Hitlergruß und japanische Uniformen

Symbole des Faschismus haben in der Gesellschaft keinen Platz

14.08.2017

Zwei chinesische Touristen sind am Samstag vorvergangener Woche in Berlin verhaftet worden, weil sie vor dem Reichstagsgebäude den Hitlergruß gezeigt und sich dabei gegenseitig fotografiert hatten. Gegen die beiden Männer wurde ein Strafverfahren eingeleitet; gegen Zahlung einer Kaution von je 500 Euro kamen sie auf freien Fuß.

 

 

Drei Tage später veröffentlichte das Museum gegen die antijapanische Agression, das im Shanghaier Sihang-Warenhaus beheimatet ist, eine kritische Stellungnahme über das Verhalten zweier junger Chinesen. Sie hatten dort Uniformen der Kaiserlich Japanischen Armee getragen und für Fotos posiert. Im antijapanischen Krieg hatten chinesische Truppen das Warenhaus Ende 1937 erfolgreich gegen die japanischen Angreifer verteidigt. Das Verhalten der Besucher sei eine „schamlose Blasphemie“, wie die Museumsleitung mitteilte. 35 Millionen Chinesen wurden zu Opfern des Krieges. Durch die gedankenlosen Handlungen wurden die alten Wunden – wenn auch unbeabsichtigt – aufs Neue geöffnet.

Seit diesen Tagen des endlosen Horrors hat die Welt viele Veränderungen erfahren. Auch in unseren Gesellschaften hat sich die Art zu leben verändert. Was sich bis heute nicht geändert hat, ist die Tatsache, das jede Gesellschaft ihre eigenen Tabus hat. Manche sind religiös begründet, andere historisch. Und jede Gesellschaft sträubt sich dagegen, wenn Tabus gebrochen werden.

In vielen Fällen bestimmt nicht das, was wir unterstützen, wer wir sind, sondern das, was wir ablehnen. Eine Pose oder ein Satz Kleidung mag in einem Land akzeptiert sein, in anderen Ländern jedoch nicht. Denn jede Kultur hat ihre eigenen Dinge, die sie ehrt oder ablehnt.

 

Die alten Wunden sollten nicht erneut geöffnet werden

 

Die Zeit schreitet immer weiter voran, doch die Wunden, welche die Geschichte hinterlassen hat, und jene, die sie zugefügt haben, dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Deswegen kann man das Verhalten der Touristen vor dem Berliner Reichstagsgebäude oder der Chinesen im Museum nicht mit Ignoranz oder Unkenntnis der deutschen Gesetze respektive der eigenen jüngeren Geschichte rechtfertigen; vor allem deswegen nicht, weil sich die Zwischenfälle an historischen Orten ereigneten.

 

 

Das Verhalten der Jugendlichen sollte ins Gedächtnis rufen, was am Yasukuni-Schrein in Tokio geschieht, wo die japanischen „Kriegshelden“ seit der Meiji-Restauration des späten 19. Jahrunderts verehrt werden, darunter 14 verurteilte Klasse-A-Kriegsverbrecher aus dem Zweiten Weltkrieg. Oft können an dem Schrein Menschen beobachtet werden, die historische Uniformen tragen, um den Kriegsverbrechern ihre Respekt zu zollen.

Deutschland hingegen hat alle Symbole des Nationalsozialismus verboten und deren Verwendung unter Strafe gestellt. Sie haben ihre Nation wiederaufgebaut, indem sie die Taten der Nazis verurteilten und jeden bestrafen, der derartige Kennzeichen verwendet, unabhängig von dem tatsächlichen Grund. Daher ist die Wiederaufnahme Deutschlands in die internationale Gemeinschaft abgeschlossen. Im Gegensatz dazu hat es Japan noch nicht einmal geschafft, den Blick nach innen zu richten und sich systematisch und dauerhaft mit der eigenen Vergangenheit zu befassen. Ohne offizielle Sühne für seine Kriegsverbrechen kann Japan niemals eine normale Nation sein. Und wenn Japan glaubt, erneut ein starkes Land werden zu können, in dem es sein Militär aufrüstet, dann stellt es erneut eine Bedrohung für den regionalen und internationalen Frieden dar.

Die Verbrechen der Nazis und der japanischen Armee mahnen uns, sich der Verwendung von Kennzeichen des Faschismus und des Militarismus entgegen zu stellen. Wenn die friedliche Entwicklung, die die Menschheit in den vergangenen Jahrzehnten durchlaufen hat, dazu führt, dass wir die Schrecken von Krieg und Faschismus vergessen, dann öffnen wir die alten Wunden und reißen neue.

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Berlin,Reichstag, Japan, Chinesen,Faschismus, Hitlergruß