Staatlichen Banken erleiden Führungskräfte-Exodus

26.11.2015

Eine beispiellose Kündigungswelle hält derzeit die großen chinesischen Banken in Atem. Die Abwanderung droht, einen Schatten auf den gesamten Bankensektor zu werfen -- und dass zu einer Zeit, in der die Gewinne sinken und das Volumen fauler Kredite inmitten eines allgegenwärtigen wirtschaftlichen Abschwungs zunimmt.



Mindestens 52 Führungskräfte -- darunter auch solche von führenden staatlichen Geldgebern wie zum Beispiel der Bank of China und der Construction Bank of China -- hätten ihr Amt entweder aus persönlichen Gründen niedergelegt oder seien einfach weitergezogen, hieß es in verschiedenen Medienberichten.

Stagnierende Löhne, hochbezahlte Jobs im Private Banking und der derzeit entstehende Online-Finanzsektor haben ihr Übriges beigetragen, dass der Exodus der Führungskräfte immer weiter an Fahrt aufnimmt.

"Internet-Finanzunternehmen sind in China sehr rasch gewachsen, da ist es nur natürlich, dass einige Führungskräfte traditioneller Banken selbige verlassen, um für die neuen Unternehmen zu arbeiten, die ihnen besser bezahlte Arbeitsplätze bieten ", sagte Wu Qing, stellvertretender Leiter der Abteilung Bankenforschung am Zentrum für Entwicklungsforschung des Staatsrats.

Bisher haben 10 der 16 börsennotierten Banken berichtet, dass Führungskräfte der Präsidenten- oder Vizepräsidenten-Ebene zurückgetreten seien oder das Unternehmen verlassen hätten, heißt es in einem öffentlichen Bericht der chinesischen Börsen.

Diese Abgänge kommen augerechnet zu einer Zeit, in der der Bankensektor mit starkem Gegenwind zu kämpfen hat.

Viele der führenden staatlichen Kreditgeber berichten, dass ihre Gewinne im dritten Quartal unter die kritische Marke von 1,0 Prozent gefallen seien, während sich gleichzeitig die Zahl der faulen Kredite erhöht habe.

Der intensive Wettbewerb durch die schnell wachsenden Privatbanken und den Aufstieg der Onlinebanken macht den traditionellen Banken zu schaffen.

Doch der Abgang derart vieler Führungskräfte hat Spekulationen ausgelöst, dass die deftigen Gehaltskürzungen, die von der Regierung im vergangenen Jahr als Teil ihrer Sparpolitik vorgenommen wurden, sich bereits auf die Branche auswirken.

"Früher beschränkten sich die Auswirkungen von Gehaltskürzungen auf die großen Bosse der Banken", sagte Wu.

"Jetzt aber könnten sie sich, aufgrund der diesjährigen schlechten Leistung wegen der schwachen Konjunktur, auch bis auf die Ebene der mittleren Führungskräfte erstrecken."

Den Top-Führungskräften der Staatsunternehmen, einschließlich Banken, drohen aufgrund der von der Regierung im Jahr 2014 angekündigten Sparmaßnahmen Gehaltskürzungen von bis zu 50 Prozent.

Seit Beginn des Jahres seien die Gehälter für die Führungskräfte der Banken auf 600.000 Yuan (88.000 Euro) begrenzt worden, berichtete das Magazin Time Weekly unter Berufung auf Quellen im staatlichen Bankensektor.

Aber die Mehrheit der Führungskräfte, die ihre Banken in diesem Jahr bereits verlassen haben, ist trotzdem im traditionellen Bankgeschäft geblieben, während einige sich für Privat- oder Onlinebanken entschieden haben.

Die Führungskräfte, die sich für neue Aufgaben außerhalb des staatlichen Bankensektors entschieden haben, sind zumeist unter 50 Jahre alt. Dies ist ein schwerer Schlag für die staatlichen Banken, die Gefahr laufen, ihre besten und talentiertesten Mitarbeiter zu verlieren.

Viele von denen, die bereits gegangen sind, seien sehr ehrgeizig und hätten hohe persönliche Ziele, sagte Zeng Gang, Direktor der Bankenforschung am Institut des Finanz- und Bankensektors der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften.

Aber er betonte auch, dass dieses "Erdbeben" in der Bankenbranche ein positives Zeichen für eine stärkere Orientierung des Sektors am Markt sei.

"Es ist ein Zeichen für eine effizientere Verteilung der Ressourcen im Bankensektor, der einst von den großen staatlichen Akteuren dominiert wurde", sagte Zeng.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Staatlichen Banken,Führungskräfte,Exodus