Die Zahl junger Menschen wird bis zum Jahr 2022 gegenüber 2017 um rund 300 Millionen zurückgehen. Dies berichtete die Nachrichtenwebsite yicai.com unter Berufung auf eine Studie der chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften.

Die auf Daten der sechsten nationalen Volkszählung von 2010 basierende Studie zeigt, dass in China rund 548 Millionen Menschen zwischen 18 und 44 Jahren lebten. Bis zum Jahr 2022 wird dieses Alterssegment auf 518 Millionen Menschen zurückgehen, sagte Wang Guangzhou, ein Wissenschaftler am Institut für Bevölkerung und Arbeitswirtschaft unter der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften. Auch das Segment der 18- bis 35-Jährigen wird sich von 366 Millionen auf 344 Millionen verkleinern.

Der Soziologe Li Jianxin von der Peking Universität führte eine davon unabhängige Untersuchung durch, die auf dem UN-Bericht zur Entwicklung der Weltbevölkerung beruht. Er kam zu ähnlichen Ergebnissen. Die Bevölkerung im Alter von 15 bis 24 Jahren wird sich von 225 Millionen im Jahr 2010 auf 178 Millionen im Jahr 2020 reduzieren. Das Segment wird 2020 nur noch 18 Prozent der Bevölkerung ausmachen, nachdem es 2010 noch 23,17 Prozent stellte. Zur Vergleich: Die Jungen machen in den USA 19,91 Prozent und in Indien 26,33 Prozent aus.

Li sagte, dass auch auf der Grundlage der UN-Studie die Jugendbevölkerung des Landes abnehmen wird. China erlebe somit zwei Trends: Einerseits eine  zunehmende alternde Bevölkerung und andrerseits weniger Kinder. Der Rückgang junger Menschen werde die Innovation des Landes beeinträchtigen, die Anreize zu einer nachhaltigen Entwicklung verringern und wegen eines Mangels an Arbeitskräften die Entwicklung bremsen, so Li. Dies betreffe alle Parteien.

Nach Angaben des Nationalen Statistikamtes begann die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter seit 2011 zu schrumpfen. Die Zahl der Landesbewohner zwischen 15 und 59 Jahren fiel zwischen 2012 und 2016 um 19 Millionen.

Laut Professor Zhou Tianyong von der Parteischule des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas sind junge Menschen die Hauptantriebskraft für das Wirtschaftswachstum. Der Rückgang der jungen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bedeute auch ein Seltenwerden von innovativen Talenten. Dies schwäche die Fähigkeit zu sozialer Innovation.

Li forderte die Behörden und die Gesellschaft auf, sich so früh wie möglich an die Situation anzupassen, da die Reproduktion der Bevölkerung ihren eigenen Regeln folgt. So sollten die Behörden die Beschränkungen für die Zahl der Kinder aufgeben und die gebärfähige Bevölkerung ermutigen, mehr Kinder zu bekommen. Gleichzeitig sollten die Kosten für die Elternschaft und die Belastung für die Unterstützung älterer Menschen sinken.