In den vergangenen Jahren sind die
hohen Kosten der medizinischen Versorgung der chinesischen
Bevölkerung zu einem gravierenden Problem geworden. Um dieses
Problem zu lösen, diskutierten Abgeordnete des chinesischen
Nationalen Volkskongresses (NVK) auf der derzeit stattfindenden
NVK-Jahrestagung in Beijing und unterbreiteten verschiedene
Vorschläge.
Han Ping wohnt in der Stadt Xuchang
in der zentralchinesischen Provinz Henan. Vor einiger Zeit hatte sie sich erkältet
und deshalb ein Krankenhaus in ihrem Stadtbezirk aufgesucht. Der
Arztbesuch kostete sie mehr als 200 Yuan (21 Euro). Das entspricht
dem durchschnittlichen Monatseinkommen eines chinesischen
Bauern.
Han Ping ist kein Einzelfall.
Untersuchungen zeigen, dass rund die Hälfte aller Chinesen trotz
einer Erkrankung keinen Arzt aufsuchen und rund 30 Prozent der
Patienten, deren Krankheit eine stationäre Behandlung erfordert,
verweigern die Einlieferung ins Krankenhaus. In den meisten Fällen
sind die zu hohen Kosten der medizinischen Behandlung für diese
Entscheidung verantwortlich.
Die NVK-Abgeordnete Professorin Guan
Xiaohong von der Medizinischen Universität Nanjing beschäftigte
sich in den vergangenen Jahren intensiv mit dieser Frage. Sie
führte mehrere Untersuchungen in Krankenhäusern, pharmazeutischen
Betrieben und Regierungsbehörden durch. Zudem befragte sie Ärzte
und Patienten. Sie kam zu dem Ergebnis, dass vor allem die hohen
Preise für Arzneimittel die Kosten nach oben treiben.
Als weitere wichtige Ursache für die
zu hohen Kosten der medizinischen Behandlung nannte Guan die
unzureichende finanzielle Unterstützung des Gesundheitswesen durch
den Staat. Derzeit beträgt der Anteil des Budgets der
Krankenhäuser, der von der Zentralregierung getragen wird, weniger
als 10 Prozent. Der NVK-Abgeordnete und Vizedirektor eines
Krankenhauses in der Provinz Shanxi Wei Xiaochun sagte dazu:
"In den letzten Jahrezehnten und
insbesondere seit Beginn der Reform und Öffnungspolitik schenkte
die Regierung in ihrer Gesundheitspolitik der finanziellen
Unterstützung des Gesundheitswesens keine große Beachtung. Die
Krankenhäuser müssen ihre Mittel vor allem aus eigener Kraft
erwirtschaften. Deshalb stellen sie den Patienten hohe Rechnungen
aus."
Aber es liegt nicht nur an der
unzureichenden finanziellen Unterstützung durch den Staat, es
mangelt auch an der staatlichen Überwachung der Krankenhäuser und
ihrer wirtschaftlichen Handlungsweise. Auch dies trägt zu den hohen
Kosten der medizinischen Betreuung bei.
Die Kostenexplosion im
Gesundheitswesen ist nicht nur in China ein Problem, sondern in
vielen Ländern. Selbst in entwickelten Ländern Europas und Amerikas
bestehen große Sorgen über die drückende Kostenlast im
Gesundheitswesen. Zur Frage, wie China als ein Entwicklungsland
dieses Problem lösen kann, machten sich zahlreiche Abgeordnete des
NVK Gedanken und unterbreiteten Vorschläge.
Die Abgeordneten sahen bei den
Medikamentenpreisen einen wichtigen Schlüssel zur Lösung des
Problems. In den vergangenen Jahren wurden die Preise für
Medikamente neun Mal gesenkt, jedoch ohne sichtbaren Erfolg.
Deshalb schlugen die Abgeordneten vor, zuerst das Problem bei der
Distribution der Medikamente anzupacken. Die Krankenhäuser könnten
beim Einkauf der Medikamente Ausschreibungen durchführen, um die
Einkaufspreise für Medikamente zu drücken. Zudem plädierten die
Abgeordneten für stärkere Zulassungsbeschränkungen für neue
Medikamente. Dadurch soll eine Erhöhung des Medikamentenpreises
durch den Wechsel des Medikamentennamens unterbunden werden.
Um die hohen Kosten für die
medizinische Behandlung zu senken, forderten Abgeordnete die
Regierung auf, die finanzielle Unterstützung aufzustocken. Weil
dies aber aufgrund des niedrigen Pro-Kopf-Einkommens in China in
naher Zukunft unrealistisch ist, schlugen die Abgeordneten des NVK
der Regierung vor, mehr Finanzmittel für die medizinische
Grundversorgung bereitzustellen. Dazu meinte Professorin Guan von
der Medizinischen Universität Nanjing:
"Ich bin der Meinung, dass die
Regierung ihre Investitionen in das Gesundheitswesen erhöhen
sollte. Dabei muss sie den Schwerpunkt auf die Gesundheitsfürsorge
in den ländlichen Regionen und in den Wohnvierteln legen."
Der NVK-Abgeordnete aus der
zentralchinesischen Stadt Wuhan Miao Xu ist der gleichen Ansicht.
Er plädierte dafür, dass Menschen mit leichten Beschwerden nicht in
Krankenhäusern, sondern in den Wohnvierteln behandelt werden.
Dadurch könnten medizinische Ressourcen besser genutzt und die
Belastung für die Patienten gemildert werden, sagte der
Abgeordnete. Er teilte mit, dass in der Stadt Wuhan bereits
Modellversuche in dieser Richtung laufen.
Auf der Jahressitzung des NVK
informierten die Abgeordneten der verschiedenen Landesteile über
Maßnahmen zur Senkung der hohen Kosten in der Gesundheitsfürsorge.
Dabei äußerten sie die Hoffnung, dass die verschiedenen Erfahrungen
verstärkt ausgetauscht und genutzt würden. Die Lösung des
Kostenproblems im chinesischen Gesundheitswesen wird noch viel Zeit
in Anspruch nehmen. Eine Reihe wirtschaftlicher und politischer
Maßnahmen ist notwendig, um dieses Problem zu lösen. Dazu gaben die
Abgeordneten des NVK mit ihren Vorschlägen nützliche
Anregungen.
(China.org.cn, 13. März 2006)
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