Rauhreif: Attraktion der Stadt Jilin

Jilin ist eine schöne Stadt am Songhua-Fluss in der Provinz Jilin in Nordostchina. Bekannt ist sie als "Stadt von Rauhreif und Eis". Wenn im Winter dichter Nebel herabsinkt und der Dunst der Flüsse aufsteigt und mit der kalten Luft zusammentrifft, bildet sich an den Zweigen der Bäume Rauhreif. In der Stadt Jilin ist diese Erscheinung besonders ausgeprägt.

Diese natürliche Sehenswürdigkeit ist genau so bekannt wie die Landschaft in Guilin, der Steinwald in Yunnan und die Drei Schluchten des Yangtse. In Jilin ist der Winter ungewöhnlich lang und bringt klirrenden Frost. Die Temperatur sinkt bis auf -40 Grad Celsius. Aber trotz der eisigen Kälte liegt die Temperatur des Wassers des Songhua-Flusses bei vier Grad. Es wird durch das 15 Kilometer von der Stadt entfernte Fengman-Wasserkraftwerk am Oberlauf des Songhua erwärmt, so dass der Fluß im Winter auf 75 Kilometer nicht zufriert.

In Jilin tritt sehr oft Rauhreif auf, er ist dick, von lockerer Struktur und bleibt lange liegen. Im Durchschnitt erscheint er von November bis April ca. sechzig- bis siebzigmal. Die glitzernden Eisteilchen lassen die Umgebung der Uferstraße Jinjiang in voller Pracht erstrahlen. Auf dem fünf Kilometer langen Deich schimmern die Bäume wie Jade, verziert wie mit silbrigen Blumen und leuchtenden Perlen. Wunderschön sind auch die in Reihen stehenden Weiden. Die Kiefern wirken wie aufblühende Chrysanthemen. Dieses herrliche Naturschauspiel ist meistens am frühen Morgen zu beobachten. Sobald die Sonne aufgeht, die Temperatur steigt, sich die Wolken teilen und sich der Nebel auflöst, schmilzt der Rauhreif.

Rauhreif weist zwei Formen auf. Bei schlechtem Wetter ist er körnig, bei gutem Wetter kristallartig. In Jilin nimmt er meistens die kristalline Form an. Die Voraussetzung für diese Ausprägung ist ruhiges neblig-kaltes Wetter.

Raufreif tritt oft in hochgelegenen und feuchten Regionen wie in Nordwest- und Nordostchina auf. Doch in Jilin ist er in seiner Schönheit, Stärke und Dauer unübertroffen. Man kann sogar nach seiner Erscheinung das dortige Wetter vorhersagen, auch das für das kommende Jahr. Jeder Jiliner kennt das Sprichwort: „Der erste Rauhreif im Jahr, drei Tage schön und warm." Auf dem Lande sagen die Leute: "Wenn der Baum bei eiskaltem Winter im Rauhreif versinkt, bedeutet das einen regenreichen Sommer", "Nebelfreie Winterzeit hält Trockenheit für den Fluss bereit." oder "Macht sich der Rauhreif rar, ist der Frühreif im Herbst besonders bizarr."

Die beste Zeit zur Beobachtung des Rauhreifes in Jilin ist von Dezember bis Februar. Ein idealer Ort dafür ist das Dorf Zengtong auf der Flussinsel Wusong, 35 Kilometer von der Stadt Jilin entfernt. Hier tritt der Rauhreif fast jeden Morgen auf und bleibt sogar gelegentlich mehrere Tage lang bestehen.

Rauhreif ist heute die größte Attraktion der Stadt Jilin. Jährlich zieht er unzählige Touristen aus dem In- und Ausland an. Im Januar 1991 unternahm Jiang Zemin, ehemaliger Generalsekretär des ZK der KP Chinas, eine Reise nach Jilin. Während seines Aufenthalts dort war er von der bildschönen Winterlandschaft so fasziniert, dass er eine Widmung schrieb: "Herrliche Winterlandschaft am Songhua-Fluss, Weiden schimmern wie Jade, verziert wie mit silbrigen Blumen. Der Rauhreif in Jilin hat seinen Ruf zu gutem Recht."

(China im Bild/China.org.cn, 13. Oktober 2003)