China legalisiert Onlinebezahlsysteme

17.08.2016

Nach zwei Jahren in einer rechtlichen Grauzone wird die in China beliebte Bezahlmethode via QR-Code legalisiert. Die Banken des Landes zeigen Interesse, auch wenn derzeit noch Alipay und Tenpay den Markt beherrschen.

Medienberichten zufolge wird China bald eine neue Bestimmung verabschieden, um die Bezahlung mittels QR-Code (Quick Response Code) zu legalisieren. Für mehr als zwei Jahre existierten bargeldlose Bezahlmethoden wie Alipay und Tenpay in einer rechtlichen Grauzone, staatlich verboten, doch allgemein benutzt. Der rasant wachsende Markt hat die Regierung nun dazu motiviert, derartige Dienste zu gestatten und selbst einige staatseigene Banken haben Interesse an der Technologie bekundet. Neuen Anbietern, die auf dem Markt Fuß fassen möchten, wird das aber Experten zufolge schwer fallen, da Alipay und Tenpay ihn bereits unter sich aufgeteilt haben.

Es wird erwartet, dass bis Ende des Monats regulatorische Standards für Zahlungen via QR-Code bestimmt werden und damit das Verbot durch die Regierung nach zwei Jahren ein Ende findet. Für viele Menschen in China, die die Bezahlung durch QR-Code mit ihren Handys bereits gewohnt sind, kam diese Nachricht überraschend, da ihnen der rechtliche Rahmen nicht bewusst war.

Im März 2014 hatte die chinesische Zentralbank, die Chinesische Volksbank (PBC), den Stopp der QR-Bezahlungsmethoden beschlossen und diese Entscheidung mit Sicherheitsrisiken begründet. Doch die relative laxe Umsetzung dieser Entscheidung hat die Nutzung von QR-Codes durch die größten chinesischen Drittanbieter für Bezahlungsleistungen wie Alipay und Tenpay nicht maßgeblich behindert.

Die Einsätze erhöhten sich, da diese Form der Bezahlung zur beliebtesten Methode avancierte, um mit dem Handy mobil Rechnungen zu begleichen. Daten des Beijinger Marktforschungsinstituts iResearch zufolge stiegen im ersten Quartal 2016 die mobilen Transaktionen im Jahresvergleich um 202,6 Prozent und um 33,4 Prozent im Quartalsvergleich. Sie beliefen sich auf insgesamt 6,2 Billionen Yuan (836 Milliarden Euro).

Wenig Steine auf dem Weg

Die PBC hat die Payment & Clearing Association of China (PCAC) bereits offiziell dazu autorisiert, mit ihren Mitgliedern, unter anderem Banken und Zahlungsdienstleistern, an Regeln für den neuartigen Zahlungsverkehr zu arbeiten, wie die staatliche Medienanstalt China Central Television (CCTV) letzte Woche berichtete.

Ein Entwurf der Bestimmungen, welche technische und geschäftliche Standards sowie Anforderungen für den Schutz persönlicher Daten, Kapitalsicherheit, Verschlüsselung und Speicherung sensibler Informationen umfassen, hat dem CCTV-Bericht zufolge bereits die Phase zur Stellungsnahme der Öffentlichkeit abgeschlossen. Wahrscheinlich wird die PCAC die neuen Bestimmungen Ende August verabschieden.

Ein Einblick in den Entwurf zeigt, dass die Regularien Bezahlungsdienstleistern vorschreiben, QR-Code-Zahlungen durch eine Kombination aus Passworteingabe, gesicherter Authentifizierung durch digitale Zertifikate oder elektronische Signaturen und der Bestätigung durch ein Einmal-Passwort oder biometrische Daten wie dem Fingerabdruck abzusichern.

Dienstleistungsanbieter müssen zudem Grenzen für die tägliche Transfermengen setzen, die sich an den individuellen Risikoprofilen der Nutzer orientieren.

Die neuen Bestimmungen werden die Bezahlung mittels QR-Codes legalisieren, doch für Alipay und Tenpay wird sich nicht viel ändern, so Mu Chu, ein Analyst von mpaypass.com.cn, einem Marktinformationsanbieter für mobile Bezahlungssysteme. „Doch zu einem gewissen Grad werden die neuen Bestimmungen zukünftig zu Einschränkungen führen, da jede Verfehlung unter die Regulierungsaufsicht fällt“, erklärte Mu am Donnerstag gegenüber Global Times.

