Vor dem Hintergrund von Zwischenfällen mit minderwertigen Arzneimitteln wurde der Begriff "Arzneimittelsicherheit" im vergangenen Jahr zu einem der Modeworte des Jahres. Nun hat sich die Politische Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes (PKKCV) dieser Thematik angenommen.
Angetrieben von Profitgier hätten viele pharmazeutische Unternehmen ohne Rücksicht auf die Qualität die Kosten ihrer Medikamente gesenkt, sagte Chi Baorong, Mitglied des Nationalkomitees der PKKCV und Professorin an der medizinischen Abteilung der nordostchinesischen Universität Jilin.
Ein Beispiel ist das von dem Unternehmen Anhui Huayuan Worldbest Biology Pharmacy hergestellte Medikament "Xinfu", das im August 2006 zu sechs Todesfällen geführt hatte.
"Das Medikament wurde für 38 Yuan (3,8 Euro) pro Flasche verkauft, aber sein Kosten beliefen sich auf nur 2,7 Yuan (27 Cent), billiger noch als eine Flasche eines Getränks", sagt Chi.
Um die Kosten zu reduzieren, würden viele Hersteller sogar die Arzneimitteltests einsparen, bevor sie ihre Produkte auf den Markt bringen, merkte Chi an.
Das Unternehmen Qiqihar No. 2 Pharmaceutical habe 60 Prozent seiner Belegschaft entlassen und stattdessen Zeitarbeiter eingestellt. In der Folge verfügte keiner der elf Kontrolleure des Unternehmens über ausreichend Fachkenntnis, um die Injektionen abzubrechen, bei der im vergangenen Mai elf Menschen ums Leben kamen.
Auf Grund der Zwischenfälle erwägt das Staatliche Amt für Kontrolle und Verwaltung der Lebens- und Arzneimittelbranche, in den Fabriken Kontrolleure zu stationieren. Wang Guozhi, PKKCV Abgeordneter und Mitarbeiter des nationalen Instituts für die Kontrolle von pharmazeutischen und biologischen Produkten, zweifelt allerdings an der Durchführbarkeit dieser Maßnahme.
"Gibt es genug Kontrolleure für alle Fabriken? Kennen sie sich mit allen Arten von Arzneimitteln aus? Und wie können wir Korruption vermeiden, wenn sie in den Fabriken arbeiten?", fragt Wang.
Zu dem Problem der Korruption sagt Long Zhixian, PKKCV Abgeordneter und ehemaliger Dekan der Beijinger Universität für chinesische Medizin: "Die Überprüfung von neuen Arzneimitteln wird ausschließlich vom staatlichen Amt für die Arzneimittelbranche durchgeführt und dessen Macht ist zu zentralisiert."
"Das Schicksal eines Arzneimittels liegt ganz alleine bei einigen Beamten. Dies führt zu Korruption", sagt Long.
Laut Ba Denian, wurden in China im Jahr 2006 rund 6500 neue Arzneimittel zugelassen. Ba ist Forscher bei der chinesischen Akademie für Ingenieurwissenschaften. In den Vereinigten Staaten werden jährlich lediglich 100 Medikamente neu zugelassen.
Der frühere Leiter des Staatlichen Amtes für Kontrolle und Verwaltung der Lebens- und Arzneimittelbranche, Zheng Xiaoyu, wurde aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen und erhielt eine Verwaltungsstrafe, nachdem bekannt geworden war, dass er aus der Genehmigungsmacht seines Amtes persönliche Vorteile gezogen hatte. Zheng hatte von einigen Arzneimittelherstellern Bestechungsgelder angenommen und dadurch gegen seine Pflicht verstoßen, den Arzneimittelmarkt zu kontrollieren.
"Die Qualitätsanforderungen an einige Arzneimittel sind so hoch, dass sie nur von einer kleinen Anzahl großer pharmazeutischer Unternehmen hergestellt werden sollten", meint Li Lianda, ebenfalls Forscher bei der chinesischen Akademie der Ingenieurwissenschaften. Als Beispiel nannte Li das Kräutermedikament Cordate Houttuynia, für das 190 Unternehmen eine Produktionsgenehmigung besitzen.
Shao Yiming, medizinischer Experte beim Chinesischen Zentrum für Krankheitskontrolle und Bekämpfung, ist der Meinung, dass die illegale Herstellung von Arzneimitteln stärker bestraft werden sollte. "Eine Strafe von einigen Tausend Yuan ist nicht ausreichend. Wir sollten fragwürdigen Herstellern die Lizenzen entziehen."
Chi Baorong sagt, "Im Westen werden Hersteller von falschen Arzneimitteln mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft. Dies ist eine Maßnahme, die es wert wäre übernommen zu werden."
(China.org.cn, Xinhua, 7 März 2007)
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