China: Fragen und Antworten |
Frage: Die Chinesen werden von Geburt an in Stadtbewohner und Landbewohner unterteilt, so dass die soziale und wirtschaftliche Stellung der Menschen ungleich ist. Was ist der Grund dafür? Welche Maßnahmen wird China ergreifen, um die von der Geschichte hinterlassene Frage des Unterschieds zwischen Stadt und Land zu lösen und eine koordinierte Entwicklung von Stadt und Land zu verwirklichen? Antwort: Die künstliche Unterteilung der Chinesen in "Stadtbewohner" und "Landbewohner" stammt aus der Periode der Planwirtschaft. Sie beruht auf dem Einwohnerregistersystem und hat dazu geführt, dass die Stadtbewohner und die Landbewohner unterschiedliche soziale Stellungen haben. Außerdem haben die Regeln über die Getreideversorgung, Beschäftigung und einige Sozialleistungen einen großen Unterschied zwischen den beiden Teilen der Menschen hinsichtlich der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rechte und des sozialen Status verursacht. Das alles hat die Freiheit der Menschen für die Wahl des Wohnsitzes und der Arbeitsstelle sowie die Eheschließung beschränkt. Seit der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik im Jahr 1978 wird das System für Haushaltsverwaltung, Beschäftigung und Sozialleistungen, das die Stadtbewohner von den Landbewohnern unterscheidet, in recht hohem Grad weiter durchgeführt. In einigen Gebieten versucht man, das Einwohnerregistersystem zu reformieren. Da man die zu vielen Faktoren, die hinter diesem System stecken, nicht lösen kann, macht man bei der Reform keinen großen Fortschritt. Deshalb kann die Ungleichheit zwischen den Stadtbewohnern und den Landbewohnern hinsichtlich der Beschäftigung und der Sozialleistungen nicht von Grund auf verändert werden. Daraus resultiert der große Unterschied zwischen Stadt und Land in China. Trotzdem haben sich die grundlegenden Bedingungen für die Aufrechterhaltung der dualen gesellschaftlichen Struktur zwischen Stadt und Land mit der Vertiefung der chinesischen Reform und der Durchführung einer Reihe von politischen Maßnahmen, die darauf abzielen, die koordinierte Entwicklung der Wirtschaften in Stadt und Land zu fördern, einigermaßen verändert. Das Volkskommunen-System z. B. hat sich Anfang der 1980er mit der Einführung des Systems der vertragsgebundenen Verantwortlichkeit auf der Basis der Haushalte in Verbindung mit Produktionserträgen aufgelöst, die Politik des zentralisierten Aufkaufs und Absatzes von Agrarprodukten wurde Ende der 1980er aufgehoben, die Lebensmittelbezugsscheine für die Stadtbewohner wurden 1993 abgeschafft, und das Lebensmittel- und Speiseölversorgungssystem für die Stadtbewohner fand damit sein Ende. Auch das Einwohnerregistersystem, das Beschäftigungssystem und das Sozialabsicherungssystem werden schrittweise reformiert. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts wird die Reform des Einwohnerregistersystems, die darauf abzielt, die duale gesellschaftliche Struktur zwischen Stadt und Land und die daraus resultierende gesellschaftliche Teilung und Diskriminierung abzuschaffen, im ganzen Land durchgeführt. Im März 2001 führte die chinesische Regierung die Politik, die Kleinstädte auf Kreisebene und darunter für die Landbewohner zu öffnen, ein und lockerte die Beschränkungen für die Beschäftigung und Niederlassung der Bauern in den mittleren und großen Städten. Zurzeit arbeiten landesweit über 100 Millionen Bauern in der Stadt, und die lohnbezogenen Einnahmen machen ein Drittel des Einkommens der Bauern aus. Außerdem bevorzugt der Staat hinsichtlich der Finanzen, Steuern und anderen gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen die ländlichen Gebiete, was der Vergrößerung des Unterschieds zwischen Stadt und Land Einhalt gebieten und durch die Industrialisierung und Urbanisierung den Transfer einer großen Anzahl von Landbewohnern in nichtlandwirtschaftliche Bereiche verwirklichen wird. Schätzungsweise wird die Urbanisierungsrate Chinas von 40% in der Gegenwart auf mehr als 55% im Jahr 2020 steigen. Bis dann wird China die von der Geschichte unterlassene Frage des Unterschieds zwischen Stadt und Land lösen und eine koordinierte Entwicklung von Stadt und Land verwirklichen.
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