Am 3. Juni 2005 versammelte sich eine Gruppe aus chinesischen Spitzenpolitikern am renommierten Friedhof von Babaoshan im Westen Beijings, darunter der damalige Staatspräsident Hu Jintao und Premierminister Wen Jiabao. Anlass war eine Gedenkveranstaltung zum Todestag Israel Epsteins, der sein Leben dem Journalismus und der Berichterstattung über China widmete.

Israel Epstein wurde als Kind jüdischer Eltern am 20. April 1915 in Warschau, das damals unter der Herrschaft des russischen Kaiserreiches stand, geboren. Schon früh vermittelten ihm seine Eltern einen revolutionären Geist, wie Epsteins Witwe Huang Wanbi erläutert:

"Beide Elternteile waren Mitglieder der sozialistischen Partei in Russland. Sein Vater wurde von den Behörden des zaristischen Russlands für die Anführung eines Arbeiteraufstandes inhaftiert und nach Sibirien verbannt. Die Mutter erlitt ein ähnliches Schicksal."

Als Israel Epstein 1917 gerade erst zwei Jahre alt war, begab sich seine Familie nach China, um schließlich in Tianjin zu leben. 1931 nahm mit dem "Zwischenfall vom 18. September" die japanische Invasion in China offiziell ihren Anfang. Im selben Jahr absolvierte Epstein die Mittelschule und begann bereits mit 15 Jahren seine Karriere als Journalist. Zunächst arbeitete er für die englischsprachige Zeitung "Peking and Tientsin Times". Später wurde er beauftragt, Werke des renommierten amerikanischen Journalisten Edgar Snow zu überprüfen. Ein Treffen zwischen den beiden Schriftstellern auf chinesischem Boden prägte Epstein nachhaltig, wie He Dazhang, Leiter des Verwaltungszentrums am ehemaligen Wohnsitz Soong Ching-lings, erläutert:

"Epstein wurde nach dem Treffen ein großer Bewunderer des Schriftstellers Edgar Snow, der über ein so umfangreiches Wissen über China verfügte. Insbesondere durch Snows Buch ‚Roter Stern über China' entdeckte Epstein viel Neues über seine neue Heimat."