Die Tianshan-Gebirgskette

Die Tianshan-Gebirgskette (das "Himmelsgebirge"), einer der längsten Gebirgszüge in Zentralasien, zieht sich mitten durch das Uigurische Autonome Gebiet Xinjiang in Nordwestchina. Sie besteht aus einzelnen Gebirgsschollen, die fächerartig im Westen auseinander- und im Osten wieder zusammenlaufen, und bedeckt etwa ein Fünftel der gesamten Fläche Xinjiangs. Die Gebiete südlich beziehungsweise nördlich der Tianshan-Gebirgskette werden jeweils Süd- und Nordxinjiang genannt.

Ein majestätisches Gebirge

Die Tianshan-Gebirgskette ist ein 2.000 km langes (von Westen nach Osten) und 300 km breites (von Norden nach Süden) Bruchschollengebirge mit vielen Schluchten, Tälern, Becken und einigen Dutzend Gipfeln und Gebirgsknoten. Im Westen ragen hohe, schroffe Berge auf. Der höchste von ihnen ist der Tomur mit 7435,3 Metern über dem Meeresspiegel, der sich im Bezirk Aksu befindet. Der Tomur bildet zusammen mit dem nördlich gelegenen 6995 Meter hohen Khantengri einen majestätischen Gebirgsknoten.

Im westlichen Teil der Tianshan-Gebirgskette liegen die Pässe im allgemeinen über 3000 Meter ü. d. M.. Der niedrigste Pass, der Muzart-Davan (Eishang), in einer Höhe von 2900 Metern ü. d. M., ist ein Verbindungsweg zwischen Süd- und Nordxinjiang. Auf einer 12 km langen Strecke führt dieser schwer passierbare Weg durch Gletschereis.

Der östliche Teil der Tianshan-Gebirgskette ist niedriger als der westliche und erreicht im allgemeinen nur eine Höhe von 3000 bis 4000 Metern. Der höchste Berg dort, der Bogdo Ula, liegt 5445 Meter ü. d. M., und sein zackiger Gipfel stürzt fast senkrecht ab und ist mit ewigem Eis bedeckt. An seinem Nordwesthang gibt es einen natürlich eingedämmten, schmalen See, 1.980 Meter über dem Meeresspiegel, der von Süden nach Norden etwa vier Kilometer und von Westen nach Osten zwei Kilometer misst und von dichten Wäldern umgeben ist. In seinem klaren Wasser spiegeln sich Wald und schneebedeckte Gipfel. Die Landschaft hier ist außergewöhnlich. Der See heißt "Tianchi" (Himmelsteich). Außer seiner Funktion als Wasserreservoir, bietet er gute Erholungsmöglichkeiten für Touristen.

Eine Welt aus Schnee und Eis

Die hohen Gipfel der Tianshan-Gebirgskette sind das ganze Jahr hindurch mit ewigem Schnee und Eis bedeckt. Wunderschöne Eisberge und silberne Gletscher finden sich hier überall. Im Winter liegt die Temperatur stets bei 30 – 40ºC unter Null. Sogar im Sommer kommt es oft zu starken Schneefällen.

In der Tianshan-Gebirgskette befindet sich eine der größten Gletscherzonen Chinas. Am Tomur und in dessen Umgebung gibt es über 400 plastische (fließende) Gletscher, die eine 2.800 Quadratkilometer große Fläche bedecken. Man kommt in eine wunderbare Welt: weiße eisige Schmelzwässer rieseln entlang vereister Felsen in die Tiefe, und der talab fließende Eisstrom wird schließlich zu einem Gletscherbach; Eisbrücken sind über Eisgruben geschlagen; wunderschöne, bizarre Eispilze sieht man und Springquellen mitten im Eis.

