Homosexualität

Umfrage: Junge Menschen offener für Vielfalt in Sexualität

18.05.2016

Während nur einer von 20 Angehörigen einer sexuellen oder Geschlechtsidentitäts-Minderheit in China diesen Teil seines Lebens völlig unbeschwert auslebt, zeigt ein Bericht der UN, dass die junge Generation des Landes „offener für die Vielfalt in der Sexualität“ ist, als ihre Eltern.

Wie der am Dienstag veröffentlichte Bericht des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) zeigt, gehen mehr als die Hälfte der befragten Schwulen, Lesben, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen (die nicht eindeutig dem männlichen oder dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werden können) nicht offen mir ihrer sexuellen oder Geschlechteridentität in der Schule um, drei Viertel outen sich auch am Arbeitsplatz nicht.

Wu Lijuan, Soziologie-Professor an der Peking Universität, sagte: „Trotz des gesellschaftlichen Fortschritts in den letzten zehn Jahren sind sexuelle oder Geschlechtsidentitäts-Minderheiten selten im alltäglichen Leben oder in den Medien in China zu sehen.“ Wu leitete die Umfrage, an der auch mehr als 10.000 nicht-LGBTIs teilnahmen.

Derzeit gibt es keine offiziellen Zahlen zu der LGBTI-Population in China. Gehe man von den Zahlen der Befragten im Ausland aus, dann wären das drei bis fünf Prozent der Bevölkerung – etwa 40 bis 70 Millionen Menschen.

Aus dem Bericht geht zudem hervor, dass Medien-Präsentationen mit und über LGBTIs viel häufiger im Internet, als in der Zeitung, im Radio oder Fernsehen zu sehen sind. Doch handle es sich dabei vielmehr um eine verstärkende Stereotypisierung als um einen neutralen Blick, so der Bericht.

„Häufig werden schwule, männliche Charaktere in den Medien als sehr feminin dargestellt und lesbische als besonders maskulin“, erzählt Bu Wei, Professor für Kommunikation an der Chinese Academy of Social Sciences.

Der Bericht zeigt auch, dass von den insgesamt 28.454 Befragten zwei Drittel der in den 90er Jahren und später Geborenen „kein Problem mit Nähe zu“ Schwulen, Lesben, Bisexuellen, Transgender oder Intersexuellen haben. Verglichen dazu sind es nur 56,3 Prozent der vor den 1970er Jahren Geborenen. Rund 8,9 Prozent der in den 90er Jahren und später Geborenen würden die sexuelle oder Geschlechtsidentitäts-Minderheit ihres Kindes nicht akzeptieren, bei der Altersgruppe der 46-Jährigen oder älter sind es 35,3 Prozent.

Laut dem Soziologen Wu gab es zwischen den Antworten der LGBTIs und jenen, die nicht einer Minderheit angehörten, keine großen Unterschiede.

In dem Bericht heißt es, dass Transgender am wenigsten von der Gesellschaft akzeptiert sind. Nur etwa die Hälfte der Befragten unterstützten die Einrichtung von Transgender-Waschräumen oder die Kostenübernahme für Geschlechtsumwandlungen durch die Krankenkasse.

Agi Veres, Leiter des UNDP China, sagte am Dienstag, dem Internationalen Tag gegen Homophobie und Transphobie: „Die Umfrage vermittelt das Bild einer gesellschaftlichen Meinung im Wandel, mit einer Mehrheit an positiven, offenen Befragten vor allem unter den Jugendlichen und einem großen Anteil, der sich noch eine Meinung bilden muss.“

„Sie wissen einfach nicht, wo sie hingehören“, so Veres. „In vielerlei Hinsicht bedeutet das eine wichtige Chance für die LGBTIs und zeichnet eine Gesellschaft ab, in der ein schneller und tiefgehender Wandel möglich ist.“

Nichtgewerbliche, einvernehmliche, sexuelle Handlungen zwischen gleichgeschlechtlichen Erwachsenen wurden 1997 in China entkriminalisiert und vier Jahre später wurde Homosexualität von der Liste mentaler Krankheiten des Gesundheitsministeriums gestrichen.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: China,Sexualität,Geschlechteridentität