Seit Mittwoch tagt das Landeskomitee
der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes
(PKKCV) in Beijing. Am Freitag tritt der Nationale Volkskongress
(NVK) zu seiner diesjährigen Vollversammlung zusammen. Dabei
handelt es sich um die ersten Tagungen der führenden Legislativ-
und Konsultativgremien in der neuen Legislaturperiode.
Im Vorfeld dieser Tagungen lobte der
Chefvolkswirt der amerikanischen Investmentbank Morgan Stanley,
Stephen Roach, in einem Interview mit China Radio International die
glänzenden Wirtschaftszahlen Chinas im vergangenen Jahr. Für dieses
Jahr prognostiziert er eine Fortsetzung des Aufschwungs der
chinesischen Wirtschaft. Weiter sagt Roach: "Im vergangenen Jahr
war China kurz nach der Bildung seiner neuen Regierung mit vielen
Schwierigkeiten konfrontiert. Die Weltwirtschaft zeigte sich
kraftlos, dazu kam die SARS-Epidemie in China. Doch wurden Lösungen
für die Probleme gefunden und die chinesische Wirtschaft kam wieder
auf die Beine. Im vergangenen Jahr zeigte die chinesische
Wirtschaft eine glänzende Entwicklung, besser als es sich die
meisten vorgestellt hatten."
Wie Steven Roach weiter erläuterte,
ging Morgan Stanley im vergangenen Jahr zunächst von einer
Wachstumsprognose für die chinesische Wirtschaft von 7 Prozent aus.
Nach dem Ausbruch der SARS-Epidemie korrigierte sie die Zahl auf
6.5 Prozent herunter. Als die chinesische Regierung SARS wieder in
den Griff bekam, wurde die Prognose auf 7.5 Prozent angehoben.
Tatsächlich aber wuchs die chinesische Wirtschaft im vergangenen
Jahr um 9.1 Prozent. Dieses Ergebnis überraschte selbst viele
Optimisten
Steven Roach lobte außerdem die
chinesische Regierung für ihren Einsatz bei ihrem Kampf gegen
Inflation und exzessiver Kreditvergabe. Seiner Meinung nach würden
diese negativen Faktoren das Entwicklungstempo bis zur Jahreshälfte
leicht abbremsen, im zweiten Halbjahr jedoch werde die chinesische
Wirtschaft wieder mit relativer hoher Geschwindigkeit wachsen, so
Steven Roach weiter: "Die chinesische Zentralbank hat seit
September des vergangenen Jahres eine strenge Geldpolitik
betrieben. Sie drängte die Kreditinstitute ihre Mindestreserven zu
erhöhen. Durch diese Maßnahme ging die Kreditvergabe der Banken in
den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres deutlich zurück.
Ich finde es gut, dass die chinesische Regierung die Gefahr einer
wirtschaftlichen Überhitzung erkannt und rechtzeitig angemessene
Maßnahmen durchgesetzt hat. Durch solche Maßnahmen wird die
chinesische Wirtschaft zwar kurzfristig leicht gebremst, doch ist
kein rapider Rückgang des Wirtschaftswachstums zu befürchten.
Stattdessen wird eine sanfte Landung der chinesischen Wirtschaft
gesichert. Mittel- und langfristig gesehen ist das gut für die
chinesische Wirtschaft.“
Nach Vorschlägen zur chinesischen
Wirtschaftsentwicklung gefragt, meinte Steven Roach, die
Entwicklung der chinesischen Wirtschaft hänge nicht von einigen
wenigen Wachstumsfaktoren ab. Vielmehr brauche China eine
ausgewogene Wirtschaftsentwicklung: "Mein Vorschlag zum Ankurbeln
des Wirtschaftswachstums wäre die weitere Belebung der
Inlandsnachfrage und der Privatinvestitionen. Sollte dabei ein
Wachstumsfaktor gelähmt werden, kann die Wirtschaft noch von
anderen Wachstumsfaktoren profitieren. Angesichts der steigenden
Arbeitslosigkeit durch Entlassungen in Staatsunternehmen ist es
wichtig für China, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Ich glaube, dass
in China neue Arbeitsplätze in den Dienstleistungsbereichen
entstehen können. Verglichen mit anderen Ländern ist die
Dienstleistungsbranche in China noch unterentwickelt.
Arbeitsintensive Branchen wie der Einzelhandel, die Finanz- und
Versicherungsbranche sowie der beratende Dienstleistungssektor
könnten für die Arbeiter in China die Arbeitsplätze der Zukunft
sein. "
(CRI/China.org.cn, 5. März 2004)
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