Die Gletscher bewegen sich kaum merklich. Von April bis September schmilzt stets ein Teil der Gletscher der Tianshan-Gebirgskette. Das Schmelzwasser schlängelt sich die Berge hinab, netzt die Steppen und Wälder, bewässert Getreidefelder und Obstgärten. So sind praktisch "Oasen" am Fuß des Gebirges entstanden. Deshalb betrachten die am Fuß der Tianshan-Gebirgskette ansässigen Menschen die Gletscher als ein "Reservoir auf hohem Berg".

Reiche Naturschätze

Das Tianshan-Gebirge ist nicht nur wegen seiner schönen Landschaft berühmt, sondern besitzt auch reiche Ressourcen. Am Nordhang stehen herrliche Fichtenwälder.

In den Tälern im Westen des Gebirgszugs wachsen wilde Apfelbäume, die im Laufe der Erdgeschichte, in mehreren Millionen Jahren dort entstanden sind und sich bis heute noch vermehren. Außerdem gibt es dort auch den Chinesischen Walnussbaum, den wilden Aprikosenbaum, den Chinesischen Weißdorn, die Chinesische Esche und andere uralte Baumarten. Diese bilden zusammen mit modernen Baumzüchtungen einen natürlichen Garten.

Man kann dort viele Heilpflanzen finden. Mitten im Schnee, im 4000 – 5000 m hochgelegenen Gletschergebiet, wächst beispielsweise der Schärtling, ein Heilmittel gegen Rheumatismus. Er ist weiß behaart und sehr widerstands- und anpassungsfähig. Er wächst und gedeiht sogar bei 20 – 30 Grad unter Null.

In der Tianshan-Gebirgskette leben viele wilde Tiere. So gibt es z. B. Sibirische Steinböcke, fahlgraue Wildschafe (Argali) und Himalaya-Murmeltiere. Das Argali-Schaf hat ein riesiges, mit der Spitze nach außen zeigendes Schneckengehörn und wird im allgemeinen bis zu 50 Kilogramm schwer. Es ist ein typischer Vertreter der zentralasiatischen Hochgebirgstiere. Die Sibirischen Steinböcke sind flink und gewandt, sie haben ihre Höhlen in den steilen Felsen.

Fruchtbare Täler und Becken

Die Täler und Becken in der Tianshan-Gebirgskette, bewässert mit Schmelzwasser, sind heute fruchtbare Weideplätze und Felder; das Turfan-Becken im Osten und das Ili-Tal im Westen sind sehr bekannt.

Das Turfan-Becken, die heißeste und tiefstgelegene Gegend Chinas, ist der bedeutendste Lieferant für Agrarprodukte Xinjiangs. Dank des engen Bewässerungsnetzes kann man hier jährlich außer Reis, Hami-Melonen, kernlosen Trauben auch die in ganz China bekannte, langfaserige Baumwolle einbringen.

Das Ili-Tal im Xinjiang-Gebirge ist im Norden und Süden von Bergen eingeschlossen und nach Westen offen. So können warme und feuchte Westwinde einströmen, während die trockene und heiße Luft aus den südlich und nördlich des Gebirges gelegenen Wüsten abgeblockt wird. Deshalb ist das Klima hier sehr warm und feucht, die jährliche Niederschlagsmenge liegt bei 250 – 600 mm. Im Winter bedeckt hoher Schnee das Tal. Im Frühling und Sommer führt das Regen- und Schmelzwasser aus dem Gebirge fruchtbare Erde mit sich. Die Flüsse Kaschgar, Künes und Teckes, die im schneebedeckten Tianshan-Gebirge entspringen, münden alle in den Ili-Fluss, der das ganze Tal durchfliesst und die bekannte Künes-Grassteppe befeuchtet. Hier werden die weithin berühmten Ili-Pferde und Feinwollschafe gezüchtet, die ausgezeichnetes Fleisch und vorzügliche Wolle liefern. Außerdem werden Weizen, Raps und verschiedene Obstarten geerntet.

(China.org.cn, 30. Mai 2003)