Home Aktuelles
Multimedia
Service
Themenarchiv
Community
Home>International Schriftgröße: klein mittel groß
01. 09. 2012 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Deutschland soll ausgleichende Rolle in Weltpolitik spielen

Schlagwörter: Merkel China

Bundeskanzlerin Merkel ist derzeit zu Besuch in China. Gestern wurden mehr als zehn verschiedene Verträge unterschrieben, darunter ein Auftrag von China über 50 Airbus-A320-Flugzeuge für 3,5 Milliarden USD, der als besonders aufsehenerregend galt. Zur Amtszeit Merkels gab bei den Beziehungen zwischen China und Deutschland etliche Missverständnisse und komplizierte Situationen bei der Zusammenarbeit. Im Großen und Ganzen sind die Entwicklungen aber gut und beide Nationen haben ein realistisches Verständnis von der Stabilität ihrer Relationen.

Die Bundeskanzlerin war unter den europäischen Staatsoberhäupten die erste, die ein Treffen mit dem Dalai Lama vereinbart hatte. Bei späteren Besprechungen mit China was die wirtschaftliche Zusammenarbeit angeht, zeigte sie ein sehr engagiertes Auftreten. Die Beziehungen zwischen Deutschland und China dienten essentiell als Modell späterer chinesisch-europäischer Relationen. Allerdings sind die Beziehungen zu China während der Merkel-Regierung komplett auf Einzelfälle zurückzuführen. In den letzten Jahren hat Deutschland noch keinen längerfristigen Plan zur Stärkung chinesisch-deutscher Beziehungen gefasst.

China ist im Wandel. Der Asiatisch-Pazifische Raum ist im Wandel. Die geopolitische Lage Europas und Deutschlands ist im Wandel. Deutschland hat viele berühmte Denker hervorgebracht. Ihre Nachkommen sollen Sensibilität für die Entwicklung der Weltlage aufrechterhalten und für Deutschland und Europa eine passende Stellung in diesen Zeiten finden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Deutschland das Floß zwischen zwei Extremen. Erst nach Ende des Kalten Kriegs und dem Fall der Mauer hatte Deutschland diplomatischen und politischen Raum, der komplett im Besitz des Landes lag. Innerhalb der vergangenen 20 Jahre war Deutschland beschäftigt, sich in Europa einzugliedern. Es wurde sich bemüht, Beziehungen über den Atlantik und innerhalb der Europäischen Union aufzubauen, selbst die Deutsche Mark wurde aufgegeben. Stattdessen sprach man sich sogar für die Verbreitung und Verstärkung des Euro aus. Deutschland wurde zu einem richtigen europäischen Land, das die Bezeichnung als solches auch verdiente.

Dennoch, der Eindruck den die Menschen bekommen ist, dass Deutschlands auf die, durch Schwellenländer wie China angestoßenen, abrupten Änderungen der Weltlage, zu langsam reagiert. Es scheint, als wüsste das Land selbst nicht recht, ob es sich angesichts des kritischen Wandels auf der Welt in größerem Ausmaß einmischen sollte. Obwohl Deutschland in der EU die Initiative ergriffen hat und mit den Regierungen Chinas und Indiens als erstes Land Gespräche führte, ist das Wissen und die Meinung über China doch noch sehr europäisch, sowohl auf offizieller Seite als auch unter dem Volk. Was strategisches Denken angeht, kommt Deutschland nicht einmal annähernd an die Vision des "alten Europas" von Endes des vorherigen Jahrhunderts heran.

Das "alte Europa" ist heutzutage beinahe der schönste Platz auf der Erde, aber sein Einfluss sinkt merklich. Ob Europa ein Frosch ist, der im lauwarmen Wasser gekocht wird, hängt nicht nur von Europa selbst ab, sondern auch davon, welche Art von Kochtopf die Weltpolitik denn letztlich darstellt.

Deutschland muss mit einem Fuß aus dem Atlantik springen, um ein "globales Deutschland" zu werden. Natürlich ist das keine so halbherzige Sache, wie es mit England der Fall ist. Man muss mit Europa zusammen bessere Strategien entwerfen, um die "Globalisierung" Europas realisieren zu können.

Die größte Wachstumsregion der Welt befindet sich im pazifischen Raum, der gleichzeitig die größten weltpolitischen Sorgen für die Weltbevölkerung beinhaltet. Es ist sehr unklar, welche Beziehungen zwischen China und den USA letztendlich herrschen werden. Diese Ungewissheit ist zufälligerweise auch ein potenzieller strategischer Raum für Deutschland als größtes Land Europas. Wenn es eine einzigartige strategische Rolle spielen will, dann ist es dazu wahrscheinlich auch in der Lage.

Während des Kalten Krieges wandte sich das "alte Europa" Angesichts der bedrohlichen Sowjetunion vollständig den Vereinigten Staaten zu. Das China von heute ist Europa gegenüber nicht bedrohlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass Amerika zusammen mit der Volksrepublik die damaligen Beziehungen zwischen den USA und der Sowjetunion nachmacht, dass sich zwei entgegengesetzte Gruppen gegenüberstehen, die ist auch sehr gering. Dass Europa politisch gesehen immer noch dicht den USA folgt, scheint mehr aus Gewohnheit als aus sonstigen Gründen zu passieren. Dieselbe Gewohnheit scheint die europäische Denkweise und den Sinn für strategische Innovation begrenzt zu haben.

Als mächtigstes der europäischen Länder solte Deutschland sich darum bemühen, China erneut kennenzulernen. Das ist nicht nur eine Methode, um sein Wissen über China aufzufrischen, sondern auch eine Möglichkeit, um den Horizont der Deutschen zu erweitern. Bundeskanzlerin Merkel war bereits sechs Mal zu Besuch in Peking. Ist China vergleichbar mit dem Ostdeutschland ihrer Zeit, in dem sie auch gelebt hat? Die öffentliche Meinung in Europa stellt China als vormals zur Sowjetunion gehört habend dar. Die Volksrepublik fühlt sich deswegen ein wenig zu Unrecht behandelt, auch wenn sie kein großes Thema daraus macht. Wer sich wirklich damit selber schadet sind die europäischen Bürger selbst.

Deutschland muss eine umfassende Strategie entwickeln, um Beziehungen zu China aufzubauen, die über ideologische Aspekte hinwegreichen. Dabei muss es in die ganze Welt betreffenden politischen Fragen zur Stelle stehen, sich näher zwischen Amerika und China platzieren und als balancierendes Element ins Spiel kommen. Wenn Deutschland diese Aufgaben erfüllen kann, wird es mit seiner nationalen Strategie einen Durchbruch erfahren und auf dem Schauplatz Pazifik eine Rolle spielen, die weit über der eines Zuschauers hinausreicht.

Deutschlands Macht versetzt das Land in eine Lage die es ihm erlaubt, noch unabhängiger in die Weltpolitik einzugreifen. Mit einem einzigartigen Blick auf Schwellenländer wie China kann Deutschland noch mehr wirtschaftliche und politische Chance ausfindig machen, und ultimativ einen einzigartigen Beitrag zum Weltfrieden leisten. Deutschland darf nicht im "Westen" verloren gehen.

Quelle: german.china.org.cn

Druckversion | Artikel versenden | Kommentar | Leserbrief | zu Favoriten hinzufügen | Korrektur

Kommentar schreiben
Kommentar
Ihr Name
Kommentare
Keine Kommentare.
mehr