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24. 02. 2012 Druckversion | Artikel versenden| Kontakt

Deutsch-Chinesische Zusammenarbeit

"Die deutsche Öffentlichkeit setzt sich intensiv mit China auseinander" Exklusiv

Schlagwörter: Deutschland China Beziehung Kultur Vorurteile Merkel Wen Jiabao Medien

Das bietet natürlich für die deutsche Öffentlichkeit auch die Chance, wirklich einmal zu sehen, wie und was hier alles in der chinesischen Öffentlichkeit diskutiert wird und was für Meinungen es zu den verschiedensten Themen gibt. Projekte wie zum Beispiel "Stimmen aus China" können dazu beitragen, die chinesische Diskussionskultur in Deutschland bekannt zu machen, was vielleicht sogar viel interessanter ist als zum Beispiel die offizielle Berichterstattung.

Ja, diese Pluralität im Internet, die in China besteht, kann über solche Projekte dem deutschen Publikum bekannt gemacht werden. Bei "Stimmen aus China" wird dem deutschen Leser eine Übersicht über die chinesischen Blogdiskussionen geboten. Dadurch wird ihm bewusst, dass es in China durchaus eine pluralistische öffentliche Debatte über wichtige und aktuelle Themen gibt, die natürlich auch zur Stärkung der Zivilgesellschaft beiträgt. Das sind Medien, an denen sich der einzelne Bürger direkt beteiligen kann. Dieser chinesische Trend ist in Europa noch nicht so bekannt. Das sollte vielleicht noch mehr Aufmerksamkeit erfahren.

Kann diese Internetdiskussion nicht auch zur Verbreitung von falschen Gerüchten beitragen, die am Ende großen Schaden anrichten können? Sollte man dies nicht auch regulieren?

Der Wert des Internets ist es doch gerade, dass man eine freie Diskussion hat. Man sollte daher so viel freie Diskussion zulassen, wie möglich erscheint und so wenig Kontrolle von Gerüchten, Falschaussagen und Verhinderung von negativen Entwicklungen wie nötig vornehmen. Will man Gerüchte und sonstige negative Entwicklungen korrigieren, sollte man so behutsam wie möglich agieren. Man sollte die Diskussion nicht stören und die Freiheit nicht einschränken.

Seit einigen Jahren pflegen die deutschen und die chinesischen Medien einen regelmäßigen Austausch. Dazu gehören zum Beispiel das jährliche Medienforum und das Projekt "Medienbotschafter". Könnten Sie bitte die Projekte kurz vorstellen? Welche Erfolge sind damit bisher erzielt worden?

Es gibt eine ganze Reihe wichtiger Projekte in diesem Bereich. Eines der wichtigsten wird von der Robert-Bosch-Stiftung organisiert. Es ist ein Dialog, an dem vor allem Chefredakteure teilnehmen, die sich über unterschiedliche Arbeits- und Herangehensweisen austauschen sowie über gegenseitige Vorurteile und Klischees, auch um künftige Missverständnisse und Fehler in der gegenseitigen Wahrnehmung zu vermeiden. Der Dialog wird sehr offen geführt und war bisher sehr erfolgreich. Das letzte Mal fand er in Deutschland statt. Die Teilnehmer sind auch zum Gespräch mit Helmut Schmidt zusammengekommen. Später wurden die chinesischen Teilnehmer auch von Bundespräsident Wulff empfangen.

Dann gibt es auch einen sehr erfolgreichen Mediendialog, den die Bundesregierung durch das Institut für Auslandsbeziehungen (IfA) fördert. Da laden wir deutsche und chinesische Redakteure und Journalisten ein, die sich dann zu bestimmten Themen austauschen. Das letzte Mal haben sie sich in Stuttgart getroffen, zum Thema Kommunalpolitik. Dabei ging es natürlich vor allem um Stuttgart 21 und die Reaktionen der Bevölkerung zu dem Thema. Das kontrovers diskutierte Problem und die Berichterstattung darüber wurde von den deutschen und chinesischen Journalisten analysiert und diskutiert – wie man damit umgeht und wie man darüber berichtet.

Ein gutes Programm, auf das ich noch hinweisen will, sind die Medienbotschafter der Robert-Bosch-Stiftung. Das ist ein Austauschprogramm, an dem jüngere Journalisten teilnehmen, die dann für drei Monate ins jeweils andere Land gehen, um dort zu sehen, wie die andere Seite journalistisch arbeitet – und darüber dann auch zu berichten.

Sie haben gerade Stuttgart 21 angesprochen – wie haben den die chinesischen Journalisten reagiert, als sie von der heftigen Diskussion und den Protesten wegen des Umbaus des Stuttgarter Hauptbahnhofs erfahren haben?

Ich war nicht dabei, aber was ich von einigen Teilnehmern gehört habe war zum Beispiel, dass manche chinesische Teilnehmer erstaunt waren, wie langwierig dieser ganze Prozess in Deutschland war, wie lange das alles gedauert hat und welche Schwierigkeiten es gab bei der Umsetzung eines solchen Projektes. In China gibt es um ein Vielfaches größere Infrastrukturprojekte, die in der Regel keine derartigen offenen Proteste seitens der Bevölkerung nach sich ziehen. Ich glaube, das war für beide Seiten eine erfrischende und neue Erfahrung: zu sehen, wie unterschiedlich doch solche Projekte – die in Deutschland teilweise sehr kritisch, in China aber eher als Projekte der gesamtnationalen Entwicklung und damit überwiegend positiv – in der Bevölkerung aufgenommen werden.

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Quelle: german.china.org.cn

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