Die Gemeinde Yangmei

In der Nähe der Stadt Nanning, der Hauptstadt des Autonomen Gebietes Guangxi der Zhuang-Nationalität, ist eine alte Gemeinde eine Reise wert. Die Gemeinde Yangmei entstand während der Song-Dynastie vor rund 1000 Jahren. Die Menschen in dieser Ortschaft am Zuo-Fluss führten dank des regen Transportverkehrs zu Wasser ein beneidenswertes Leben. Langsam verlor der Transport auf dem Wasserweg allerdings seine Bedeutung, und Yangmei geriet allmählich in Vergessenheit.

Reisebegleiterin Mo Xiaomei lieferte einen kurzen Überblick über die Ortschaft:

"Die Gemeinde Yangmei liegt am Unterlauf des Zuo-Flusses im Westen der Stadt Nanning. Sie wurde während der Song-Dynastie errichtet, erreichte aber erst während der Zeit der Ming- und Qing-Dynastie (1644-1911 n.Chr.) ihre Blütezeit, weil sich damals der Transport zu Wasser sehr schnell entwickelte. Es fanden sich Kaufleute und Arbeiter aus fast allen Landesteilen ein. Das beeinflusste auch die Architektur und die Kultur in Yangmei und begünstigte ihre Vielfalt und Lebendigkeit. Heute sind in dem Ort mehr als 200 alte Gebäude aus der Zeit der Ming- und Qing-Dynastie vor etwa 400 Jahren gut erhalten."

Zu den geschützten alten Gebäuden zählt der Kuixinglou-Pavillion. Er wurde im Jahr 1736 während der Herrschaft von Qing-Kaiser Qianlong erbaut. Der 15 Meter hohe viereckige Turm besitzt insgesamt drei Stockwerke. Im Erdgeschoss thront eine Statue des legendären Helden Guan Yu. General Guan Yu lebte zur Zeit der Drei Streitenden Reiche vor rund 1800 Jahren. In den Augen der Chinesen ist der General nicht nur ein Kampfkunstmeister, sondern auch ein Symbol von Treue, Unverwundbarkeit und Gerechtigkeit. Im zweiten Geschoss steht eine Holzstatue des Gottes der Literatur. Zur Kaiserzeit baten jedes Jahr junge Männer im Kuixinglou-Pavillion um den Segen des Gottes der Literatur, bevor sie sich auf den Weg in die Kaiserstadt machten, um an der kaiserlichen Prüfung teilzunehmen. Wer die Prüfung bestand, war Anwärter auf einen Mandarinposten. Die kaiserliche Prüfung war fast die einzige Möglichkeit für einen Bauern, sein Leben zu verändern.

Neben der 400 Jahre alten Architektur ist auch die Naturlandschaft am Zuo-Fluss besonders attraktiv. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts besuchte ein Geologe namens Xu Xiake auf einer Abenteuerreise die Ortschaft Yangmei. Die idyllische Landschaft am Zuo-Fluss beeindruckte ihn tief. Seine unvergesslichen Erlebnisse hat Xu Xiake mehrfach in seinen Werken erwähnt.

Die Linjiang-Straße, oder Straße am Fluss, gilt als die am besten erhaltene Straße in Yangmei. Wer heute die 300 Meter lange Gasse durchwandert, passiert viele niedrige Häuser, die mit schwarzen Dachziegeln bedeckt sind. Das Leben der Menschen in dieser Straße wirkt beschaulich. Man kann sich nur schwer vorstellen, dass sich in der Linjiang-Straße vor etwa 200 Jahren eine sehr belebte Anlegestelle befand, denn damals drehte sich in Yangmei fast alles um den Wassertransport. Dazu beschrieb Reisebegleiterin Mo Xiaomei:

"Vor etwa 200 Jahren lebte fast die ganze Ortschaft vom Wassertransport. In der Blütenzeit von Yangmei gab es hier acht Anlegestellen. Damit war Yangmei ein wichtiger Knotenpunkt in dieser Region. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts verlor der Wassertransport seine Bedeutung."

In einem Gedicht wurde die Blütezeit der Anlegestellen in Yangmei beschrieben:

Die Schiffe und Boote am Fluss reihten sich Bug an Bug. Über das Ufer schallten Dialekte aus praktisch allen Landesteilen. Am Abend leuchteten die Lichter der Boote wie Sterne am Himmel.

Reisetipp:

Reiseführerin Mo Xiaomei empfiehlt den Frühling als die beste Reisezeit:

"In Yangmei spürt man zwar keinen so signifikanten Unterschied zwischen den Jahreszeiten wie in Nordchina, aber der Sommer hier ist für Besucher viel zu heiß und feucht. Und zwischen Mai und Oktober regnet es auch sehr viel. Erst ab Oktober wird das Wetter wieder trocken. Daher wäre eine Reise nach Yangmei im Frühling viel angenehmer. Wer hier ist, sollte unbedingt die lokalen Spezialitäten wie die aufgehenden Sojabohnen, das Sauerkraut und die Rippensuppe probieren. Das sind die Lieblingsgerichte der Einheimischen."

Die Anreise ist nicht kompliziert. Sie können mit dem Zug oder dem Flugzeug nach Nanning kommen. Von dort ist die Ortschaft Yangmei nicht mehr weit. Auf der Huaqiang-Straße in Nanning gibt es eine Bushaltestelle, von der Touristenbusse nach Yangmei abfahren. Die Hinfahrt dauert 90 Minuten und kostet 7 Yuan. Besonders zu empfehlen ist die Anreise mit dem Boot. Jeden Morgen um 8 Uhr 30 fährt ein Schiff von Nanning aus in Richtung Yangmei. Das Schiff kehrt um 15 Uhr 30 zurück.

Innerhalb der Gemeinde Yangmei ist eine Rundfahrt auf einem von Ochsen gezogenen Gefährt besonders interessant.

(China.org.cn, 31. August 2006)