Die Abgeordneten des Nationalen
Volkskongresses (NVK) prüfen derzeit den Bericht über den
Planentwurf für die volkswirtschaftliche und gesellschaftliche
Entwicklung und den Bericht über den Entwurf der Haushaltspläne.
Eine markante Veränderung dabei ist es, dass die Zentralregierung
die seit 1998 praktizierte proaktive Finanzpolitik in eine
besonnene und sichere Finanzpolitik umgewandelt hat.
Die Umwandlung von einer proaktiven
in eine besonnene und sichere Finanzpolitik bewertete der Direktor
der Abteilung Makroökonomie beim Wirtschaftsinstitut der
Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, Yuan Gangming,
durchweg positiv. Seiner Ansicht nach werde eine derartige
Umwandlung die Wirtschaftsentwicklung in China nicht
verlangsamen:
"Als größte Veränderung weist der
Haushaltsbericht die Ersetzung der mehrere Jahre praktizierten
proaktiven Finanzpolitik durch eine besonnene und sichere
Finanzpolitik aus. Konkret bedeutet dies, dass das Wachstum der
Einnahmen und Ausgaben des Staates kräftig gebremst wird, wodurch
Unternehmen und andere Wirtschaftseinheiten sowie Teile der
Gesellschaft über mehr Kapital verfügen könnten. Ziel ist, die
Vitalität der chinesischen Wirtschaft zu beleben und das Potential
eines selbständigen Wirtschaftswachstums auf optimale Weise zu
nutzen."
Zur Umsetzung der besonnenen und
sicheren Finanzpolitik plant die chinesische Regierung für dieses
Jahr, das Haushaltsdefizit um 19,8 Mrd. Yuan und zugleich die
Emission von langfristigen Staatsobligationen um 30 Mrd. Yuan zu
reduzieren. Dabei soll der Anteil des Haushaltsdefizits und der
Staatsschulden am Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem vergangenen
Jahr deutlich verringert werden und damit noch weiter unter den
internationalen Grenzwerten bleiben. Mit diesen Maßnahmen will die
chinesische Regierung die Globalsteuerung verstärken.
Laut Yuan Gangming bedeute eine
besonnene und sichere Finanzpolitik, staatliche Investitionen in
Staatsbetriebe und große Infrastrukturprojekte schrittweise zu
verringern. Dagegen würden staatliche Mittel vorrangig zur Lösung
besonders gravierender sozialer Probleme eingesetzt. Dies
entspreche der Richtlinie der chinesischen Regierung für eine
koordinierte Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. Diese
Strategie der chinesischen Regierung wird auch im Haushaltsbericht
deutlich. So wird der Schwerpunkt der Kapitalverwendung in diesem
Jahr hauptsächlich auf Investitionen in ländliche Regionen liegen.
Dabei sollen mehr Subventionen in die Landwirtschaft fließen und
Investitionen in die Bereiche Bildung, Wissenschaft und Technik
sowie Kultur erhöht werden.
Die chinesische Regierung hat in dem
Bericht über wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung
einige hochgesteckte Ziele heruntergeschraubt. Dies betrifft die
Beschäftigtenrate in den Städten und die Steigerung der bäuerlichen
Einkommen. Dazu Yuan Gangming:
"Die heruntergeschraubten Ziele im
Bereich der Beschäftigung zeigt, dass die Regierung die
Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt ernst nimmt. Obwohl bei der
ökonomischen Makrosteuerung ein recht großer Spielraum eingeräumt
wurde, sind noch immer Schwierigkeiten und Widersprüche zu
meistern. Beispiele dafür sind auch Fragen der Beschäftigung und
der Steigerung der bäuerlichen Einkommen. Die neue Zielsetzung
bedeutet nicht, dass man derartige Fragen im vergangenen Jahr
gelöst habe und die Ziele deshalb etwas heruntergeschraubt hat.
Ganz im Gegenteil ist durchaus möglich, dass die Schwierigkeiten in
diesem Jahr noch größer werden."
Wie Yuan Gangming weiter erläuterte,
hat die chinesische Regierung für die wirtschaftliche und soziale
Entwicklung in diesem Jahr die Arbeitsschwerpunkte auf die weitere
Verstärkung und Optimierung der Globalsteuerung gelegt. Damit zielt
die Regierung vor allem darauf, große Schwankungen der
wirtschaftlichen Entwicklung zu verhindern, die Inflation zu
begrenzen, eine Investitionsüberhitzung zu vermeiden und andere
Probleme wie die Arbeitslosigkeit unter Kontrolle zu bringen. Damit
will die Regierung die Fortsetzung des raschen Wirtschaftswachstums
sowie Stabilität und Harmonie in der Gesellschaft
gewährleisten.
(CRI, 8. März 2005)
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