"Unsichtbare" Qualitäten

Chinas Jugendliche werden größer, aber auch schwächer

05.12.2016

Beijings Olympia-Park ist nach Sonnenuntergang am belebtesten. Erwachsene gehen dann auf einen Verdauungsspaziergang oder joggen.

Es sind auch Kinder zu sehen, aber selten trifft man auf Jugendliche. Diese sind üblicherweise zuhause und beschäftigen sich mit Mathematik oder englischer Grammatik. Während sie immer bessere Noten bekommen, werden sie aber auch dick, schwach und bequem.

Zwischen 1985 und 2014 wurden sieben staatliche Umfragen zur Gesundheit von Chinas Jugendlichen durchgeführt. Sie zeigen trotz besserer Ernährung eine Abnahme der Fitness.

"1989 sind männliche Schüler in der Fitnessprüfung durchgefallen, wenn sie mehr als drei Minuten und 55 Sekunden für einen 1000 Meter-Lauf gebraucht haben. Dieser Standard wurde 2014 auf vier Minuten und 32 Sekunden abgeschwächt", sagte Wang Zongping, Fachmann für Bewegungsentwicklung an der Nanjing Universität für Wissenschaft und Technologie.

Gemäß der Umfrage von 2014 sind chinesische Schüler inzwischen größer, aber auch dicker und haben schlechtere Augen. Ein Mangel an Training wird als Hauptgrund dafür gesehen.

"Unsere Umfrage hat herausgefunden, dass mehr als die Hälfte der männlichen Schüler mit mittlerer oder besserer Schulbildung keinen einzigen Klimmzug schafft", sagte Wang.

Sogar wenn sie ins College kommen, behalten sie ihren Couch-Potato-Lebensstil bei. Mehr als 84 Prozent der College-Studenten machen weniger als eine Stunde am Tag Sport. 27 Prozent gehen nicht Laufen. Stattdessen verbringen sie den größten Teil ihrer Zeit mit Hausaufgaben und Online-Spielen.

In den 1980er Jahren betrieben Schüler und Studenten gerne Athletik und Gymnastik. Ein Großteil der Ausrüstungsgegenstände wurde aber in den 1990er Jahren wegen Klagen der Eltern vom Campus entfernt.

"Wenn sich ein Schüler im Unterricht verletzt, wird die Schule dafür verantwortlich gemacht", sagte Shi Fei, Sportlehrer.

Weil es in den meisten Familien nur ein Kind gibt, wird dieses gehätschelt und übermäßig behütet.

Verletzungen seien im Sport normal und würden einer Person helfen, ihren eigenen Körper besser zu verstehen, sagte Wang.

"Wir sind zu sehr um den IQ der Kinder besorgt und machen uns zu wenig Gedanken über ihre Bewegungsfertigkeiten, ihren Teamgeist und ihre Ausdauer. Diese 'unsichtbaren' Qualitäten kann man nur durch Sport im Freien erwerben", sagte Wang.

Unterstützung durch die Regierung

Laut dem Plan für ein gesundes China 2030, der im Oktober herausgegeben wurde, benötigen gesündere Kinder bessere Sportanlagen.

Der gesamte "Übungsraum" wird bis 2030 auf mindestens 2,3 Quadratmeter pro Person erweitert. Heute sind es nur 1,5 Quadratmeter. Es wird künftig also mehr Laufstrecken, mehr Turnhallen und mehr Schulsportplätze geben. Der Plan fordert auch für alle Schüler mindestens dreimal wöchentlich eine Stunde stramme sportliche Übungen.

"Ein gesundes China sollte mit einem sportlichen China beginnen", sagte Wang. "Die Schulen sollten die Schüler ermutigen, den Klassenraum zu verlassen und aufs Sportfeld zu kommen. Wir sollten die Gesundheit und Lebensfreude unserer jungen Menschen wieder herstellen."

 

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Gesundheit,China,Jugendlichen,Fitness