Xi'an, eine alte Weltmetropole |
In China pflegt man zu sagen: Betritt man den Boden Xi'ans, betritt man auch mit einem Fuß die Geschichte des Landes. Ich selbst war mehrmals in Xi'an. Jedes Mal, wenn ich die Autobahn vom Flughafen in die Stadt entlangfuhr, sah ich stets mit großem Interesse zu beiden Seiten die riesigen kaiserlichen Grabhügel. Die Autobahn war für mich ein zeitlicher Tunnel, an dessen Ende sich Xi'an, die alte und gleichzeitig auch moderne Stadt, befindet. Im Westen Rom - im Osten Xi'an Am 29. März 1974 entdeckten einige Bauern des Dorfes Yangcun im Kreis Lintong östlich Xi'ans beim Brunnenbau eine tönerne Armee aus der Qin-Dynastie, insgesamt 8.000 lebensgroße Tonkrieger und -pferde. Sie werden als das achte Weltwunder bezeichnet und wurden 1987 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Zum Schutz dieser Tonfiguren wurde im Jahre 1979 über jedem Ausgrabungsrot eine Ausstellungshalle errichtet. Ab diesem Zeitpunkt hat die mittlerweile weltberühmte Terrakottaarmee immer mehr Touristen angezogen. Xi'an, früher Chang'an genannt, liegt am Südufer des Weihe-Flusses in der Mitte des Guangzhong-Beckens und ist die Hauptstadt der Provinz Shaanxi. Mit einer Geschichte von 3.100 Jahren ist Xi’an die älteste Metropole Chinas. Vom 11. Jahrhundert v. Chr. bis zum 9. Jahrhundert wählten 12 Dynastien Xi'an als ihre Hauptstadt. In der Han- und Tang-Zeit war sie nicht nur das Zentrum der chinesischen Politik, Wirtschaft und Kultur, sondern auch der Ausgangspunkt der Seidenstraße, die damals für den Wirtschafts- und Kulturaustausch zwischen Asien und Europa eine wichtige Rolle spielte. Damals war Xi'an genauso bekannt wie Rom. Heute gehört Xi'an mit Athen, Kairo und Rom zu den vier bekannten alten Weltmetropolen. Xi'an ist heutzutage auch eine Touristenstadt mit modernen Einrichtungen und zahlreichen historischen Denkmälern. Wichtige Sehenswürdigkeiten sind neben der Terrakottaarmee die Stadtmauer aus der Ming-Zeit, die 6.000 Jahre alte Siedlungsruine in Banpo, das Stelenwald-Museum, das Historische Museum der Provinz Shaanxi, die große und die kleine Wildgans-Pagode, die Große Moschee, das Grab des legendären Gelben Kaisers, das Maoling-Mausoleum (Grab des Han-Kaisers Liu Che), das Qianling-Mausoleum (Grab des dritten Tang-Kaisers Li Zhi und seiner Frau, der Kaiserin Wu Zetian) und der Famen-Tempel. Shuyuanmen und Paomo Bei Shuyuanmen handelt es sich um eine bekannte Kulturstraße zwischen Nanmen im Westen und Baishulin Jiekou im Osten. An beiden Seiten dieser mit Pflastersteinen belegten Straße reiht sich dicht an dicht ein Laden an den anderen. Hier kann man nicht nur Schreibutensilien, Malereien, Kalligrafien und Antiquitäten sondern auch volkstümliche kunsthandwerkliche Produkte wie Tonfiguren, Scherenschnitte, Bauernbilder und Qin-Stickereien kaufen. Nahe dieser Straße liegt das Stelenwald-Museum. Hier werden insgesamt 23.000 Gedenksteine und Steinschnitzereien aus verschiedenen Dynastien aufbewahrt, darunter kalligrafische Werke von Ouyang Xun, Chu Suiliang und Liu Gongquan aus der Tang-Zeit sowie von Su Shi, Huang Tingjian und Mi Fu aus der Song-Zeit. Paomo, auf Deutsch "Hammelfleischsuppe mit Brot", ist ein berühmtes muslimisches Gericht, das aus Xi'an stammt. Hergestellt wird Paomo aus Zutaten wie Glasnudeln aus Mehlstärke, Tofu, Judasohren, in Zuckerwasser eingelegter Knoblauch, Chilipaste und Koriander. Beim Essen wird das Dampfbrot stückweise in die Hammelfleischsuppe getunkt. In den Restaurants Laosunjia, Yixianglou und Yijianlou kann man diese Gerichte bestens probieren. Die Bewohner Xi'ans In der Geschichte, der Politik, Wirtschaft und Kultur Chinas nimmt Xi'an einen bedeutenden Platz ein. Daher hat die Stadt im Laufe der Jahrtausende viele berühmte historische Persönlichkeiten hervorgebracht. Selbst heute noch stammen viele namhafte Kulturschaffende und Künstler aus Xi'an. Die Stadtbewohner lieben nicht nur die traditionelle Qinqiang-Oper, sondern auch Jazzmusik. Mein Freund A Dong, gut 30 Jahre alt, ist ein typischer Xi'aner. Er sieht aus wie ein Tonkrieger aus der Qin-Zeit. Er ist Kleinhändler und fertigt Siegelschnitzereien an. In seiner Freizeit sammelt er Volkskunst. Daneben ist er auch ein großer Fuäballfan. (China im Bild/China.org.cn, 17. August 2004) |