Wahl in Frankreich offenbart künftige europäische Trends

25.04.2017

Die erste Runde der Wahlen für Frankreichs Präsidentenamt ist zu Ende gegangen. Wie die Ergebnisse zeigen, werden sich in der zweiten und letzten Runde der Wahl am 7. Mai der unabhängige Gemäßigte Emmanuel Macron und die Rechtsaußen-Führerin Marine Le Pen gegenüberstehen.

Das Ergebnis der ersten Runde entspricht weitgehend den Umfrageergebnissen vor der Wahl. Es scheint, als werfe die Wahl ein Schlaglicht auf kommende und wichtige Trends in der französischen Politik.

Die beiden größten politischen Parteien, die Frankreich für Jahrzehnte beherrscht haben, sind geschlagen, womit das traditionelle politische Establishment des Landes gekippt ist. Unabhängig davon, ob Macron oder Le Pen die Wahl gewinnen wird, wird sich Frankreichs politische Struktur dramatisch ändern. Der Einfluss, den der neue Präsident auf die Politik im Land haben wird, wird größer sein, als Donald Trumps Sieg in der US-Präsidentschaftswahl. Die Wahlergebnisse haben gezeigt, dass die Bürger Frankreichs die Geduld mit den bisherigen Leistungen früherer Regierungsparteien verloren haben und jetzt einen starken Wunsch nach politischer Veränderung verspüren.

Darüber hinaus wird Le Pen bis zur Endrunde der Präsidentschaftswahl vordringen, was einen Sieg politischer Kräfte ganz rechts außen in Frankreich und Europa darstellt. Der Erfolg der Nationalen Front hat viele überrascht. Le Pen und ihre Partei sind von einer unkonventionellen politischen Kraft in Europa aufgestiegen und stehen jetzt an zweiter Stelle im letzten Wahlgang. Zieht man die bevorstehenden Veränderungen in Frankreich und andere politische Ereignisse der Welt in Betracht, wie Großbritanniens Austritt aus der EU und Trumps Sieg in den USA, kann man ein klareres Bild der dramatischen Veränderungen, die derzeit weltweit stattfinden, gewinnen.

Die Ergebnisse des ersten Wahldurchgangs zeigen, wie Frankreichs Bürger bezüglich der Notwendigkeit von Veränderungen einer Meinung sind, während sie sich noch über die Art dieser Veränderungen im Unklaren sind. Dies ist der Grund, warum es jetzt zwei Hoffnungsträger für das Präsidentenamt mit völlig unterschiedlichen politischen Ansichten gibt. Macron ist dafür, dass Frankreich sich der Globalisierung anschließt und möchte Mitglied der Europäischen Union und der Eurozone bleiben.

Le Pen, die den Beinamen "Französische Trump" trägt, strebt dagegen dramatische Veränderungen in Frankreichs Außen- und Sozialpolitik an. Obwohl Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde, unterliegt er dennoch einer Reihe von Beschränkungen seiner Macht und Authorität, seit er das Amt angetreten hat. Ruft man sich das in Erinnerung, so wird auch Le Pen, wenn sie die Wahl gewinnt, vermutlich nicht alles machen können, was sie möchte.

Die meisten Beobachter haben einen Sieg Macrons vorausgesagt. Er würde damit zum jüngsten Präsidenten in Frankreichs Geschichte. Der 39-jährige unabhängige Kandidat vertritt gemäßigte politische Standpunkte, was ihm geholfen hat, die Unterstützung von Mitgliedern sowohl linker, als auch rechter Parteien zu erhalten. Sollte er Präsident werden, würden von ihm als Minister einer früheren Regierung mehr formale und institutionelle Veränderungen statt fundamentaler Umwälzungen bezüglich der Ausrichtung des Landes erwartet.

Der Einfluss, den ein Sieg Macrons bei der Präsidentenwahl auf Europa hätte, wäre dennoch weitreichend. Macron ist jung und energiegeladen, ein Ebenbild von Reform und Veränderung. Er hat versprochen, das politische Establishment des Landes aufzubrechen und entspricht damit den weitverbreiteten französischen Werten. Macron könnte Vorbild und inspirierende Kraft für andere europäische Politiker, die noch folgen, sein.

Le Pen, die Macron in zwei Wochen gegenübersteht, hat mit einigen Nachteilen zu kämpfen. François Fillon, der Kandidat, der seine Niederlage eingestanden hat und den dritten Platz in der Wahl belegt, hat die Wähler danach aufgerufen, Macron zu unterstützen und Le Pen in der Endrunde abzulehnen.

Obwohl Le Pens Spitzname "Französische Trump" lautet, unterscheidet sie sich doch sehr stark von ihrem vermeintlichen amerikanischen Gegenstück. Trump, ein erfolgreicher Geschäftsmann und Neuling in der Politik, sieht streng aus und ist dennoch praktischer und flexibler veranlagt, als traditionelle Politiker. Im Gegensatz dazu ist Le Pen eine typischere Politikerin, deren Ansichten von ihrem Vater geprägt wurden. Sie verfügt auch über die starke Unterstützung ihrer Partei Nationale Front. Andererseits erschwert ihr ihr Hintergrund auch, in ihrem eigenen Land zu "rebellieren".

Momentan denkt Frankreich ernsthaft darüber nach, was die nächsten Schritte sein sollen. Es zögert aus Vorsicht. Die Europäische Union beobachtet das Geschehen und wappnet sich für einen weiteren schweren Schlag. Frankreichs Zögern und Ängste stammen von der wirtschaftlichen Stagnation und dem starken Anstieg des Terrorismus auf seinem Boden, alles Dinge, die komplexe Ursachen haben. Diese beiden Probleme können jedoch nicht einfach durch politische Absichten irgendeiner Seite gelöst werden. Die Franzosen wissen sehr gut, wie schwer es ist, eine Lösung zu finden. Sie wissen, dass die Lösung für kein Problem ausschließlich von Absichten und harter Arbeit abhängt. Genau das ist der Grund, warum sie zögerlich geblieben sind.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Wahl,Frankreich,Macron,Le Pen