Großbritannien erwägt Maßnahmen zur Begrenzung der Zuwanderung von minder- und geringqualifizierten Arbeitskräften aus der Europäischen Union. Dies geht aus einem Regierungsentwurf hervor, der der Presse zugespielt wurde und sogleich bei einigen Unternehmen Alarmglocken ausgelöst hat. Ein Unterhausabgeordneter der Opposition bezeichnet die Pläne als "schlichtweg grausam".

Eine starke Zuwanderung aus der EU war eine der Gründe, warum zahlreiche Briten bei einem Referendum im letzten Jahr für einen Ausstieg aus der EU votiert haben. Ein wichtiger Slogan der Ausstiegsbewegung verlangte von Großbritannien, "die Kontrolle zurückzuerlangen."

Aber Unternehmen vor allem aus den Bereichen Gastwirtschaft, Kranken- und Altenpflege sowie Einzelhandel, die abhängig sind von einem steten Zustrom von Arbeitskräften aus dem Ausland, fürchten eine restriktive Einwanderungspolitik nach dem Ausstieg des Landes aus der EU. Zahlreiche Arbeitsplätze blieben dann unbesetzt.  

Das mit "vertraulicher Entwurf" überschriebene offizielle Regierungspapier wurde der britischen Tageszeitung Guardian zugespielt. Der Innenminister spricht in dem Entwurf davon, dass Großbritannien einen Perspektivenwechsel vollziehen solle, um sicherzustellen, dass - wo immer möglich - britische Unternehmen bevorzugt Briten einstellten.

"Klar gesagt bedeutet dies, dass Zuwanderung nicht nur für den Zuwanderer von Vorteil zu sein hat, sondern auch für die bereits im Lande lebenden Menschen," heißt es in dem Dokument. Ein Regierungssprecher stellte klar, dass die Regierung zu durchgestochenen Dokumenten keine Stellungnahmen abgibt.

"Im Herbst werden wir unsere ersten Vorschläge für ein neues Regelwerk zur Einwanderung unterbreiten. Dieses Regelwerk wird dem Ziel dienen, die Kontrolle über unsere Grenzen wiederzuerlangen," sagte der Sprecher.  Nach Angaben der Regierung werden in die neue Regelung auch die Ergebnisse einer seit einem Jahr von einem Beratergremium für Fragen der Einwanderungspolitik, dem Migration Advisory Committee, durchgeführten Studie einfließen. Diese Erhebung erforscht die Folgen des Brexit für die Zuwanderung nach Großbritannien und widmet sich unter anderem der Frage, wie der Zustrom von Ausländern am besten zu regeln sei.