Die Große Mauer in Südchina

Der Bau des als ,"Große Mauer in Südchina" bezeichneten Miaojiang-Grenzmauerabschnitts mit einer Gesamtlänge von 190 Kilometern wurde in der Ming-Dynastie begonnen. Der größste Teil dieses Bauwerks befindet sich innerhalb der Grenze des Kreises Fenghuang im Westen der Provinz Hunan.

Um die Kontrolle über die nationalen Minderheiten in Südchina, besonders über die Miao-Nationalität, zu behalten, baute man in der Ming- und Qing-Dynastie diese Grenzmauer. In den historischen Aufzeichnungen wurde sie als ,"Kleine Große Mauer" bezeichnet. Heute ist die Große Mauer Südchinas zu einem wichtigen Bestandteil der Geschichte der Miao und zu einem Barometer der über 300 Jahre andauernden Beziehungen der Nationalitäten in Westhunan untereinander geworden.

Tingziguan

Tingziguan liegt im Westen des Kreises Fenghuang und grenzt an die Provinz Guizhou. Es war eine runde Burg, die auf einem allein stehenden Berg lag und deren Mauer den Berg auf halber Höhe umkreiste. Tingziguan ist auch der Ort, wo die Miaojiang-Grenzmauer beginnt. Heute allerdings kann man hier nur noch übriggebliebene Fundamente sehen.

Um die Entwicklung der nationalen Minderheiten in Südchina, besonders der Miao-Nationalität, zu hemmen, wurde in der Ming- als auch in der Qing-Dynastie eine Unterdrückungs- und Blockadepolitik durchgeführt. Im Jahr 1615, in der Ming-Dynastie, wurde mit einem Betrag in Höhe von 43.000 Tael Silber mit dem Bau der Grenzmauer begonnen. Die Bauarbeiten dauerten fünf Jahre. Diese Grenzmauer erstreckte sich von Tingziguan über Huanghuiying, Xinfenghuangying, Alaying, Quanshengying, Fenghuangting, Deshengying und Zhengxiying bis nach Xiqueying, insgesamt zog sie sich 190 Kilometer lang durch den Westen der Provinz Hunan. Sie war ein großes Verteidigungssystem, das aus Burgen, Schießscharten, Paßeingängen, Geschütztürmen, Wachtürmen und Stadtmauern bestand. Tingziguan war dabei ein wichtiger Standort am westlichen Ende der Grenzmauer. Die Burg hat drei Tore, die sich jeweils nach Osten, Westen und Süden richten, sowie einen Torbogen und vier Geschütztürme auf der Stadtmauer. Heute gibt es hier nur noch die alten Fundamente der vier Geschütztürme, alles andere ist verschwunden. In der Umgegend dieser Burg leben heute Angehörige der Miao- und Han-Nationalität.

Xinfenghuangying-Burg

Die Xinfenghuangying-Burg war eine wichtige Kaserne. Sie nimmt eine Fläche von 29.000 Quadratmetern ein und verfügt heute noch über gut erhaltene Stadtmauern und Torbögen. Diese Burg ist heute das einzige gut erhaltene Bauwerk aus der Ming- und Qing-Zeit. Xinfenghuangying wurde mittlerweile in Huangsiqiao umbenannt. Damals befanden sich innerhalb des Kreises Fenghuang 848 verschiedene Soldatenwohnungen, Wachtürme und Kontrollstellen. Heute sind die meisten davon beschädigt.

Nach historischen Aufzeichnungen unternahm man in Westhunan in der Ming-Dynastie in 234 Jahren (1381 - 1615) insgesamt 30 große militärische Aktionen zur Einkreisung und Ausrottung der Miao. Im Jahr 1795 brach ein großer bewaffneter Aufstand der Miao-Nationalität aus. Historisch wird dieser Aufstand für den Verfall der Qing-Dynastie verantwortlich gemacht. Zum Niederschlagen des Miao-Aufstandes sammelte man damals 400.000 Offiziere und Soldaten aus Westhunan. Dieser Krieg dauerte insgesamt 10 Jahre. Wegen der ungleich verteilten Stärke endete der Miao-Aufstand schließlich mit einer Niederlage.

Wangpotun-Kaserne

In Wangpotun im Dorf Chuanyan, Gemeinde Huanghe, kann man noch heute die Ruinen eines großartigen Grenzmauerabschnittes besichtigen. In der Ming- und Qing-Zeit war Wangpotun ein wichtiger militärischer Standort und eine Burg. Die Grenzmauer fungierte auch als Stadtmauer dieser Burg. Die Burg, deren Wand 2 Meter dick und 2 bis 5 Meter hoch war, stand auf einem Berggipfel, war 60 Meter breit, 300 Meter lang, hatte eine elliptische Form und verfügte über drei Tore - jeweils ein Ost-, Süd- und Westtor.

Aus vielen Gründen, besonders aber den zahlreichen Aufständen der Miao-Nationalität, wurde die Grenzmauer mehrmals zerstört und wiederaufgebaut. Zum Beispiel brach in Westhunan jeweils im Jahr 1628 und 1795 ein großer Aufstand aus, jedes Mal wurde die Grenzmauer völlig zerstört und jedes Mal wieder vollkommen hergestellt. In der Neuzeit haben sich die nationalen Beziehungen zwischen Han und Miao normalisiert und die Grenzmauer wurde überflüssig. Nur noch wenige Burgen, weit entfernt von den Dörfern gelegen, stehen heute noch auf Berggipfeln.

(China Heute/China.org.cn, 14. November 2003)