Wang Xuebin bei einer Vorlesung über traditionelle chinesische Kultur. [Zou Hong/China Daily]

Praktische Erfahrung

Viele der Lehrer arbeiten auch zwischendurch in Regierungsorganen an der Basis, um praktische Erfahrung zu sammeln.

Wang Xuebin, der seit 2010 an der Parteischule lehrt, verbrachte das letzte Jahr als stellvertretender Kreisleiter von Xiuwen in der Provinz Guizhou, weil er das Gefühl hatte, sein Mangel an praktischen Erfahrungen erschwere die Kommunikation mit seinen Studenten.

Anfangs wurde er mit der Leitung des Kreisbüros für Finanzen betraut, weitere Erfahrung sammelte er in den Kreisstellen für Tabakwaren und Meteorologie, außerdem half er anderen Funktionären bei der Beaufsichtigung von kulturellen Angelegenheiten und Tourismus.

Kurz nachdem er seine Arbeit in Xiuwen aufgenommen hatte, sollte ein internationales Festival zu Ehren des bekannten Philosophen Bo’an (1472–1529) organisiert werden, aber die Leiterin der örtlichen Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit, die für das Festival verantwortlich war, musste ins Krankenhaus. Da Wang Historiker ist, wurde er mit dem Festival betraut und musste unter anderem eine Konferenz und Kunstausstellung organisieren.

„Ich hatte zwar schon mal an Konferenzen oder Diskussionsrunden an der Uni teilgenommen, aber nie die Planung und Umsetzung beaufsichtigt. Diese Arbeit war so anstrengend, dass ich das Gefühl hatte, die ganze Welt lastet auf meinen Schultern”, erinnert sich Wang an seine Zeit in Xiuwen.

Die meisten der Funktionäre vor Ort sahen Wang als Fremden an, dem sie die Planung des Festivals nicht zutrauten. „Am Anfang war es schwierig Unterstützung zu bekommen”, meint Wang und fügt hinzu, dass er regelmäßig bis Mitternacht gearbeitet habe.

„Es war ganz normal jeden Tag mehr als 100 Anrufe zu bekommen. Nach dem Aufstehen um 6 Uhr morgens hat das Telefon permanent geklingelt.”

Durch seine Hingabe gewann Wang bald das Vertrauen seiner Kollegen: „Sie sahen mich nicht länger als Bücherwurm, sondern sie haben mich respektiert, weil ich vorne mit dabei war.”

Um qualifizierte Redner zu finden, las er 300 Artikel von Akademikern, die an der Konferenz teilnehmen wollten. In der Nacht vor der Konferenz war er noch so mit den Vorbereitungen beschäftigt, dass er keinen Schlaf fand.

Das Festival war erfolgreich und Wang wurde mit weiteren Aufgaben betraut, er sollte unter anderem übergangsweise die örtliche Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit leiten und die Arbeit der Justizabteilung beaufsichtigen.

Er machte sich auch in abgeschiedene Regionen auf und sammelte für sozial benachteiligte Schüler. Einer von ihnen, ein Zehntklässler, hatte schon seine Sachen gepackt und wollte sich auf die Suche nach bezahlter Arbeit machen, als Wang ankam, ihm 3.000 Yuan (390 Euro) gab und ihm damit vorerst die weitere schulische Ausbildung ermöglichen konnte.