die Daoisten glauben, dass es jede Stadt einen Schutzgott hat, der die Stadt und deren Einwohner segnet und beschützt. Daher baute man in jeder Stadt an einer wichtigen Stelle einen Tempel für den Stadtgott. Auf Chinesisch heißt der Tempel Chenghuangmiao-Tempel für den Stadtgott.

Der Stadtgott für Shanghai wird in einem im 15. Jahrhundert erbauten Tempel im Herzen der Stadt verehrt. Heute ist das Kloster inmitten dieser modernen, pulsierenden Stadt zwar nicht mehr der Ort, wo der Stadtgott verehrt wird, aber in der Umgebung der Tempelanlage sind in den vergangenen Jahrhunderten zahlreiche Geschäfte und Läden entstanden. Dieser sehr belebte Ort mit seinen vielen Geschäften und Restaurants ist also heute ein Muss für jeden Shanghai-Besucher.

Touristen sollen hier auf jeden Fall die typische Shanghai-Spezialität Baozi – Dampfbrot mit Fleischfüllung probieren.

Wir empfehlen den Laden Nanxiang. Die von Nanxiang zubereiteten Baozi sind so gefragt, dass man oft vor dem Laden Schlange stehen muss. Bei ihrem Chinabesuch hat sogar die englische Königin Elisabeth II den Laden besucht. Weil es immer viele Kunden gibt und der Laden für den großen Kundenansturm zu klein ist, kann man die Baozi auch zum Mitnehmen kaufen. Der Kanadier Steve Omara ist ein Stammgast. Er erzählte, dass er einmal sogar fast eine Stunde in einer Schlange auf seine Baozi warten musste:

"Ich habe so lange gewartet, weil die Baozi hier die bekanntesten in Shanghai sind und sie einfach so fantastisch schmecken. Ich komme oft hierher. Der Geschmack ist super."

Sehr beliebt sind vor allem die Baozi mit Krabbenfleisch-Füllung. Beim Verzehren der Baozi würzt man am besten mit ein bisschen Ingwer und Essig nach. Man bekommt auch einen Strohhalm, damit man vor dem ersten Biss die heiße Brühe aus dem Baozi saugen und so die Köstlichkeit wirklich ganz genießen kann.

Heute kann man nirgendwo in der modernen Metropole so viele authentische Spezialitäten finden wie rund um den alten Tempel für den Stadtgott. Für viele Shanghaier bedeuten die Imbisse wie Klebreiskuchen, Sesambrötchen, Klebreisklößchen und stinkender Toufu nicht nur kulinarischen Genuss, sondern auch schöne Erinnerungen. Für Ling Min, der in Shanghai geboren und aufgewachsen ist, sind die Spezialitäten ein Stückchen Geschichte:

"Ich habe immer das Gefühl, in die Vergangenheit einzutauchen, wenn ich hierher komme. Hier ist alles ganz anders als im modernen Teil der Stadt. Nirgendwo in Shanghai kann man heute noch Marshmallows oder stinkenden Toufu so authentisch bekommen wie hier. Man findet solche Spezialitäten nur noch hier. Für mich sind damit schöne Erinnerungen verbunden. Die Spezialitäten hier sind meiner Meinung nach ein Symbol für Shanghai."

Das nostalgische Flair wird auch durch zahlreiche Kunsthandwerksläden gefördert. In einer etwa drei Meter breiten Gasse, die mit großen Steinplatten gepflastert ist, finden sich kleinere Läden, vor deren Fassaden große Ladenschilder hängen. Hier verkauft man kunsthandwerkliche Erzeugnisse wie Holzkämme und Fächer. In dieser Gasse finden sich auch einige Teehäuser. Alle Läden sind im traditionellen, chinesischen Stil gebaut.

Unweit des belebten Orts mit den vielen Geschäften findet man einen ruhigen Garten. Der 400 Jahre alte Yuyuan-Garten. Man berichtet, dass der Garten ein Geschenk eines Mandarins an seinen Vater war. Er hoffte, dass sein alter Herr in diesem Garten seinen Lebensabend in Ruhe genießen könne.

Der Yuyuan-Garten hat eine Fläche von zwei Hektar. In der Parkanlage stehen mehr als 20 Pagoden, Pavillons und Hallen. Am bekanntesten sind die künstlichen Felsen, die 14 Meter hoch sind. Für die Gestaltung der Felsen wurden mehrere tausend Tonnen Stein verarbeitet. Diese künstlichen Felsen sind die ältesten, schönsten und größten im Jangtse-Delta.

Die Mitarbeiter des Gartens erzählen den Besuchern gerne die Geschichte dieser grünen Oase und erklären ihnen die vielen Pflanzen in der Anlage. Herr Zhu kehrt seit Jahren den Garten. Er erzählt von zwei alten Bäumen, während er mit einer Bambusstange, die in einen Teich gefallenen Blüten herausfischt:

"Sehen Sie den Turm da? Vor ihm werden sehr viele Blumen gepflanzt. Man nennt das Gebäude deshalb den Turm zur Bewunderung der Blumenpracht. Vor diesem Turm stehen zwei alte Bäume, der eine ist ein Ginko und der andere ist eine Magnolie. Früher standen da zwei Ginko-Bäume, ein männlicher und ein weiblicher. Der weibliche wurde vom Blitz getroffen. Man pflanzte an seiner Stelle einen Magnolienbaum."

Die Zeit scheint im Yuyuan-Garten langsamer zu vergehen. Nehmen Sie sich daher auch genügend Zeit, die schönen Aussichten und Bilder in der Parkanlage zu genießen. Suchen Sie sich einen kühlen Platz im Schatten eines alten Baums oder betrachten Sie, wie sich die Schatten des Bambus auf einer niedrigen weißen Wand hin und her bewegen. Oder bewundern Sie einfach die filigranen Schnitzereien. Sie können sich aber auch an einen Teich setzen und die herum schwimmenden Karpfen mit Kuchenkrümeln füttern. Oberhalb rankt sich Blauregen entlang, der einen dezenten Duft ausströmt und im Teich schwimmen bunte Karpfen hin und her.

Reisetipp:

Das Dampfbrot mit Krabbenfleischfüllung gibt es erst ab fünf Uhr nachmittags. Der Eintritt in den Yuyuan-Garten kostet etwa 4 Euro. Man kann eine Reisebroschüre über den Yuyuan-Garten kaufen, leider gibt es diese derzeit aber noch nicht auf Englisch.

(China.org.cn, 28. Juli 2006)