Festival des Deutschen Films in Beijing eröffnet exklusiv

Quelle: german.china.org.cn
13.11.2017
 

von Felix Lehmann, Beijing


Seit Freitag ist es wieder soweit: In Beijings Künstlerviertel 798 ist das 5. Festival des deutschen Films eröffnet worden. Seit 2012 kommen Filmemacher aus Deutschland einmal jährlich nach China und zeigen ihre aktuellen Filme. Spielorte sind Beijing, Chengdu, Nanjing und Shenzhen, als Schirmherren fungieren der Filmfestival-Organisator German Films und das Goethe-Institut.


Michael Koch (Regisseur "Marija"), Frederick Lau (Hauptdarsteller in "Simpel"), Lars Kraume (Regisseur "Ihr Urteil") und Matti Geschonneck (Regisseur "In Zeiten abnehmenden Lichts") im Gespräch. 


Auch in diesem Jahr war eine hochkarätige Auswahl dabei: Frederick Lau präsentiert in „Simpel“ die Geschichte von zwei Brüdern, die sich nach dem Tod der Mutter auf die Suche nach ihrem Vater machen. Keine leichte Aufgabe, denn die Polizei ist hinter den beiden her: Einer der ungleichen Brüder ist behindert und sollte eigentlich ins Heim gebracht werden. Doch die Sehnsucht nach Freiheit ist stärker.

 

Um Sehnsüchte geht es auch in „Marija“ von Michael Koch. In Kiew traf der Regisseur eine Ukrainerin auf der Suche nach einem neuen Leben. Später sahen sie sich in Dortmund wieder und Koch hatte genug Stoff für einen neuen Film: Er handelt von einer starken Frau, die sich eine Existenz frei von Ausbeutung und Abhängigkeit aufbauen will.

 

Regisseur Matti Geschonneck stellte sein DDR-Drama „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ vor: Im Herbst 1989, kurz vor dem Mauerfall, feiert Familie Powileit den 90-jährigen Geburtstag des Ex-Widerstandskämpfers und unverbesserlichen Stalinisten Wilhelm. Dass sich dessen jüngster Enkel bereits in den Westen abgesetzt hat, versucht die Familie mit viel Elan vor dem Jubilar zu verheimlichen. So wird der Film zu einem Porträt einer sich auflösender Familie in einem zerfallenden Staat.

 

Mit „Terror – Ihr Urteil“ wurde ein gleichnamiges Theaterstück von Ferdinand von Schirach verfilmt. Das Thema beschäftigt seit den Flugzeugattentaten vom 11. September immer wieder die Juristen: Darf ein von Terroristen gekapertes Flugzeug abgeschossen werden, um größeren Schaden und noch mehr Tote zu verhinden? Im Film hatte sich Kampfpilot Lars Koch so entschieden und ist deswegen des Mordes angeklagt. Innovativ ist hier, dass das Publikum in die Urteilsfindung eingebunden ist: Nach dem Abschluss der Beweisaufnahme durch das Gericht haben die Zuschauer die Gelegenheit zur Abstimmung. Folglich bietet der Film zwei alternative Enden, je nach Entscheidung des Zuschauers. Wie das Publikum in China entscheiden wird, darauf ist Regisseur Lars Kraume schon gespannt. Denn Motiv seines Films ist nicht, dieses moralische Dilemma aufzulösen, sondern die Zuschauer in die Diskussion einzubeziehen.

 

Soziale Konflikte, starke Charaktere und ein Blick auf die Geschichte: Der deutsche Film ist oft geprägt von Nachdenklichkeit, Vielschichtigkeit und Charakteren, die viele Facetten zeigen. „Wir sehen einen guten Querschnitt deutscher Filmkunst, eine enorme Bandbreite von experimentell, über den Dokumentarfilm, von Komödie bis Gesellschaftskritik“, sagte der deutsche Botschafter Michael Clauss auf der Eröffnungszeremonie. 

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Schlagworte: Festival,Film,Deutschland, Beijing

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