China und USA

Kissinger: Unterschiede verstehen und sich auf gemeinsame Interessen konzentrieren

27.10.2016

Das Verhältnis zwischen China und den Vereinigten Staaten ist ein Schlüsselelement für den Weltfrieden. Doch derzeit klafft ein großes Fragezeichen über der wichtigsten bilateralen Beziehung der Welt.

Bei der diesjährigen China Town Hall, einem vom Nationalkomitee für die chinesisch-amerikanischen Beziehungen gesponserten Anlass, bot der ehemalige Außenminister Henry Kissinger Amerikanern und Chinesen eine Gelegenheit, über ebendiese Beziehung nachzudenken. Angesichts des Chaos in der amerikanischen Demokratie und den zunehmenden Spannungen zwischen China und den USA könnten seine Bemerkungen den Nerv der Zeit nicht besser treffen.

Das derzeitige Verhältnis zwischen den beiden Ländern nahm 1971 seine Form an, als Kissinger eine geheime Reise nach China unternahm, um die Beziehungen aufzubauen. Auf die Frage, was wir aus dieser Zeit für die bilateralen Beziehungen lernen können, sagte Kissinger, die wichtigste Lehre sei, dass Chinesen eine andere Geschichte und eine andere Kultur als die Vereinigten Staaten haben. „Wir lebten in Sicherheit, aber China hatte immer Feinde um sich. Wenn wir die Beziehung vorwärts bringen wollen, müssen wir verstehen, dass sich China unter ganz anderen Bedingungen entwickelt hat.“

Wegen der vielen Unterschiede sei ein gegenseitiges Verständnis unabdingbar– insbesondere auf der höchsten Ebene. Auch sei es für die politischen Führer beider Seiten essentiell, „die Denkweise des anderen nachvollziehen zu können", so Kissinger weiter. Darüber hinaus sei es wichtig zu verstehen, was hinter den politischen Entscheidungen stecke, die China fällt.

An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass Kissinger und der ehemalige Präsident Richard Nixon aus einem ganz bestimmten Grund Geschichte geschrieben haben: Sie konzentrierten sich auf gemeinsame Interessen und nicht auf die Unterschiede.

Im Kommuniqué von Shanghai stimmten die beiden Parteien überein, die Beziehungen weiter zu normalisieren und den Austausch über "Fragen von gemeinsamem Interesse" fortzusetzen. Die Konzentration auf gemeinsame Interessen und nicht auf Unterschiede war das Fundament der chinesisch-amerikanischen Beziehung. Wenn diese nun stark bleiben soll, dann müssen sich die USA wieder auf das gemeinsame Interesse mit China konzentrieren.

Die große Frage ist heute, ob die weltweit wichtigste bilaterale Beziehung aufrechterhalten werden kann, und die Antwort auf diese Frage hängt von den USA ab. Kissinger wies beispielsweise darauf hin, dass China Teil der Trans-Pacific Partnership (TPP) sein sollte, da es für die USA wichtig sei, "organische, nicht-militärische Beziehungen mit Asien" aufzubauen und durch Partnerschaften Teil der regionalen Struktur zu werden.

Doch die USA haben genau das Gegenteil getan: Im Mai 2016 beispielsweise hat Präsident Barack Obama China beschuldigt, den Absatz auf den Weltmärkten auf Kosten Amerikas zu vergrößern. Er sagte, dass die USA neue Regeln schreiben sollten. Doch China zurückzudrängen, das ist der falsche Ansatz, weil er Asien teilt.

China ist das Schlüsselelement für den Weltfrieden. Wenn die Beziehung konstant als kontradiktorisch konzipiert ist, wird dies früher oder später zu Konflikten führen. Das bedeutet, dass es für beide Seiten wichtig ist, Partnerschaften von gemeinsamem Interesse zu bilden und so die wichtigste bilaterale Beziehung der Welt zu stärken. Sobald das Chaos des Wahlzyklus nachlässt, wollen wir hoffen, dass die USA etwas genau über die Zukunft ihrer Beziehungen zu China nachdenken.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Kissinger ,China ,USA