Laut Liu Dingding, einem unabhängigen Wirtschaftsanalysten, haben Bezahldienstleistungsfirmen exzellente Abteilungen für Netzsicherheit, sodass sie sich auch ohne die neuen Sicherheitsbestimmungen, um den Schutz ihrer Kunden sorgen würden. „Die meisten Diebstahlfälle resultieren aus der versehentlichen Weitergabe persönlicher Informationen durch Kunden und nicht durch die Anfälligkeit des Systems an sich“, wie Liu der Global Times am Donnerstag mitteilte.

Derzeit werden Kunden oftmals dazu angehalten, den QR-Code der Verkäufer einzuscannen und anschließend die Zahlung zu bestätigen. Doch die Dienste können so auch relativ einfach von Kriminellen missbraucht und Kunden erhöhten Sicherheitsrisiken ausgesetzt werden. Codes, die von Verkäufern angeboten werden, können Viren enthalten und es Hackern ermöglichen, Geld von den Konten der Kunden zu stehlen. Einige Monate nachdem diese Sicherheitslücken bekannt geworden waren, haben sowohl Alipay als auch Tenpay ihre QR-Bezahlmethoden überarbeitet und ihre Dienstleistungen für mobile Nutzer stark beworben. Beispielsweise ermöglicht es Alipay nun, dass Verkäufer einen QR-Code von den Handys der Kunden einscannen. Dadurch wird das Risiko von den Kunden auf die Verkäufer übertragen.

Staatliches Interesse

Zwar vermuteten einige, dass das Verbot des Bezahlens via QR-Code durch China UnionPay, dem staatlichen Kreditkartenverband, angeregt wurde, um die Umgehung seines eigenes Netzes zu verhindern, doch laut Mu zeigt die Tatsache, dass die Regulierungsbehörden nicht härter dagegen durchgriffen, dass staatliche Institutionen sich nicht an der Überweisung von Kleinstbeträgen störten. „Was die Drittanbieter taten, diente den Bedürfnissen der Kunden, die täglich viele kleine Transaktionen tätigen wollten, was Banken und andere Institutionen nicht interessierte“, erklärte Mu. „Erst als der Markt für mobile Zahlungsmethoden eine bestimmte Größe erreicht hatte, zeigten auch Banken und andere Institutionen Interesse an ihm.“

Im ersten Quartal des Jahres wickelten chinesische Bankinstitute nach Daten der Zentralbank 793,97 Billionen Yuan (106,9 Billionen Euro) an elektronischen Zahlungen ab, einschließlich 52,13 Billionen Yuan (7,02 Billionen Euro) Zahlungen, die mobil getätigt wurden.

Nachdem Tencent und Alibaba den Weg für mobile Zahlungen geebnet hatten, sprang auch UnionPay auf den Zug auf und richtete 2015 seinen QuickPass-Service ein, welcher es Kunden erlaubt, ähnlich dem deutschen Girogo-System mithilfe ihrer Smartphones an QuickPass-Kassenterminals zu bezahlen, falls ihre Handys fähig zur Nahfeldkommunikation (NFC) sind.

„Obwohl die NFC-Technik bequemer und sicherer als das Scannen von QR-Codes ist, besitzt sie nur einen kleinen Marktanteil“, so Liu. „Die Technik hat sich nicht durchgesetzt, vielleicht weil sie es sowohl für Kunden als auch für Verkäufer nötig macht, NFC-fähige Geräte zu besitzen.“

Nachdem sich die Nachricht der Legalisierung verbreitet hatte, gab auch China UnionPay bekannt, die Zahlung via QR-Code zu seinem Service hinzuzufügen. Im Juli startete auch die staatliche Industry and Commercial Bank of China einen QR-Bezahldienst, um ihr Online-Bezahlgeschäft aufzubauen.

Aus Sicht der Banken werden die neuen Bestimmungen Richtlinien dafür bieten, wie sie den Markt betreten können. Doch Mu zufolge besitzen Alipay und Tenpay jeweils ihre ganz eigenen Vorzüge und werden es Neuankömmlingen auf dem Markt nicht leicht machen.

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Quelle: people.cn

Schlagworte: QR-Code,Alipay