Zur Umweltsituation in Nordwestchina |
Trotz der mühevoll erreichten Verbesserungen in der Umwelt in einigen Teilen Nordwestchinas, ist die Gesamtentwicklung nach wie vor von einer Verschlechterung der Umweltsituation gekennzeichnet. Laut Ma Songyao, Forscher beim Staatlichen Labor für Kalte und Aride Regionen des umwelt- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungsinstitutes der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, kennzeichnen Wüstenbildung, Wasserknappheit, eine geringe Vegetationsdichte und der scharfe Gegensatz zwischen menschlichem Handeln und der Entwicklungsfähigkeit des Bodens die Region. Wüstenbildung Über landesweit insgesamt 2,6 Millionen Quadratkilometer erstrecken sich Wüsten. Die Wüstenfläche vergrößert sich jährlich um 2.460 Quadratkilometer. Allein in Nordwestchina erstreckt sich die Wüste über 1,5 Millionen Quadratkilometer und macht damit 56,1 Prozent der gesamten Wüstenfläche des Landes aus. Gravierende Bodenerosion betrifft mittlerweile 1,7 Millionen Quadratkilometer Nordwestchinas. Das sind 47,4 Prozent der erodierten Bodenflächen landesweit. Wasserknappheit Lange Dürrephasen und das Vordringen des Menschen in die Natur führten zu einer Störung des Wassergleichgewichts in Nordwestchina. Infolgedessen trocknen Flüsse und Seen aus und der Grundwasserspiegel sinkt. Charakteristisch für das Gebiet sind spärliche Niederschläge und geringe Wasservorräte, eine schnelle Wasserverdunstung und häufige Trockenperioden. Obwohl die Region flächenmäßig ein Drittel der Gesamtfläche des Landes ausmacht, betragen die Wasserressourcen lediglich ein Zehntel der gesamten Wasserressourcen. Hinzu kommt, dass die Niederschlagsmenge stetig von Nordosten nach Nordwesten abnimmt. Die Fläche des Sees Aibi, des größten Süßwassersees im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang, ist von 1.200 Quadratkilometer in den 1950ern auf heute 500 Quadratkilometer zurückgegangen. Über 30 Prozent der Seen auf dem Qinghai-Tibet-Plateau sind zu kleinen Binnensalzwasserseen geworden, während die meisten der Seen am Oberlauf des Gelben Flusses sogar gänzlich austrocknet sind. Trockenperioden und Wassermangel sind die auffälligsten Probleme, die eine nachhaltige Entwicklung in Nordwestchina verhindern. Geringe Vegetationsdichte Die aufgeforstete Fläche in Nordwestchina beträgt 2,3 Millionen Hektar oder 4,8 Prozent und liegt somit weit unter dem landesweiten Durchschnitt von 13 Prozent. Wälder und Vegetation an den Flussquellgebieten nehmen stetig ab und bieten so nur geringe Möglichkeiten zur Wasserkonservierung und zur Stabilisierung des Oberflächenabflusses. Die Region verfügt über riesige Grassteppen, aber 75 Prozent dieser Flächen haben nur eine dünne Vegetation. Vordringen des Menschen in die Natur Die Umweltsituation in Nordwestchina ist höchst angespannt. Das schnelle Bevölkerungswachstum hat zu einer exzessiven Nutzung der Bodenressourcen geführt, was in Umweltschäden und einer abnehmenden Fruchtbarkeit des Bodens resultiert. Die ohnehin angespannte Umweltsituation verschlechtert sich weiter. Ma zufolge, haben die Studien seines Instituts über die Wechselwirkungen zwischen der Umwelt und der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in Nordwestchina erste vorläufige Ergebnisse erbracht. Die Zentralregierung hat politische Richtlinien über umweltfreundliche Agrarprojekte in der Wüste und an den Oasen in Nordwestchina, auf den Löß-Plateaus, in den Grassteppen und den Bergregionen im Westen der Provinz Gansu verabschiedet. (China.org.cn, 29. April 2004) |