Nachbau des alten Sommerpalastes geplant

146 Jahre nachdem englisch-französische Truppen den alten Beijinger Sommerpalast (Yuanmingyuan) gestürmt und niedergebrannt haben, gab nun eine private chinesische Stiftung bekannt, ein Replikat des berühmten kaiserlichen Gartens bauen zu wollen.

Die Stiftung für den Schutz chinesischer Kulturgüter sowie die private Zhejiang Hengdian Stiftung für die kulturelle Entwicklung Chinas, die von dem 72 Jahre alten Xu Wenrong geleitet wird, wollen bei dem Nachbauprojekt zusammenarbeiten. Der Nachbau soll in Hengdian in der Provinz Zhejiang entstehen.

Um Geld für das Projekt soll in China und im Ausland geworben werden. Außerdem sollen noch existierende Gegenstände aus dem originalen Garten zusammengetragen werden, sagt Xu.

"Der Nachbau wird eine 1:1 Imitation der Anlage aus der Qing-Dynastie (1644-1911) und aus den drei Hauptgebäudekomplexen der Gärten Yuanming, Changchun und Yichun bestehen. Er wird eine Fläche von über 400 Hektar einnehmen, von denen 40 Prozent Wasser sein werden", sagt der leitende Architekt Zhang Xianchun. Der neue Yuanmingyuan werde die "künstlerische Quintessenz der chinesischen Gärten" darstellen.

Xu sagte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Xinhua, dass er seit 15 Jahren von diesem Projekt geträumt habe. Er sei zuversichtlich, die Pracht des Yuanmingyuan wieder herstellen zu können.

Allerdings treffen Xus Ambitionen durchaus auch auf starken Widerspruch. Viele Gegner des Projektes sind der Ansicht, dass der Yuanmingyuan ein Symbol der Demütigung der Chinesen sei. "Es hat 150 Jahre gedauert, den Yuanmingyuan zu bauen. Er kann nicht in fünf oder zehn Jahren nachgebaut werden", sagt Professor Ruan Yisan, Direktor des staatlichen Instituts für berühmte historische und kulturelle Städte bei der Shanghaier Tongji-Universität. "Die heutigen Ruinen sind ein Zeugnis dieser geschichtlichen Epoche. Der Nachbau ist unnötig."

"Es wäre besser das Geld für antike Kulturerbestätten auszugeben, die dringend Schutz brauchen oder einige moderne Gebäude zu bauen, die mit Aspekten der antiken chinesischen Architektur versehen sind."

"Wenn der Nachbau eine Touristenattraktion sein soll, dann könnte er viel Geld verlieren, wenn man die gewaltigen Kosten für seinen Bau in Betracht zieht", meint Ruan.

China besitzt 2500 Touristenattraktionen, in die 150 Milliarden Yuan (15 Milliarden Euro) investiert wurden. Nur 10 Prozent davon sind profitabel.

Ruan ist nicht der einzige Kritiker. Ye Yanfang, ein Wissenschaftler des Instituts für ausländische Literatur bei der chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften meint, die Zerstörung des Yuanmingyuan sei eine Narbe, die die starken westlichen Nationen auf dem Rücken der chinesischen Nation zurückgelassen hätten. Der Schutz der Ruinen in Beijing würde die Tatsachen der Geschichte bewahren.

Xu erhält aber von einigen Experten und Gelehrten auch Unterstützung für seinen Nachbauplan. Sie sind der Überzeugung, dass ein Nachbau einen starken Kontrast zu den Ruinen in Beijing bilden und junge Menschen an diese Periode der chinesischen Geschichte erinnern würde.

Xu sagt, er lasse sich nicht von seinem Plan abbringen. Er glaube, dass die Ruinen des Yuanmingyuan weiterhin als Erinnerung an die Geschichte dienen könnten, während der Nachbau die künstlerischen Errungenschaften des China vor 1860 zeige. "Dieses Projekt will ich schon seit langem durchführen und seit 15 Jahren habe ich Materialien vom echten Yuanmingyuan gesammelt, die in der ganzen Welt verstreut waren."

Der Yuanmingyuan Experte Li Jianping ist der Meinung Vertreter beider Standpunkte wollten "Chinas großes kulturelles Erbe schützen." Die Vorteile und Nachteile des Nachbaus werden nicht deutlich werden, bevor er fertig gestellt ist."

Laut historischer Aufzeichnungen begann der Bau des ursprünglichen Yuanmingyuan im Jahr 1707 und wurde über 150 Jahre hinweg und unter fünf Qing-Kaisern fortgesetzt. Er bestand aus drei miteinander verbundenen Gärten und hatte eine Fläche von 350 Hektar, von denen 140 Hektar mit Wasser bedeckt waren.

Der Yuanmingyuan befindet sich unter anderem auf der Liste der Stätten zur "patriotischen Erziehung."

Der Hengdianer Sozial- und Wirtschaftsverband unter Leitung von Xu Wenrong wurde bekannt durch einen Freizeitpark mit Nachbauten der Verbotenen Stadt in Beijing, eines Palasts der Qin-Dynastie (221-206 vor Chr.) und einer wohlhabenden Handelsstrasse aus der Song-Dynastie (960-1279). Der Park verzeichnete im letzten Jahr 3,3 Millionen Besucher.

(Alle Bilder sind aus dem abendfüllenden Dokumentarfilm "Yuanmingyuan".)

(China.org.cn, Xinhua, 24. Oktober 2006)