Eine musikalische Reise in Loulan

Es war einmal ein Königreich, das hieß Loulan. Vor etwa 1400 Jahren verschwand es – es wurde unter Wanderdünen der Wüste begraben....

Im Süden des nordwestchinesischen UIgurischen Autonomen Gebiet Xinjiang liegt das größte Binnenlandbecken Chinas – das Tarim-Becken. Hier bestanden einst 36 kleine Fürstentümer und Staaten. Allerdings sind alle inzwischen untergegangen, sie verschwanden, als sich die Wüste ausdehnte. Die Sanddünen in Taklamakan können 250 Meter hoch sein. Und Loulan war einer jener Staaten, die den Kampf mit dem Sand verloren haben.

Die Ruinen von Loulan befindet sich westlich von Lop Nur im Nordosten des Tarim-Beckens. Lop Nur war früher ein Salzsee, ist aber heute längst ausgetrocknet.

Wenn man in historischen Dokumenten von vor 1600 Jahren nachliest, kann man sehr häufig den Namen Loulan finden. Das Reich entstand im 2. Jahrhundert und verfügte über ein ausgedehntes Territorium von mehr als 36.0000 Quadratkilometern. Das Reich Loulan hatte 14.000 Einwohner und war eine Drehscheibe auf der Seidenstraße und ein mächtiges Handelszentrum zwischen China und dem Westen.

Heute allerdings kann man sich das lebendige Stadtbild von Loulan vor Jahrhunderten nur noch vorstellen: Karawanen aus aller Welt kamen nach Loulan. Mit exotischen Gütern beladene Kamele und geschäftige Basare prägten das Bild. Die meisten Kaufleute kamen damals aus Regionen rund um das Mittelmeer.

Für etwa 500 Jahre war Loulan ein blühender Ort. Aber im 5. Jahrhundert enden urplötzlich alle historischen Aufzeichnungen - Loulan scheint fast über Nacht spurlos verschwunden zu sein.

Der dramatische Untergang Loulans blieb für Jahrhunderte ein historisches Rätsel, und die Frage, wo sich das Reich befand, konnte nicht beantwortet werden.

An der Schwelle des 20. Jahrhundert erregte dann eine archäologische Entdeckung weltweite Aufmerksamkeit: Das verlorene Königsreich Loulan wurde vom schwedischen Abenteurer Sven Hedin ans Licht gebracht, als er auf einer Expeditionsreise nach Lop Nur kam. Der Schwede entdeckte zufällig die Ruinen des verlorenen Reiches unter dem goldenen Sand. Kurz darauf kamen Archäologen, Historiker und Forscher aus aller Welt nach Loulan.

Bei ihren Ausgrabungen haben die Forscher zahlreiche wertvolle Relikte gefunden: Ruinen, Münzen, Holz-Schnitzereien, Lackarbeiten, Strickwaren aus Seide, zahlreiche Dokumente und Wandbilder. Eine mysteriöse untergegangene Zivilisation öffnete sich...

Die Entdeckung lüftete den Schleier, der das alte Reich verhüllt hatte und gewährt uns Einblicke in eine untergegangene Kultur und Zivilisation.

Wir können heute bei der etwa 100 Quadratkilometer großen Ausgrabungsstätte Reste von verfallenen Stadtmauern, königlichen und Adels-Residenzen, Palästen, Tempeln, Werkstätten und Türmen sehen – und zahlreiche kreuz und quer liegende Balken und Säulen.

Am meisten fällt uns eine buddhistische Pagode aus Holz im Osten der einstigen Stadt auf. Die 10 Meter große achteckige Pagode stand auf einem viereckigen Fundament.

In der Mitte der Stadt Loulan sehen wir Reihenhäuser. Rund um diese Häuser haufen sich Holzstücke, meistens 5 bis 6 Meter lang. An den Fundamenten mancher Häuser lassen sich auch Spuren von roter Farbe ausfindig machen. In der Nähe dieser Häuser haben Archäologen wertvolle historische Dokumente entdeckt, darunter viele amtliche Regierungsdokumente. Anhand dieser Dokumente und des architektonischen Stils der Häuser vermuten die Forscher, dass hier die Regierungsgebäude des Reiches standen.

Im Westen und Süden der Stadt lagen die Wohnsiedlungen der einfachen Leute. Diese Häuser aus Stroh und Lehm waren viel kleiner und weitaus weniger prächtig als die in der Stadtmitte.

Ein ausgetrockneter Tunnel zieht durch die Stadt und gliedert sie in zwei Teile. Archäologen stellten fest, dass dieser Tunnel einst einige Flussbetten außerhalb der Stadt miteinander verbunden hat. Der ausgetrocknete unterirdische Fluss diente einst als Wasserversorgung für die Stadt Loulan.

Außerhalb flossen früher viele mächtige Ströme, und es gabüppige Wälder. Es fällt Ihnen sicherlich nicht schwer, sich einaml vorzustellen, wie lebendig die Stadt Loulan vor 1500 Jahren war.

Aber so ist manchmal der Lauf der Welt - mächtige Reiche streben auf, erleben eine Blütezeit und gehen unter, und dort, wo einst eine lebendige Oase blühte, herrschen heute Wüste, Sand und Tod.

Heute arbeiten Archäologen und Historiker aus aller Welt in Loulan, um das jahrtausendalte Rätsel zu lösen. Und natürlich sind die Ruinen von Loulan ein großer Touristenmagnet...

(China.org.cn, 9. Januar 2003)