Die Veröffentlichung von
Informationen und die Transparenz in der Politik habe sich, seit
die neue politische Führung im vergangenen Jahr ihre Arbeit
aufnahm, wesentlich verbessert, erklärt Yang Zhengquan, Mitglied
der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes
(PKKCV) und pensionierter Vize-Minister des Informationsbüros des
Staatsrats. Bei diesem Prozess habe auch die Presse eine tragende
Rolle gespielt.
Weiter sagt Yang, dass die
Bevölkerung die Veränderungen bereits Ende 2002 bei der Tagung des
Parteitags der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) bemerkt habe.
Im Jahr 2003 hätten die Regierungen aller Ebenen keine Mühen bei
der Verbesserung der Transparenz ihrer Arbeit gescheut, glaubt
Yang. Damals hätten auch viele Regierungsbehörden begonnen
regelmäßig Pressekonferenzen abzuhalten. Somit habe die Presse nun
mehr Raum für ihre tägliche Berichterstattung über die
Regierungsarbeit und die politischen
Entscheidungsfindungsprozesse.
Als erfahrener Journalist schenkt
Yang, früherer Direktor von China National Radio, Präsident der
China International Publishing Group und stellvertretender Minister
des Informationsbüros des Staatsrats, dem Verhältnis zwischen
Regierung und Presse schon immer große Aufmerksamkeit. Laut Yang,
habe man in den letzten Jahren eine reformierte und lebendigere
Form der Berichterstattung im Regierungsbereich erlebt. Während des
16. Parteitags der KP Chinas im Jahr 2002 und den ersten Tagungen
des 10. Nationalen Volkskongresses (NVK) und der PKKCV im
vergangenen Jahr berichteten die chinesischen Medien äußerst
detailliert über die politischen Entscheidungsprozesse. Reden von
Partei- und Staatsführern seien dabei direkt veröffentlicht worden.
Folge sei, dass die Zufriedenheit der Bevölkerung mit der Regierung
zunehme, meint Yang.
Regierungsbeamte würden heute vor
den Medien aufgeschlossener über Probleme reden, zu denen sie nicht
direkt eine Lösung anbieten können. Vielmehr nutzen sie die
Gelegenheit, mit Journalisten zusammenzutreffen, um den Bürger ihre
Schwierigkeiten darzulegen. So würden sie letztendlich größeres
Verständnis von Seiten der Bevölkerung gewinnen, so Yang.
Der Ausbruch von SARS im Jahr 2003
resultierte in einer Verbesserung im Mechanismus zur
Veröffentlichung von Regierungsinformationen, der 1983 eingeführt
wurde. Nahezu alle Ministerien der Zentralregierung und über ein
Dutzend Provinz- und Stadtregierungen haben mittlerweile
vergleichbare Mechanismen eingeführt.
Zhao Qizheng gab im Januar bekannt,
dass das Informationsbüro des Staatsrats an der Errichtung eines
dreigliedrigen Mechanismus zur Veröffentlichung von
Regierungsinformationen arbeiten, um die Transparenz der
Regierungsarbeit weiter zu fördern. Dieser Mechanismus umfasse
Sprecher für den Staatsrate, die Ministerien der Zentralregierung
und die Provinzregierungen. Eine wachsende Zahl von
Lokalregierungen folgen diesem Beispiel.
Am 11. Februar 2004 verabschiedete
die chinesische Regierung angesichts des landesweiten Kampfes gegen
die Vogelgrippe eine Vorschrift, die Regierungsorganisationen zur
"rechtzeitigen und richtigen" Bekanntgabe von Informationen in
Notfällen und bei Unfällen verpflichtet.
“Im letzten Jahr sorgten SARS, AIDS
und die Vogelseuche nacheinander für viele Schlagzeilen in den
inländischen Medien. Auch Reportagen über Naturkatastrophen und
Unfälle werden rechtzeitiger und vollständiger veröffentlicht. Im
vergangenen Jahr erfuhren auch die Bedingungen unterprivilegierter
Gruppen, wie der Wanderarbeiter und Bauern, eine verstärkte
Aufmerksamkeit der Medien. So kämpften die inländischen Medien 2003
vehement gegen die exzessive Diskriminierung der Wanderarbeiter
hinsichtlich Bezahlung, Ausbildung ihrer Kinder und medizinischer
Versorgung. In Zusammenarbeit mit den zuständigen
Regierungsbehörden übten sie dabei auf viele arrogante Vorgesetzte
Druck aus, verspätete Gehälter noch vor dem Frühlingsfest an die
Wanderarbeiter auszuzahlen.“, so Yang.
“Im vergangenen Jahr galt die
Hauptsorge der Bevölkerung den Themen Umweltverschmutzung,
medizinische Versorgung, Beschäftigung, Ausbildung und soziale
Sicherheit.“, so Yang weiter.
Yang führte fort, dass die Medien im
Jahr 2003 über Rechtsfragen verstärkt berichteten, die das Leben
der Bevölkerung in besonderem Maße betreffen, wie z.B. die neue
Gesetzgebung zur Eheregistrierung, das Gesetz über
Personalausweise, neue Vorschriften über Rechtsbeistand, das
Transportgesetz, die Abschaffung der alten Gesetze für Wohnungslose
in den Städten, Gefängnisreformen und Einführung von
Gemeindediensten für geringfügig Straffällige.
Auch die Berichterstattung über
internationale Ereignisse sei aktueller und eingehender geworden.
Zum ersten Mal in seiner internationalen Berichterstattung sendete
das chinesische Staatsfernsehen China Central Television (CCTV) im
März 2003 live über den von den Amerikanern geführten Krieg gegen
den Irak und informierte die chinesischen Zuschauer somit
eingehender über diesen Krieg, sagt Yang.
Die Medien hätten ihre
Berichterstattung über Korruptionsfälle und die öffentliche
Überwachung offizieller Angelegenheiten ausgedehnt. Die
Wechselwirkung zwischen Medien und Zuschauer habe die
Handlungsweise der Regierung bezüglich der alten Gesetze über
Landstreicherei auf beeinflusst und zur Bestrafung des berüchtigten
Bandenführers Liu Yong in Shenyang, Hauptstadt der
nordostchinesischen Provinz Liaoning, geführt, so Yang.
Yang ist der Überzeugung, dass die
Reform der Presse nicht wieder stoppen werde. Aber er glaubt auch,
dass der Weg nicht immer geradlinig verlaufen werde. Aber die
Unterstützung der Regierung werde den Erfolg der Reform
garantieren.
(China.org.cn, 5. März 2004)
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