Immer mehr Studenten kehren aus den USA nach China zurück

18.02.2017

Die Schwierigkeiten beim Erhalt eines Visums und die vielversprechenden Karriereaussichten in chinesischen Unternehmen lassen viele chinesische Studenten mit Abschlüssen aus den USA vermehrt in China Arbeit suchen.

Ich aß vor kurzem mit einem jungen chinesischen Studenten von einer Hochschule in New York zum Mittag. Er war sehr intelligent und ambitioniert und ich genoss unser Gespräch. Trotzdem fühlte ich mich anschließend frustriert und nutzlos, da ich ihm keine guten Neuigkeiten zu einer Frage bieten konnte, die ihn seit langem plagt. Er fragte mich, wie er nach seinem Abschluss Ende dieses Jahres eine Stelle im Land finden und seine Karriereträume erfüllen könne.

In den letzten Jahren mussten internationale Studenten, die eine Anstellung nach ihrem Abschluss gefunden haben, ein grausames Lotteriesystem durchlaufen, um ein H-1B-Arbeitsvisum zu erhalten. Das Arbeitsvisum H-1B können Personen erhalten, die über ein abgeschlossenes Hochschulstudium und eine durch einen US-amerikanischen Arbeitgeber ausgefertigte Stellenzusage verfügen. Das Visum ist drei Jahre lang gültig und kann einmal um drei weitere Jahre verlängert werden. Die Erfolgsquote ist durch die steigende Bewerberzahl seit Jahren im Sinkflug. Letztes Jahr war nur 30 Prozent der 233.000 Bewerber das Glück hold, während 2013 noch rund 60 Prozent der Bewerber ein H-1B-Visum erhalten konnten.

Die Lage wird sich wahrscheinlich weiter verschlechtern. Die Verfügung des US-Präsidenten Donald Trump zum Einreiseverbot von Menschen aus sieben überwiegend muslimischen Ländern, wurde zwar vorerst von Gerichten gestoppt, doch die Regierung wird ihre allgemeine Haltung voraussichtlich nicht ändern. Die Immigrationspolitik des Landes wird strenger und diese Entwicklung wird sich zumindest in den nächsten Jahren fortsetzen.

Der US-Kongress überarbeitet derzeit ein Gesetzentwurf, welcher ein jährliches Einkommen von 100.000 US-Dollar vorsieht, um sich für ein H-1B-Visum bewerben zu können. Präsident Trump hat angedeutet, diesen Entwurf wahrscheinlich zu unterstützen. Diese Summe wird nur äußerst selten von jungen Hochschulabgängern bei ihrem ersten Job erreicht werden können und auch für Master-Studenten unerreichbar sein. In diesem Fall müssten Studenten der Sozialwissenschaften, deren Einstiegsgehälter meist unter dieser Mindestgrenze liegen, ihre Visa-Träume zu Grabe tragen.

Doch während mir mein junger Freund leid tat, dessen Hauptfach Journalismus in Trumps Amerika nicht stark nachgefragt ist, weiß ich auch, dass die strengere Visa-Politik chinesische Studenten in den USA nicht so schwer treffen wird wie noch vor zehn Jahren.

Verglichen mit der älteren Generation von chinesischen Studenten, die sehr daran interessiert waren, nach ihrem Abschluss in den USA zu bleiben, sehen die jungen Leute von heute die USA nicht mehr als ihre einzige Option an. Viele vertreten die Ansicht, dass China langfristig bessere Chancen bietet. Nach Daten des chinesischen Bildungsministeriums kamen von den 523.700 Chinesen, die 2015 für ein Studium ins Ausland gingen, 409.100 nach ihrem Abschluss wieder zurück. Das Verhältnis liegt demnach bei 1,28:1 und damit ausgeglichener als noch vor zehn Jahren, als es 2,15:1 betrug.

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Quelle: people.cn

Schlagworte: Hochschule USA China