Die Reform des Finanzsystems gilt
gegenwärtig als eine der wichtigsten Aufgaben der chinesischen
Regierung. Im Kern geht es darum, die Staatsbanken in
Aktiengesellschaften umzuwandeln und ihre Konkurrenzfähigkeit zu
erhöhen. Dieses Vorhaben wird allerdings massiv durch das Problem
notleidender Kredite („bad loans“) beeinträchtigt.
Der chinesischen Zentralregierung
unterstehen vier staatseigene Banken. Ihr Kapital macht rund 56%
des Gesamtkapitals aller Finanzinstitutionen Chinas aus. Allerdings
handelt es sich bei diesen vier Banken (Bank of China, China
Construction Bank, Industrial and Commercial Bank of China,
Agricultural Bank of China) nicht um reine Geschäftsbanken, da sie
im Rahmen der Planwirtschaft keine betriebswirtschaftliche
Autonomie hatten. Jede dieser vier Banken ist daher mit einem
gewaltigen Berg an notleidenden Krediten belastet. Seit langem
gehört die Beaufsichtigung der chinesischen Finanzmärkte zu den
Schwächen des chinesischen Finanzsystem. Im vergangenen Jahr wurde
daher eine Bankenaufsicht, die Kommission für Kontrolle und
Verwaltung des Chinesischen Bankwesens, gegründet.
Um die Umstrukturierung der vier
staatseigenen Banken zu fördern, hat die Zentralregierung Ende des
vergangenen Jahres 45 Milliarden US-Dollar aus den Devisenreserven
des Landes zur teilweisen Entschuldung von zwei der vier Banken
(Bank of China, China Construction Bank) bereitgestellt. Damit soll
die Kapitalausstattung verbessert und so der Börsengang der beiden
Banken ermöglicht werden. Außerdem will die Regierung mit diesen
Maßnahmen Erfahrungen für weitere Reformen sammeln.
Der Vorsitzende der neu gegründeten
Bankenaufsicht,
Liu Mingkang, erklärte dazu am
Donnerstag, dass die übrigen 2 der 4 staatseigenen Banken zur
Beseitigung ihrer notleidenden Kredite und zur Finanzierung ihres
Börsengangs im Ausland keine finanziellen Mittel aus den
staatlichen Devisenreserven erhalten werden. Die beiden von der
Regierung finanziell unterstützten Banken sollten in den kommenden
3 Jahren zu zwei finanzkräftigen und international
wettbewerbsfähigen Banken umstrukturiert werden.
Weiter sagt Liu Mingkang: „Bei der
Ablösung und Beseitigung der notleidenden Kredite müssen die Banken
sehr diszipliniert vorgehen. Wichtig ist, eventuelle Risiken im
Rahmen der Umstrukturierung der Banken zu Aktiengesellschaften zu
vermeiden. Das gilt insbesondere für zwei Bereiche: Erstens müssen
Diejenigen, die für die notleidenden Kredite verantwortlich sind,
dafür zur Verantwortung gezogen werden. Zweitens muss dafür gesorgt
werden, dass betroffenen Unternehmen während der Reform Schulden
nicht automatisch erlassen werden.“
Ministerpräsident Wen Jiabao hat in
seinem Rechenschaftsbericht vor der Jahrestagung des Nationalen
Volkskongresses (NVK) die Entschlossenheit der Zentralregierung
bekräftigt, die erforderlichen Reformen zu vollenden. In diesem
Zusammenhang gingen zwei ranghohe Finanzexperten am gestrigen
Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Beijing auf Fragen von
Journalisten zur Reform der staatseigenen Banken ein.
Während das Ziel der Umwandlung der
staatlichen Banken in Aktiengesellschaften feststeht, wird im In-
und Ausland eine Frage mit großer Aufmerksamkeit verfolgt: Wird die
Regierung im Zuge der Umwandlung der Banken auf ihre Kontrolle der
4 Banken verzichten? Eine klare Antwort auf diese Frage hat die
Zentralregierung bislang noch nicht gegeben. Dr. Zhang Bin vom
Weltwirtschafts- und Politikforschungsinstitut der Chinesischen
Akademie der Sozialwissenschaften glaubt, die Regierung werde
größter Anteilseigner der Banken sein: „Die staatseigenen Banken in
China unterscheiden sich von denen im Ausland. Die staatseigenen
Banken in China erfüllen neben den allgemeinen Funktionen von
Banken auch staatliche Aufgaben. So obliegt es ihnen, die
Staatswirtschaft zu stabilisieren, insbesondere durch die
Stabilisierung der Makrowirtschaft. Bei der Umwandlung wird ein
Teil der Aktien auch an nichtstaatliche Spieler vergeben,
hauptsächlich mit dem Ziel, die Effizienz zu erhöhen. Dies bedeutet
allerdings nicht, dass der Staat in absehbarer Zeit auf die Leitung
der staatseigenen Banken verzichten wird.“
(CRI/China.org.cn, 12. März
2004)
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