Starkes erstes Halbjahr für deutschen Export

09.08.2017

Deutschlands Exporteure glänzen mit einem starken ersten Halbjahr - trotz einer Delle im Juni. Die Exportstärke sorgt allerdings vor allem in den USA für Ärger. Die Entwicklung in China könnte Kritiker dagegen erstmal beruhigen.

Die Erholung der Weltkonjunktur treibt Deutschlands Exportwirtschaft kräftig an. Trotz eines Schwächeanfalls im Juni lieferten die Unternehmen in den ersten sechs Monaten Waren im Gesamtwert von 638,4 Milliarden Euro ins Ausland. Das waren 6,1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Im ersten Halbjahr 2016 war das Plus noch deutlich geringer ausgefallen.

"Der deutsche Außenhandel hat im ersten Halbjahr trotz der vielen protektionistischen Tendenzen weltweit stark abgeschlossen", erklärte Anton Börner, Präsident des Branchenverbandes BGA. "Den negativen Vormonatsvergleich halten wir dabei für vernachlässigbar".

Gegenüber dem starken Vormonat sanken die Exporte im Juni saisonbereinigt um 2,8 Prozent. Im Jahresvergleich gab es aber immer noch ein Plus von 0,7 Prozent auf 107,2 Milliarden Euro. Auch die Importe schwächelten im Juni. In den ersten sechs Monaten legten die Einfuhren aber um 9,2 Prozent auf 516,0 Milliarden Euro zu und damit stärker als die Exporte.

Ausschlaggebend für den Juni-Dämpfer bei den Ausfuhren war ein schwacher Handel mit Staaten außerhalb der EU, zu denen auch die USA zählen. Genaue Daten zu einzelnen Ländern liegen allerdings erst in einigen Wochen vor.

Deutschlands Exportstärke sorgt vor allem bei US-Präsident Donald Trump immer wieder für Kritik. Europas größte Volkswirtschaft führt generell mehr aus als sie einführt. Für Juni ergab sich insgesamt ein Überschuss in der deutschen Handelsbilanz von 22,3 Milliarden Euro.

Trump, der Freihandel skeptisch gegenübersteht, sieht eine Benachteiligung seines Landes, weil er die importierten Waren lieber in den USA durch amerikanische Unternehmen und Arbeiter hergestellt sähe.

Ebenfalls im Visier Trumps ist China. Das langsamere Exportwachstum im Juli könnte Peking im Konflikt mit den USA eine leichte Atempause bescheren. Die Ausfuhren in die größte Volkswirtschaft der Welt verlangsamten sich deutlich, während die Einfuhren anzogen. Der Überschuss im Handel mit den USA stieg nur noch um zwei Prozent auf 25 Milliarden Dollar. Im Juni war dieser noch um 22 Prozent geklettert. China kann damit gegenüber Trump argumentieren, dass es die Handelsbilanz mit den USA besser ausgeglichen habe.

Der deutschen Exportwirtschaft bereiten protektionistische Töne Sorgen. "Damit sich der Außenhandel als eine Säule der deutschen Wirtschaft auch weiterhin so positiv entwickelt, ist es notwendig, mit unseren gleichgesinnten Partnern gegen den Protektionismus anzukämpfen", mahnte Börner. Ein weiteres Risiko könnte auch der inzwischen stärkere Euro sein, der Waren "Made in Germany" außerhalb des gemeinsamen Währungsraumes verteuert.

Im Gesamtjahr traute der BGA dem Export zuletzt einen Anstieg von bis zu 2,5 Prozent auf einen Rekordwert von 1,24 Billionen Euro zu.

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Quelle: dpa

Schlagworte: Export,Weltkonjunktur,Ausfuhr,Handel