Früher waren in der südwestchinesischen
Provinz Guizhou Esel völlig unbekannt. Also brachte eine ganz
besonders pfiffige Person einen Esel per Schiff dorthin. Doch
wusste der Esel-Spediteur allerdings nicht so recht, was er
eigentlich mit dem Esel anfangen sollte, und so ließ er ihn an
einem Baum am Fuße eines Berges binden. Ein Tiger sah den Esel und
hielt das vergleichsweise große Grautier für einen Geist. Er
versteckte sich sicherheitshalber erst einmal im Wald, um es von
dort aus heimlich zu beobachten. Als der Esel brüllte, bekam der
Tiger einen Heidenschreck und ergriff sofort die Flucht, denn er
glaubte, der Esel wolle ihn fressen. Aber da der Esel keinerlei
Anstalten in dieser Richtung machte, fasste der Tiger wieder Mut
und schlich sich erneut näher heran, um das merkwürdige Grautier zu
beobachten, das einfach nur dastand und hin und wieder I-Ah schrie,
sonst aber nichts tat.
N ach einiger Zeit hatte sich der Tiger an
das Geschrei des Esels gewöhnt und wurde immer mutiger. Schließlich
nahm der Tiger all seinen Mut zusammen und rempelte den Esel an, um
ihn zu foppen. Voller Zorn schlug der Esel nach dem Tiger aus –
aber das war’s dann auch. Der Tiger wusste nun, dass der Esel zwar
treten, aber damit mit seinem Können offenbar auch schon am Ende
war. Und da der Esel wohl nichts Besseres konnte, stürzte sich der
Tiger auf ihn, biss ihm die Kehle durch und fraß ihn mit Haut und
Haaren. |