Wird "Made in India" bald "Made in China" ersetzen?

26.05.2016

Inder benutzen für die Beschreibung ihrer Heimat gerne den Slogan "Incredible India". Doch nun gewinnt ein anderer zunehmend an Bedeutung: "Made in India". Die beiden Wirtschaftsmagnate Terry Gou und Tim Cook wollen ihre Fabriken nach Indien verschieben.

Vergangene Woche erwähnte Apple-CEO Tim Cook bei einem Treffen mit dem indischen Premierminister Narendra Modi, dass er erwägt, die Produktion von iPhones nach Indien zu verlegen. Nur ein paar Tage zuvor hatte Cook in China an einem Forum von App-Entwicklern teilgenommen und die Große Mauer besucht. In Indien hatte seine Reise jedoch einen klareren Fokus aufs Geschäft.

Im Vergleich zu Apple scheint sich Gou von Foxconn noch aktiver auf dem indischen Markt zu engagieren. Im vergangenen Jahr erklärte Foxconn öffentlich, dass das Unternehmen Produkte aus Indien unterstützt. Laut Gou will Foxconn in den nächsten fünf Jahren Fabriken in fünf indischen Bundesstaaten erreichen. In Delhi, Mumbai, Bangalore und Hyderabad sollen Statistikzentren entstehen. Darüber hinaus versprach Gou in indische Internet-Unternehmen und Handy-Hersteller zu investieren. Bis 2020 will Foxconn in Indien zwischen zehn bis zwölf Fabriken erreichen und etwa eine Million Arbeitsplätze schaffen.

Chinas industrielle Kapazitäten ins Ausland zu verlegen, das sieht inzwischen wie ein unwiderstehlicher Trend aus. Auch die chinesischen Mobilhersteller Gionee, Vivo und ZTE planen derzeit, ihre Produktionswerke nach Indien zu verschieben.

Im vierten Quartal 2015 wurde Indien zur größten wirtschaftlichen Einheit mit dem schnellsten Wachstum. China steht unter einem gewaltigen Druck, wenn es mit Indien in der Fertigung von Produkten konkurrieren will. Laut Statistiken der Boston Consulting Group nähern sich die Kosten für in China hergestellte Güter nun solchen, die in den USA produziert werden: Die Herstellung eines Elements, das in den USA einen Dollar kostet, lässt sich in China nicht unter 96 Cents bauen.

Die Gründe für den Druck auf die Herstellungskosten liegen laut dem Bericht in den steigenden Löhnen, den sich veränderten Wechselkursen und den zunehmenden Energiepreisen. In Indien sind insbesondere die Lohnkosten sehr viel tiefer. So konnte vor kurzem ein indischer Handyhersteller ein Smartphone für nur 24 Yuan anbieten.

Der Harvard-Professor Palepu Krishna hält es für unnötig, sich davor zu fürchten, dass die Wirtschaft in Indien schneller wächst als in China. Allerdings ist es offensichtlich, dass viele Hersteller glauben, dass sie mit einem Umzug nach Indien von der am schnellsten wachsenden Wirtschaft profitieren können - so wie das in den letzten 20 Jahren in China der Fall gewesen war.

Ein chinesischer Handy-Hersteller monierte hingegen, dass die Kosten in Indien zwar niedriger seien, dass es aber noch immer kein voll entwickeltes Industriecluster gebe. Angesichts der vielen Unsicherheiten im indischen Markt glaubt er, dass China als Produktionsstandort noch für eine Weile wettbewerbsfähig bleiben wird.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Cook,Indien