Beschleunigte Gesellschaft: Lebenskrise Mitte 20

15.04.2017

Viele Chinesen müssen als Mittzwanziger oder Mittdreißiger mit Identitätskrisen und psychologischen Fragen umgehen. Elterliche Altenpflege, hohe Mietpreise und eingeschränkte Karrierechancen sind wichtige Stressfaktoren.

 

Eigentlich werden Menschen Mitte 20 als in der Blüte ihres Lebens stehend angesehen. Sie sind noch jung und haben viel Energie, um Ihren Interessen und Hobbys nachzugehen. Doch für Wang Ying (Pseudonym) ist das nicht der Fall. Sie ist am Arbeitsplatz stark eingebunden und fühlt sich oft erschöpft, als ob sie beschleunigt altern würde. Vor kurzem hat sie ihr erstes graues Haar entdeckt. Ihr Leben ist nicht so einfach, wie es früher war, und sie fühlt sich wie in einer Midlife-Crisis, dabei ist sie erst 28 Jahre alt. Es ist nicht nur Wang, der es so geht.

 

Die Definition von „jungen Menschen“ der Vereinten Nationen hat in Chinas Sozialen Medien vor kurzem für Aufruhr gesorgt. Die UN definiert „Jugend“ als jene Menschen zwischen 15 und 24 Jahren, was bedeutet, dass jeder, der vor 1993 geboren wurde, nicht mehr als jung gilt. Dies zog das Interesse von vielen Chinesen auf sich, die in den 80er und 90er Jahren geboren wurden. Viele eigneten sich diese neue Selbstdefinition an und sahen ihr Leben in einem neuen Licht: Mitten in der Krise.

 

„Basierend auf meinen Erfahrungen gibt es in der Tat eine Tendenz, die zeigt, dass es in China im Vergleich zu früher in einem jüngeren Alter zu einer Midlife-Crisis kommt“, erklärt Gao Heng, ein erfahrener psychologischer Berater in der Stadt Guangzhou in der Provinz Guangdong.

 

„Das Hauptproblem ist, dass Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrem Leben das Gleichgewicht und ihre Richtung verlieren“, so Gao. „Die heutige Jugend ist zu besessen von einem sogenannten idealen Leben, dass das eine große Kluft zwischen ihrem Ideal und der Realität verursacht.“ Gao zufolge sind die Gründe für diesen wachsenden Trend eng mit der raschen Entwicklung der chinesischen Gesellschaft verbunden.

 

Überlastet und allein

Wangs Leben spiegelt das von vielen Chinesen in ihren 20er und 30er Jahren wider. Sie wurden in der Ära der Ein-Kind-Politik geboren, haben mehrheitlich keine Geschwister und müssen sich allein um ihre Eltern kümmern. Zudem macht die Arbeit in den Großstädten des Landes, weit weg von der Heimat, es für sie schwieriger, den eigenen Eltern zu helfen.

1   2   3     


Diesen Artikel DruckenMerkenSendenFeedback

Quelle: people.cn

Schlagworte: Lebenskrise,Mitte 20, Chinesen