Nanjing-Überlebender stirbt, 99 verbleiben

21.11.2017

She Ziqing verlor beim Massaker von Nanjing seine Mutter und arbeitete 14 Jahre als ehrenamtlicher Besucherführer in der Nanjinger Gedenkstätte. Am Mittwoch ist er im Alter von 83 Jahren gestorben.

Der Nanjing-Überlebende She Ziqing wurde von einem japanischen Besatzer mit einem Gewehrschaft verletzt. Er starb am Mittwoch im Alter von 83 Jahren in Nanjing. 2014 war er zu seinen Erlebnissen interviewt worden. [Foto/Xinhua]

She Ziqing, ein Überlebender des Massakers von Nanjing, ist am Mittwoch im Alter von 83 Jahren in Nanjing gestorben. Durch seinen Tod sinkt die offizielle Zahl der noch verbliebenen Überlebenden auf 99.

She wurde im April 1934 geboren und war zum Zeitpunkt der Kriegsverbrechen drei Jahre alt. Seine Mutter wurde getötet, er selbst wurde von einem japanischen Besatzer mit einem Gewehrschaft am Kopf verletzt, eine Narbe blieb für immer.

Während der Besatzung durch japanische Truppen fand She zusammen mit Nachbarskindern in der Botschaft der Vereinigten Staaten Zuflucht. Er habe seine Mutter „im Blut liegend sterben“ und „in den Straßen überall Leichen übereinandergestapelt” gesehen, erinnerte er sich später in Interviews.

„Die Leute haben damals erzählt, dass die japanischen Soldaten nur Männer mittleren Alters umbringen, also ist mein Vater von zu Hause geflohen, meine Mutter ist wie viele andere Frauen zurückgeblieben, um auf das Haus aufzupassen. Niemand hätte gedacht, dass die japanischen Besatzer ohne zu zögern Leute vergewaltigen, töten und ausrauben würden.”

Später arbeitete She als Zeitungsjunge, um seine Familie zu unterstützen. 1950 trat einer seiner älteren Brüder in die Volksbefreiungsarmee ein und She durfte für die Eisenbahn arbeiten, weil er mit einem Soldaten verwandt war.

1994 ging er in Rente. Als 2004 die Gedenkstätte für die Opfer der Kriegsverbrechen in Nanjing ihre Pforten öffnete, fing She dort ehrenamtlich als Besucherführer an. In der Hoffnung, dass „das japanische Volk, insbesondere die jüngere Generation, verstehen kann, was damals hier passiert ist”, hat er auch japanische Touristen durch die Gedenkstätte geführt.

14 Jahre lang stand She jeden Morgen früh auf und ging seiner Tätigkeit als Besucherführer nach, nur montags nicht, da hat die Gedenkstätte geschlossen. Dieses Jahr wurde ihm schließlich geraten wegen seines Alters nur noch freitags zu arbeiten.

Allerdings wollten She und seine Frau wie bisher weitermachen. „Solange ich noch am Leben bin, möchte ich andere an die historischen Ereignisse erinnern, die nicht vergessen werden dürfen.”

Xia Shuqing, eine andere Überlebende, verlor bei dem Massaker sieben von neun Familienmitgliedern. Sie könne sich erst dann auf das Wiedersehen im Jenseits freuen, wenn die japanische Regierung die Kriegsverbrechen zumindest anerkenne.

„Ich weiß nicht, ob ich lange genug leben werde, um das mitzuerleben”, meint die 88-jährige. „Ich bin zu alt, viel Zeit bleibt mir nicht. Ich kann schwer beschreiben, wie sich das anfühlt.”

Während der sechswöchigen Besatzung der damaligen Hauptstadt Nanjing durch japanische Truppen vom 13. Dezember 1937 bis Januar 1938 wurden über 300.000 Zivilisten von den Besatzern getötet.


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Quelle: People.cn

Schlagworte: Massaker,Nanjing,Überlebende