China: Fragen und Antworten | |
Frage: Nach der Gründung des Neuen China praktizierte China ein zentralisiertes und einheitliches Planwirtschaftssystem, doch das Ziel der Reform und Öffnung ist, ein sozialistisches Marktwirtschaftssystem einzuführen. Was ist die sozialistische Marktwirtschaft? Wodurch unterscheidet sie sich von der kapitalistischen Marktwirtschaft? Antwort: In den nahezu 30 Jahren von der Gründung des Neuen China bis zum Beginn der Reform und Öffnung praktizierte China immer ein zentralisiertes und einheitliches Planwirtschaftssystem, das als das "Grundprinzip" des Marxismus und das grundlegende Kennzeichen des Sozialismus betrachtet wurde. Es ist nicht zu leugnen, dass die Planwirtschaft in dieser Periode eine bestimmte Rolle für die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft gespielt hat. Sie hat China geholfen, aus einem äußerst armen und rückständigen halbfeudalen und halbkolonialen Land zu einem sozialistischen Staat mit einem unabhängigen und vollständigen Volkswirtschaftssystem zu werden. Wie jedes neue Ding in der Geschichte kann die sozialistische Planwirtschaft nicht in jeder Hinsicht perfekt sein. In der Wirtschaftsarbeit zeigten sich ihre Mängel immer deutlicher: Sie betont einseitig die Rolle des Plans und vernachlässigt die Rolle des Marktes bei der Umverteilung der Ressourcen. Ein zu starrer Plan und eine übermäßige Zentralisation haben in gewissem Grad die Initiative der Unternehmen für die Bewirtschaftung beeinträchtigt, was zur relativen Unterproduktion von Konsumgütern und zur ernsten Knappheit an Waren führte. In jener Zeit musste man mit Bezugsscheinen Baumwolle, Getreide und Fleisch kaufen. Diese Tage werden die Chinesen nie vergessen. Die seit 1978 von China durchgeführte Reform ist praktisch ein schrittweiser Übergang Chinas von der Planwirtschaft zur sozialistischen Marktwirtschaft. In diesem Übergang stießen wir einmal auf das Hindernis des traditionellen Konzepts, dass die Planwirtschaft den Sozialismus und die Marktwirtschaft den Kapitalismus bedeute. Erst im Jahr 1992, als die KP Chinas die Idee, dass die Wirtschaftsstrukturreform darauf abziele, ein sozialistisches Marktwirtschaftssystem zu etablieren, vorbrachte, konnte man sich gründlich von den Fesseln des traditionellen Konzepts befreien. Wir sind der Ansicht, dass die Warenwirtschaft eine unumgängliche Phase während der Entwicklung der sozialistischen Wirtschaft ist. Von der Entwicklung der Gesellschaft her gesehen, liegt der wesentliche Unterschied zwischen dem Sozialismus und dem Kapitalismus nicht darin, ob es mehr Plan oder mehr Markt gibt. Die Planwirtschaft bedeutet nicht unbedingt den Sozialismus, denn auch der Kapitalismus hat einen Plan; und die Marktwirtschaft bedeutet nicht unbedingt den Kapitalismus, denn auch der Sozialismus hat einen Markt. Sowohl der Plan als auch der Markt sind ein Mittel zur Regulierung der Wirtschaft, das in der Phase der Entwicklung der Warenwirtschaft auf der Grundlage der vergesellschafteten Großproduktion unentbehrlich ist. Deshalb ist die Anwendung dieses Mittels in einem bestimmten Umfang nicht das Kennzeichen für den Unterschied zwischen der sozialistischen und der kapitalistischen Wirtschaft. Der wesentliche Unterschied zwischen der sozialistischen Marktwirtschaft und der kapitalistischen Marktwirtschaft liegt darin, dass die sozialistische Marktwirtschaft mit dem sozialistischen System verbunden ist. Sie ist ein sozialistisches Wirtschaftssystem und auch die fundamentale Bedingung für die Gewährleistung des sozialistischen Charakters und der sozialistischen Orientierung der chinesischen Wirtschaft.
Vor 1978 wurden alle Gebrauchsartikel in China rationalisiert, weil in China eine Knappheit an Waren herrschte. Im Bild: Stadtbürger Beijings stehen Schlange, um Einkäufe zum Frühlingsfest zu machen.
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