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04. 06. 2013 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich: Vorbild für China und Japan?

Schlagwörter: Elysée-Vertrag Versöhnung China Japan

Von Zhang Yue / Beijing

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags hat das Goethe Institut Beijing gemeinsam mit der deutschen und der französischen Botschaft am 29. Mai das Symposium "Strategien der Versöhnung" veranstaltet.

An dem Symposium nahmen Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Medien teil. Mehrere Wissenschaftler interpretierten die Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich aus Sicht der Geschichtswissenschaft. Tang Chongnan, Forscher an der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften, äußerte sich vor allem über die Lehre, die man in China und Japan aus der deutsch-französischen Versöhnung ziehen könne.

Tang erklärte, dass die Geschichte eine objektive Tatsache und nicht zu verändern sei. Die Erkenntnisse über die Geschichte seien jedoch von Menschen subjektiv beeinflusst. Die unterschiedlichen Erkenntnisse von China und Japan über den Zweiten Weltkrieg hätten dazu geführt, dass sich beide Länder bis heute immer noch nicht miteinander versöhnt haben.

Im Kampf gegen japanischen Faschismus waren 50 Millionen Chinesen getötet oder verletzt worden. Der direkte wirtschaftliche Verlust hatte 100 Milliarden US-Dollar betragen. Allein bei dem Nanjing-Massaker, das insgesamt sechs Wochen gedauert hatte, waren 300.000 Chinesen getötet worden, das heißt: alle 12 Sekunden starb ein Chinese. Diese historischen Tatsachen sind heute international anerkannt. Aber viele japanische Politiker und Rechtsextreme lehnen die Geschichte ab und versuchen, eine Rechtfertigung für den Krieg zu finden. Dies gilt als das größte Hindernis auf dem Weg zur Versöhnung der beiden Länder.

Wenn man auf die Geschichte zurückschaut, so gebe es eine staatliche, eine kollektive und die individuelle Erinnerung, fuhr Tang fort. Um eine Versöhnung überhaupt erzielen zu können, hätten sich sowohl Deutschland als auch Frankreich Mühe gegeben, die negativen kollektiven und individuellen Erinnerungen abzuschwächen. "Manchmal müssen die individuellen sogar von den staatlichen Erinnerungen ersetzt werden. Die Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich ist ein Vorbild für China und Japan."

China hatte nach dem Krieg bereits mehrere "freundschaftliche Gesten" umgesetzt. Zum Beispiel hat China nach dem Krieg über 10,5 Millionen gefangene japanische Soldaten und Umsiedler freigelassen. Die chinesische Regierung appellierte damals an die Bevölkerung, ihren Hass gegenüber den Japanern im Zaum zu halten, und sich stattdessen für eine friedliche Zukunft einzusetzen.

Auf die Versöhnungsbemühungen von chinesischer Seite gab es allerdings bisher keine positiven Reaktionen. Japanische Spitzenpolitiker verteidigen den Aggressionskrieg noch immer. Das Erstarken des Rechtsextremismus in Japan beunruhigt nicht nur China, sonder ganz Asien. Eine Versöhnung scheint derzeit zwischen China und Japan kaum möglich.

Der Grund für die unterschiedlichen Erkenntnisse von Deutschland und Japan über die Geschichte soll laut Tang in der unterschiedlichen "Bestrafung" beider Länder nach dem Krieg zu finden sein. Nach dem Sieg der alliierten Länder wurde Deutschland von vier Siegermächten, Japan jedoch nur von den USA alleine besetzt. Wegen des Ausbruchs des Kalten Krieges hatten die USA ihre Japan-Politik grundsätzlich verändert. Statt Bestrafung setzten die USA auf eine Unterstützung der japanischen Regierung, um einen Verbündeten im erwarteten Kampf gegen die Sowjetunion zu haben. Vor diesem Hintergrund war es möglich, dass zahlreiche japanische Kriegsverbrecher nach dem Krieg zu Politikern der japanischen Regierungen wurden. In Deutschland wäre so etwas gar nicht vorstellbar gewesen! Mit Unterstützung der USA konnte sich Japan der Verantwortung für seine Kriegsverbrechen entziehen, während man die Deutschen bis heute noch für die Verbrechen des Faschismus bezahlen lässt.

"China hat bereits viel getan, um die Versöhnung mit Japan zu realisieren. Jetzt muss die japanische Regierung ihre Lehre aus der Geschichte ziehen und eine echte Bereitschaft zur Versöhnung erkennen lassen", forderte der chinesische Forscher.

Quelle: german.china.org.cn

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