Xiangfan—eine alte Kulturstadt

Von seiner Quelle im Hanzhong-Gebiet in der Provinz Shaanxi verfolgt der Fluss Hanshui einen sich windenden Kurs nach Osten. Am Ende seines Mittellaufes erreicht er die Provinz Hubei und fließt durch Xiangfan, eine schöne und bekannte alte Kulturstadt. Xiangfan besteht aus zwei Teilen, die an den beiden Ufern des Hanshui liegen – Xiangyang am Südufer und Fancheng am Nordufer.

Xiangfan verfügt über ein exzellentes Transportnetzwerk. In alten Zeiten war es für seine Wasserwege in den Süden und seine Straßen in den Norden bekannt. Xiangfan war auch von strategischer Bedeutung und seit der Frühlings- und Herbstperiode (770-476 v. Chr.) fanden in der Umgebung der Stadt über 200 Schlachten statt. Darunter die berühmte Schlacht, bei der Yuefei (1103-1142), ein patriotischer Militärkommandeur der Südlichen Song-Dynastie (1127-1279), die Stadt eroberte. Seit der Periode der Drei Reiche (220-280) ist Xiangfan der Sitz von Lokalregierungen gewesen. Heute spielt Xiangfan nach wie vor eine wichtige Rolle im Transport- und Verkehrswesen.

Xiangfan liegt in Zentralchina. Traditionell vergötterten die Menschen im Norden den Drachen und im Süden verehrten sie den Phönix. In Xiangfan sind die nördliche und die südliche Kultur miteinander vermischt. Die einzigartigen Steinschnitzereien von Xiangfan spiegeln sowohl die Feinheit des Südens als auch die Größe und Kraft des Nordens wider.

Durch seine lange Geschichte besitzt Xiangfan reiche kulturelle Hinterlassenschaften. Es gibt 11 geschützte historische Stätten in diesem Gebiet. Die Stadt, die ihre Anfänge in der Han-Dynastie (206 v. Chr.- 220 n. Chr.) fand, ist eine der am besten erhaltenen alten Städte in China. Die Nordseite der Stadtmauer blickt auf den Hanshui und ein Graben führt an drei Seiten der Stadt entlang. Der 4.700 m lange Graben hat eine durchschnittliche Breite von 180 m und an seiner weitesten Stelle misst er 250 m. Darüber hinaus hat Xiangfan die längste alte Kulturstraße in China. Der Kreis Xiangfan kann sogar auf eine 2.800 Jahre alte Geschichte zurückblicken.

Fünf Kilometer südlich von Xiangyang liegt Xijiachi, die alte Residenz des Beamten Xi Yu aus der frühen Östlichen Han-Dynastie (25-220). Sie ist eine gartenähnliche Anlage, die sowohl im nördlichen als auch im südlichen Stil gebaut worden ist. Xi Zaochi, ein Historiker der Jin-Dynastie (265-420), schloss sein großes Werk „Die Geschichte der Han- und der Jin-Dynastie“ dort ab. Zehn Kilometer westlich von der Stadt liegt Gulongzhong, wo Zhuge Liang, ein herausragender Staatsmann und Stratege während der Periode der Drei Reiche zehn Jahre lang lebte. Es ist auch der Ort, wo Liu Bei, Gründer des Königreiches Shu Han (221-263), in der Zeit der Drei Reiche drei Aufrufe vor Zhuge Liangs strohgedecktem Haus machte, um diesen für die Eroberung des Thrones zu gewinnen. Mit seinen sich dahin wellenden Hügeln, seinem kristallklaren Wasser und den grünen Wäldern erfreut sich Gulongzhong einer faszinierenden Landschaft.

Im Nordwesteck der Stadt befindet sich Furencheng, eine Ansiedlung zur Erinnerung an die Mutter von Zhuxu, eines Generals, der in der Jin-Dynastie für die Verteidigung von Xiangyang verantwortlich war. Auf der anderen Seite des Hanshui liegt Migongsi, die Gedenkhalle für Mi Fei, einen großen Kalligrafen aus der Nördlichen Song-Dynastie (960-1127). Ein altes Gebäude, dekoriert mit roten Mauern und mit schwarzen Kacheln versehen, liegt es Furencheng genau gegenüber. Im Migongsi können Besucher sich der verschiedenen Stile und Fähigkeiten der vier großen Kalligrafiemeister Mi Fei, Su Dongpo, Huang Tingjian und Cai Xiang aus der Nördlichen Song-Dynastie erfreuen. Ihre Kalligrafien und Gemälde sind auf Steinstelen eingraviert. Mi Fei schuf hier mit seinen kühnen Innovationen eine Reihe von neuen Kalligrafie- und Malereistilen.

Es gibt mehr als 50 historische Stätten im Landkreis Xiangfan, darunter der Tempel Baishuisi; die Heimatstadt von Liu Xiu (6 v. Chr.-57 n. Chr.), Gründer der Östlichen Han-Dynastie, die buddhistische Pagode Duobao und viele historische Schlachtfelder.

(Beijing Rundschau/China.org.cn, 18. Februar 2004)