Kanadas Mitgliedsantrag stärkt die AIIB

07.09.2016

Acht Monate, nachdem sich die von China initiierte Asiatische Infrastrukturinvestitionsbank (AIIB) der Familie multilateraler Entwicklungsbanken (MDB) anschloss, hat sie bereits Gelder verliehen und arbeitet an der Erweiterung ihrer Mitgliederzahl.

Die in Beijing angesiedelte Asiatische Infrastrukturinvestitionsbank überraschte letzte Woche mit der Bekanntgabe, dass sich der US-Verbündete Kanada ihr anschließen will.

„In der Weltwirtschaft von Morgen zu bestehen verlangt nach strategischer Partnerschaft und Weltoffenheit, deshalb schmieden wir neue Bande mit internationalen Partnern“, so der kanadische Finanzminister Bill Morneau in einer Stellungnahme auf der kanadischen Regierungswebseite.

Kanadas Entscheidung begrüßend sagte AIIB-Präsident Jin Liqun laut eines CCTV-Berichts vom Samstag, dass der gewählte Zeitpunkt vor dem G20-Gipfel ein Vertrauensbeweis gegenüber der neuen Entwicklungsbank darstelle.

Kanada ist eines von Dutzenden von Ländern, die ihr Interesse an einem Beitritt zu der von China initiierten multinationalen Finanzinstitution bekundeten.

Die AIIB umfasst 57 Gründungsmitglieder einschließlich Chinas, Südkoreas, Großbritanniens, Deutschlands und Frankreichs, von denen die Mehrheit in Asien und Westeuropa liegen.

Die Bank hat dieses Jahr damit angefangen, Anträge für neue Mitgliedschaften zu akzeptieren. Das Bewerbungsfenster wird bis Ende September offen bleiben.

Jin sagte, dass mehr als 20 Länder Anträge eingereicht haben, und es eine Woge von Bewerbern außerhalb Asiens gebe, einschließlich regionaler Großmächte aus Osteuropa, Afrika und Lateinamerika.

Wenn die AIIB diese Anträge genehmigen sollte, würde sich ihr Arbeitsschema auf mehr als 80 Länder ausbreiten und die 67 Mitglieder umfassende, von Japan und den USA geführte Asiatische Entwicklungsbank (ADB) überholen.

Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping schlug vor zwei Jahren den AIIB-Rahmen vor. Die Bank begann ihren Betrieb im Januar mit einem Kapital von 90 Milliarden Euro für Infrastrukturprojekte in Asien.

China hat 26,71 Milliarden Euro zum Startkapital der Bank beigetragen und ist mit 26,06 Prozent der Stimmrechte größter Teilhaber.

Die AIIB hielt am 25. Juni ihre erste Jahresversammlung mit 57 Gründungsmitgliedern ab. Am gleichen Tag genehmigte die Bank ihre erste Darlehens-Charge mit einem Volumen über 457 Millionen Euro für vier Projekte, einschließlich des Aufbaus einer Fernstraße in Pakistan und der Aufrüstung des Stromnetzes in Bangladesch.

Die Bank plant, dieses Jahr 1,1 bis 1,4 und bis 2017 2,3 bis 2,7 Milliarden Euro in den Infrastrukturaufbau zu investieren.

Eine innovative Idee

Thomas Maier, Direktor für Infrastruktur der Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, sagte während der Jahresversammlung, dass er von der Risikobereitschaft der AIIB beeindruckt war, besonders bezüglich der Schritte Richtung privater Sektoren.

Zurzeit stützt sich die Finanzierung des AIIB-Modells auf staatlich garantierte Darlehen, sagte Henry Bell, Kommunikationsbeauftragter der AIIB, am Donnerstag gegenüber Global Times.

Jedoch hat die Bank versprochen, sich für die Finanzierung asiatischer Infrastrukturprojekte im Laufe der nächsten Jahre mit dem privaten Sektor zu verbünden, weil private Unternehmen „in der Regel rentabel sind und viel weniger Bürokratie besitzen“, sagte Jin Ende Juni auf einer Pressekonferenz.

„Privaten Unternehmen mangelt es für gewöhnlich an Anreizen zur Teilnahme an Infrastrukturprojekten, weil einige Projekte riskant sind und sich über einen langen Zeitraum erstrecken, bevor sie Gewinn abwerfen können“, sagte Dong Dengxin, Direktor des Instituts für Finanzen und Wertpapiere der Wuhan Universität für Wissenschaft und Technik.

Die Beteiligung der AIIB wird die Sorgen des privaten Sektors über die Zusammenarbeit mit Kommunalverwaltungen verringern, sagte Dong am Donnerstag gegenüber Global Times.

Vorteile derv AIIB

Als Neuling in der MDB-Familie will die AIIB schlank, transparent und effizient sein.

„Für Darlehen vorhandener MDBs wie der Weltbank müssen Kreditnehmer normalerweise einen langen Prozess durchlaufen“, sagte Liu Xiaoxue, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Nationalen Instituts für internationale Strategie der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften.

„Die Kreditgenehmigung geht mit mehreren Bedingungen einher, welche die kreditnehmenden Länder in den Folgejahren erfüllen müssen, und einige der Bedingungen, wie die Verringerung der öffentlichen Ausgaben zur Beeinflussung der Staatsverschuldung, untergraben tatsächlich das Wohlbefinden der Bevölkerung“, so Liu.

Im Gegensatz dazu benötigte die AIIB etwa ein halbes Jahr für die Genehmigung der ersten Darlehen, die frei von Bedingungen sind, was laut Liu wiederum für ihre Effizienz und Flexibilität spricht.

Sie sollte laut Experten nicht als Ersatz für bestehende MDBs betrachtet werden, sondern als Ergänzung, weil die Länder Asiens lange unter dem Mangel einer grundlegenden Infrastruktur gelitten haben, was die Wirtschaftsentwicklung der Region behinderte.

Gemäß Daten der ADB wird Asien für die Beseitigung infrastruktureller Defizite bis 2020 Investitionen im Wert von 7,2 Billionen Euro benötigen. Diese Summe übersteigt die Finanzierungsfähigkeiten vorhandener MDBs wie der ADB bei weitem.

Die AIIB profitiert auch von einem besseren Verständnis „erfolgreicher Erfahrungen und Lehren aus den Aufbaujahren der Entwicklungsländer“, sagte Chinas Finanzminister Lou Jiwei auf der Jahresversammlung Ende Juni.

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Quelle: people.cn

Schlagworte: China,AIIB,Beijing,Kanada