In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat China ein Wunder bezüglich der Entwicklung des Bildungswesens vollbracht, indem es mit Ausgaben, die kaum 2% der gesamten Ausgaben der Welt für die öffentliche Bildung entsprachen, die neunjährige Schulpflicht seiner Bevölkerung, die ein Fünftel der Weltbevölkerung ausmacht, verwirklichte. Mit mehr als 300 Millionen Schülern und Studenten ist China nun weltweit Nummer Eins. Die Nettoeinschulungsrate der Grundschulen beträgt zurzeit über 99%, die der Unter- und Oberstufe der Mittelschulen und die der Hochschulen jeweils 95%, 53% und 21%. Über 95% der Bevölkerung sind von der Durchsetzung der neunjährigen Schulpflicht erfasst und der Anteil der Analphabeten unter Jugendlichen und Menschen mittleren Alters liegt bei unter 4%. In dieser Hinsicht hat das chinesische Bildungswesen das durchschnittliche Niveau der mittelmäßig entwickelten Länder erreicht.
In den letzten Jahren hat sich das Bildungswesen noch tief greifender und umfangreicher entwickelt. Vor 1990 war der Begriff „Master of Business Administration“ (MBA) noch wenig bekannt, während bis zum Jahr 2005 die Zahl von MBA-Schulen auf 62 stieg und insgesamt über 50 000 MBA-Studenten aufgenommen wurden. Heute setzt man sich auch die internationalen akademischen Berufsgrade wie „Executive MBA“ (EMBA) und „Master of Public Administration“ (MPA) zum Ziel. Derzeit studieren ca. 10 000 MPA-Studenten an 47 Hochschulen und Universitäten wie der Peking- und der Tsinghua-Universität. Der Bildungsmarkt entwickelt sich rapide. Kurse und Prüfungen zur Qualifikation in Computertechnik, Fremdsprachen und anderen Fächern erleben einen Boom. Fort- und Weiterbildung sind in Mode gekommen, immer mehr Menschen nehmen Abschied von der Vorstellung, dass ein einmaliges Studium über das spätere Leben entscheidet, und nutzen die Angebote für ein lebenslanges Lernen.
Die internationale Kooperation und der internationale Austausch im Bildungsbereich werden Jahr für Jahr weiter ausgebaut. China ist das Land mit der größten Anzahl von Auslandsstudenten der Welt. Seit 1979 haben mehr als 700 000 chinesische Studenten in 103 Ländern und Regionen studiert; ca. 200 000 von ihnen kehrten nach Abschluss ihres Studiums nach China zurück. Gleichzeitig hat die Anzahl der ausländischen Studenten, die in China studieren, ebenfalls schnell zugenommen. Allein im Jahr 2004 studierten über 110 000 ausländische Studenten aus 178 Ländern an chinesischen Hochschulen und Universitäten.
Ausschlaggebend für die rasche Entwicklung des Bildungswesens ist die deutliche Aufstockung der Ausgaben in dem Bereich. Seit 1998 nahm der vom Staat bereitgestellte Betrag jährlich um mehr als einen Prozentpunkt zu. Nach einem Entwicklungsplan des Bildungsministeriums wird die Regierung ein Finanzsystem für die Bildung, das dem öffentlichen Finanzsystem entsprechen soll, etablieren, um die Verantwortlichkeit der Regierungen aller Ebenen für die Investitionen in das Bildungswesen zu forcieren und um zu gewährleisten, dass das Wachstum der Ausgaben für das Bildungswesen höher als das Wachstum der laufenden Finanzeinnahmen ist. Dieser Plan sieht ferner vor, dass die Ausgaben für das Bildungswesen, die vom Staatshaushalt zur Verfügung gestellt werden, schon bald 4% des Bruttoinlandsproduktes ausmachen sollen.
China hat im über die Schulpflicht hinausgehenden Bildungswesen einen Mechanismus der gemeinsamen Beteiligung an den Bildungskosten eingeführt. Studiengebühren werden nach einem bestimmten Anteil der Bildungskosten erhoben. Um Lernenden aus Familien mit finanziellen Schwierigkeiten zu helfen, damit sie ihr Studium nicht aus finanziellen Gründen abbrechen müssen, hat die Regierung eine Reihe von Maßnahmen wie Stipendien, Werkstudienplätze, finanzielle Unterstützungen, ermäßigte bzw. erlassene Gebühren, Studienkredite usw. vorgesehen. Diese Maßnahmen garantieren, dass auch Studenten und Schüler aus Familien mit finanziellen Schwierigkeiten ihr Studium zügig abschließen können.
Die Regierung hat zugesagt, in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren den Bürgern immer mehr Bildungschancen zu geben und das Bildungsniveau des Volkes deutlich zu heben. Nach einem Plan des Bildungsministeriums soll es im Jahr 2020 unter jeweils 100 000 Bürgern jeweils 13 500 Menschen mit mindestens einem Fachschulabschluss und 31 000 mit einem Abschluss der Oberstufe einer Mittelschule geben; der Anteil des Analphabetentums und des Halb-Analphabetentums soll auf unter 3% gesenkt werden; die durchschnittliche Bildungsdauer soll dann elf statt wie derzeit 8,5 Jahre betragen.
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