Mit dem Tiger kam das Glück nach Wanggongzhuang

17.11.2017

Als Xiao Yanqing, ein 52-jähriger Landwirt aus der zentralchinesischen Provinz Henan, als Teenager malen lernte, hätte er nie gedacht, dass das sein Leben einmal völlig verändern würde.

Die Bewohner seines Heimatdorfes Wanggongzhuang zeichneten und verkauften früher Neujahrsgemälde. Das Geschäft geht auf das frühe 20. Jahrhundert zurück als ein ehemaliger kaiserlicher Palasthandwerker die Maltechnik den Dorfbewohnern beibrachte.

In den 1980er Jahren lernte so auch Xiao das Zeichnen von Neujahrsbildern. Nach der Farmarbeit malte er in seiner Freizeit und besuchte dann Städte, um seine Gemälde zu verkaufen. Von den geringen Erlösen konnte er jedoch kaum leben.

Das Jahr 1998, das Jahr des Tigers, erwies sich als Wendepunkt in seinem Leben. Ein Kunde bestellte ein Tigergemälde. „Ich habe Blumen und Vögel gemalt, aber kein einziges Mal einen Tiger", sagt Xiao. Da kein echtes Tier als Vorlage verfügbar war, kopierte er das Tigergemälde von einem Nachbarn. Sein nachgemaltes Bild konnte er zu einem guten Preis verkaufen. Xiao erkannte, dass er mit dem Tigermotiv etwas entdeckt hatte, das vielleicht seinem ganzen Dorf zugutekommen konnte. „Die Chinesen lieben Tiger und sind bereit, Tigerbilder in ihren Häusern aufzuhängen, da sie glauben, dass die mächtigen Tiger böse Geister vertreiben können", sagt der Künstler.

Xiao trat nach diesem Schlüsselerlebnis eine Reise an. Aber nicht, um Gemälde zu verkaufen, sondern um im Nordosten Chinas Tiergärten zu besuchen. Er wollte echte Tiger beobachten und malen. Das tat er mit großem Erfolg. 1999 kaufte Xiao als Erster im Dorf einen Farbfernseher und ein Jahr später einen Computer.

Über das Internet gelang es Xiao, seine Gemälde ins Ausland zu verkaufen, zunächst nach Singapur, dann nach Japan, Europa und in die USA. Er überraschte die Beamten der örtlichen Bank, als er US-Dollar in Yuan RMB tauschen wollte. „Ich schätze, sie hielten mich für einen Kriminellen", sagt er lächelnd.

Beeindruckt von Xiaos Erfolg versuchten sich auch einige seiner Freunde an der Tiger-Malerei. Weitere Dorfbewohner schlossen sich später an. Die Tiger-Malerei ist zu einem Markenzeichen des Dorfes geworden und mehr als 60 Prozent der 1.366 Dorfbewohner sind heute in diesem Geschäft tätig.

Das gesamte Dorf verkauft mittlerweile jedes Jahr Tausende von Tigergemälden. 40 Prozent davon gehen nach Übersee, zum Beispiel nach Japan und Bangladesch.

Derzeit kann das Dorf damit einen jährlichen Umsatz von fast 100 Millionen Yuan RMB, das sind etwa 12,8 Millionen Euro, erzielen.

Dorfbewohner Wang Jiansheng, ein Mann in den 30ern, hat schon viele Jobs in seinem Leben gemacht, vom Bauarbeiter bis zum Metzger. Aber keiner davon brachte ihm genug Geld ein, um ein Haus zu kaufen. Aber mit der Tiger-Malerei verdient er jetzt stolze 300.000 Yuan im Jahr, also etwa 38.000 Euro. Nun konnte er gerade seine eigene Werkstatt eröffnen. Als Nächstes plant er, sich eine große Wohnung in Zhengzhou, der Hauptstadt von Henan, zu kaufen und dort eine Galerie zu eröffnen.


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Quelle: CRI

Schlagworte: Tiger,Malen,Zeichnen