Arbeitsmarkt

Nachfrage nach Wanderarbeitern steigt

21.02.2017

Vergütungen, die für frühere Generationen noch unvorstellbar waren, werden zu notwendigen Anreizen.

"Geräumige Zimmer mit Klimaanlage, Wi-Fi und warmer Dusche 24 Stunden am Tag" – dies sind Werbeaussagen, die man normalerweise in einer Wohnungsanzeige finden kann. Doch dies war auch Teil einer Anzeige für Wanderarbeiter auf einer Jobmesse diesen Monat in Nanning, der Hauptstadt des Autonomen Gebiets Guangxi der Zhuang. In den Anzeigen an anderen Ständen wurden kostenlose Mahlzeiten, Wohnungen für Ehepaare und die Garantie eines Platzes an einer Schule für jedes Kind angeboten – zusätzlich zu einem konkurrenzfähigen Gehalt und Krankenversicherung.

Anzeigen mit solchen Anreizen sind mittlerweile die Norm auf Jobmessen geworden, da die Angestellten angesichts sich verstärkenden Arbeitskräftemangels Schwierigkeiten haben, Arbeiter zu gewinnen. In Bezug auf die Einstellung von Arbeitern treten "viele große private Unternehmen mittlerweile wie staatseigene Unternehmen in den 1960er und 1970er Jahren auf“, so Gan Mantang, Soziologieprofessor an der Universität Fuzhou in der Provinz Fujian. “Sie stellen gutes Essen, kostenloses Wohnen und Hilfe bei der Ausbildung der Kinder zur Verfügung und bieten außerdem Freizeitaktivitäten an. Würden sie das nicht tun, wäre es im heutigen wettbewerbsintensiven Arbeitsmarkt schwierig, jemanden einzustellen“, so Gan, der Verfasser von Migrant Workers Are Changing China. Noch vor fünf Jahren mussten viele Wanderarbeiter überfüllte, häufig unhygienische Wohnheime in Kauf nehmen und waren über einen langen Zeitraum von ihrer Familie getrennt.

An der Jobmesse in Nanning am 7. Februar nahmen 550 Unternehmen teil, die für insgesamt 100.000 Arbeiter Gesuche herausgaben. Ein Stand war für Antoni International, ein Baumwollverarbeiter in Foshan in der Provinz Guangdong. Lu Jieling, Leiter der Gewerkschaft des Unternehmens, sagte, 80 Prozent der Angestellten der Firma seien Wanderarbeiter. Viele mussten vor dem Frühlingsfest kündigen, so dass schnell Arbeiter gesucht wurden. Antoni bot 4.000 bis 8.000 Yuan (550 bis 1.100 Euro) pro Monat, 20 Quadratmeter große Studioapartments für Paare und Hilfe bei der Zulassung zu einer Schule für die Kinder von Arbeitern an. Die einzigen Anforderungen waren, dass die Arbeiter im Alter von 18 bis 45 Jahren waren, gesund und "keine Suchtkrankheit" haben. Lu erklärte, ehemalige Arbeiter hätten einen Bonus in Höhe von 1.500 Yuan versprochen bekommen, wenn sie nach dem Frühlingsfest wieder zurück zur Arbeit kämen.

Die Herausforderungen, vor denen die Arbeitgeber stehen, rühren hauptsächlich daher, dass jüngere Wanderarbeiter fordernder sind als die früheren Generationen. Während ein angemessenes Gehalt früher alles war, was gezählt hat, ist mittlerweile auch Lebensqualität wichtig. “Es besteht ein Mangel an hochwertigen jungen Leuten mit relativ guter Ausbildung", so Li Guoxiang, Forscher an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften. Unternehmen realisierten, dass es wirtschaftlicher ist, Arbeiter zu halten anstatt jedes Jahr neue Arbeiter einzustellen. Große Städte in Ostchina sind weiterhin die bevorzugte Option für junge Wanderarbeiter wegen des höheren Gehalts dort, wobei viele mittlerweile ihre Familie mitnehmen. Li sagte, die Verlagerung von Fabriken in weniger entwickelte Gebiete und Bemühungen zur Armutsbekämpfung zögen ältere Arbeiter an, die nach Hause zurückkehren wollten.

Das Unternehmen Tianrui Electronics in Tianmen in der Provinz Hubei, das elektrische Komponenten und Instrumente herstellt, hat Schwierigkeiten, Arbeiter im Alter unter 35 Jahren mit guter Sehkraft zu finden. Shi Yanjun, ein Manager des Unternehmens, hat dieses Jahr an zwei großen Jobmessen teilgenommen. Nur zwanzig Leute hätten Interesse gezeigt, sagte er, und "sehr wenige junge Leute waren auf der Jobmesse".

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Wanderarbeiter,Jobmesse,Mahlzeiten,Wohnungen