Energie

Erstes Kernkraftwerk in Nordwestchina gebaut

21.09.2016

China hat den Bau des ersten Kernkraftwerks im Nordwesten des Landes fertiggestellt. In der andauernden Debatte über die Sicherheit der Industrie ist dies Teil einer „aggressiven“ Entwicklungsstrategie für die Kernkraft.

Der erste Abschnitt des Hongyanhe Kraftwerks, das in der Gemeinde Donggang in der Provinz Liaoning gelegen ist, wurde am Dienstag fertiggestellt. Das Kraftwerk, dessen Bau im Jahr 2007 begonnen hatte, ist das erste Kernkraftwerk und das größte Energieinvestitionsprojekt in Nordwestchina.

Der erste Abschnitt des Projekts besteht aus vier Stromaggregaten mit einer installierten Kapazität von bis zu 1,118 Millionen Kilowatt pro Einheit.

Gui Liming, Experte für Chinas nukleare Sicherheitssysteme an der Tsinghua University, beschreibt, dass Chinas Nuklearindustrie mit 30 laufenden und 20 im Bau befindlichen Stromaggregaten eine „aggressive Entwicklungsphase“ durchläuft. „Im Vergleich zu anderen, sauberen Energiequellen wie Sonne und Wind ist Kernkraft billiger und beständiger. Gegenwärtig ist es die geeignetste Energiequelle für China, wo es aufgrund der großen Bevölkerung und der wirtschaftlichen Ausmaße zu einem hohen Stromverbrauch kommt.“

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, gab China am vergangenen Freitag bekannt, in den kommenden 10 Jahren 60 neue Kernkraftwerke bauen zu wollen.

Jedoch scheint die Entscheidung der Regierung bezüglich des Ausbaus der Kernkraftindustrie gegen den globalen Trend zu gehen. Nach dem Unglück in Fukushima im Jahr 2011 haben beispielsweise Deutschland und die Schweiz ein Versprechen abgegeben, den Bau von Kernkraftwerken zu stoppen.

Gui erklärt: „Nach dem Abschalten der inländischen Kraftwerke wird Deutschland stattdessen Kernkraft aus Frankreich importieren. Im Gegensatz zu Deutschland kann China es sich jedoch nicht leisten, Strom aus Gas oder Öl zu produzieren, das wäre zu teuer. Außerdem gibt es kein Nachbarland, das Chinas Nachfrage stillen kann. Darüber hinaus sind Chinas Kernkraftwerke sicherer als jenes in Fukushima und jene, die noch im Bau sind, werden wiederum sicherer sein, als die jetzigen“, so Gui.

Anhaltende Sicherheitsbedenken

Wang Zuoyuan, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Radiation Protection and Nuclear Medicince Safety Institute am Chinese Center for Disease Control, äußerte Zweifel an der Notwendigkeit neuer Kernkraftwerke. Zudem machte er auf den Entsorgungsprozess nuklearer Abfälle aufmerksam und hob hervor, dass es China an professioneller Ausrüstung fehle und die Kernkraftwerke ihre eigenen Abfälle lagern müssten. Doch er fügte hinzu, dass mit dem Ausbau der Kernkraftindustrie auch mehr Verarbeitungsanlagen gebaut werden sollen.

Dennoch bleibt der Bau von Nuklearanlagen ein sensibles Thema in der chinesischen Gesellschaft, wo sich Befürchtungen darüber breit machen, dass die Anlagen eine Gefahr für die Umwelt und die Gesundheit bedeuten könnten.

Gui ist der Meinung, dass China seine Kernkraftindustrie ausbauen, aber gleichzeitig die öffentliche Meinung einbeziehen müsse.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Kernkraftwerk,Nordwestchina,Hongyanhe,Sicherheitsbedenken