Atomkraft

Nach Hinkley-Deal winkt China weiteres Projekt

30.09.2016

China wird seine einheimische Atomtechnologie bei Großbritanniens strengem Beurteilungssystem einreichen und in fünf Jahren Aussicht auf eine Zusage haben – und diese dann für den Bau eines neuen Atomkraftwerkes an der englischen Ostküste nutzen.

Dies gab der Vorsitzende der China General Nuclear Power Group (CGN) He Yu am Donnerstag bekannt. Und zwar nur kurz nachdem CGN, der französische Stromkonzern EDF und die Regierung Großbritanniens eine endgültige Einigung über ein Projekt unterschrieben haben, das noch früher geplant ist: das 23,4 Milliarden US-Dollar teure Hinkley Point-Atomkraftwerk, das damit grünes Licht bekommt. CGN wird ein Drittel der Investitionen schultern.

Das Hinkley Point-Projekt ist ein Vorreiter für die Einführung chinesischer Atomtechnologie. Sollte die chinesische Technik das GDA (General Design Assessment) bestehen, könnte das Bradwell-Kraftwerk das erste Atomkraftprojekt in einem Industrieland sein, das ein chinesisches Design verwendet.

Teil der am Donnerstag unterschriebenen Verträge ist zudem, dass CGN und EDF gemeinsam in die von der britischen Regierung vorgeschlagenen Atomkraftprojekte Sizewell und Bradwell investieren. CGN wäre dann Mehrheitsaktionär von Bradwell, bei dem der Einsatz der Atomtechnologie der dritten Generation Hualong One geplant ist.

Als Hauptinvestor mit 55,6 Prozent der Anteile an Bradwell wird CGN die Verantwortung für das Projekt übernehmen, seine Finanzerträge werden dafür aber auch höher sein, so He.

Das General Design Assessment Großbritanniens, das bestimmt, ob eine Atomtechnologie in Großbritannien eingesetzt werden kann, ist weltweit das strengste. Derzeit hat nur der Europäische Druckwasserreaktor aus Frankreich die GDA-Genehmigung. Die AP 1000-Technologie aus den USA wartet noch auf Genehmigung. Frankreichs Druckwasserreaktor-Modell wird im Hinkley Point zum Einsatz kommen.

„Sobald Hualong One das GDA durchlaufen hat, wird das das Vertrauen von noch mehr Ländern fördern und die globale Marktentwicklung von Hualong One voranbringen“, beschreibt He.

Die Technologie in Bradwell wird jener Hualong One-Technologie nachahmen, die im Atomkraftwerk Fangchenggang Phase II in Guangxi eingesetzt wird.

Im Februar 2015 hat CGN eine GDA-Projektabteilung eingerichtet, um an dem Regelungsverfahren zu arbeiten; die technische Vorbereitung für den GDA-Genehmigungsprozess wurde im Juli dieses Jahres abgeschlossen.

Die neue Regierung Großbritanniens unter der Führung von Ministerpräsidentin Theresa May überraschte jedoch im Juli alle mit der Ankündigung, das Projekt noch weiter prüfen zu wollen. Die Genehmigung kam vor zwei Wochen, mit der Zusatzbedingung, dass Hinkley und andere ausländisch finanzierte Atomkraftwerke nicht ohne die Zustimmung der Regierung den Besitzer wechseln dürfen.

Bei einer EDF-Aufsichtsratssitzung am 27. September wurde bekannt gegeben, dass EDF glücklich mit der Zusatzbedingung sei.

Hinkley wird seinen Bau im Jahr 2019 starten und voraussichtlich im Jahr 2025 den Betrieb aufnehmen und sieben Prozent von Großbritanniens Energiebedarf decken.

Lady Barbara Judge, ehemalige Vorsitzende der UK Atomic Energy Authority (UKAEA), sagte, China habe gute technische, atomare Fähigkeiten. „Ich habe großen Respekt vor den Atomkraftprojekten in ganz China“, beteuerte sie.

Andrew Shepard, Senior-Analyst für Energie und Infrastruktur bei BMI Research, erklärte: „Eine strenge und verlässliche Bewertung der inländisch designten Reaktoren Chinas durch die Aufsichtsbehörden Großbritanniens würde für die Exportpläne chinesischer Atomkraft sicher eine deutliche Aufwertung bedeuten.“

Er sagte, dass CGN seine Bemühungen verstärken wird, mit einer erhöhten „Transparenz“ mit der britischen Öffentlichkeit über seine Technologie zu sprechen, um Vertrauen aufzubauen.

Außerdem legte er dar, dass sich CGN mit seinen Investitionen in die Kernenergie in Rumänien bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befindet. Andere Regionen, die zudem in Betracht kommen, sind Tschechien, südostasiatische Staaten, Südafrika und die Türkei.

Diesen Artikel DruckenMerkenSendenFeedback

Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Hinkley,Atomkraftwerk