Chinesische Jugend entwickelt aufgrund von Druck "Buddha-artiger" Denkweise

16.03.2018

Die chinesische Jugend nimmt trotzig eine "Buddha-artige" Denkweise an. Ihre Slogans "alles wird passen", "lass es sein" und "nimm das Leben, wie es ist" haben die Aufmerksamkeit der Medien auf sich gezogen. Das hat eine weitreichende Debatte über den Sinn einer derartigen Denkweise entfacht.

Für die Jugend hat es viele Bedeutungen, Buddha-artig zu sein. Es steht für ein friedvolles Wesen, losgelöst von weltlichem Streben und Erfolg zu sein, zu tun, was man mag oder für richtig hält sowie sich nicht darum zu kümmern, was andere über einen denken und wie andere einen beurteilen. Diese Denkweise kann Erleichterung bringen. Sie kann vermeiden, dass sich angesichts des Mühsals negative Emotionen aufbauen.


Master Xuecheng ist Präsident der Buddhistischen Vereinigung Chinas. Er allerdings glaubt, diese Einstellung beruhe nicht auf einem Verständnis der Lehren des Dharma. Vielmehr entstammten sie der Langeweile. Möglicherweise seien sie aber auch eine Art Selbsttäuschung angesichts der Unfähigkeit, die Dinge zu beeinflussen.


"Die Buddha-artige Denkweise hat ihr eigenes Dilemma. Flucht ist keine Lösung. Man kann sagen 'lass es sein', wann immer man will. Aber man muss sich der Realität stellen und eine verantwortungsvolle Person sein", sagte Xuecheng.


Yu Minhong ist Vorstandsvorsitzender des Schulungsunternehmens New Oriental. Er sagt, einige seiner jungen Angestellten täten nicht mehr, als von ihnen verlangt werde. Sie verdienten lieber nur ein Durchschnittsgehalt, anstatt einen herausfordernden Job zu machen.


"Ich war nicht so, als ich jung war. Ich habe mehr als zehn Stunden täglich gearbeitet. Das ist noch immer so, obwohl ich mich inzwischen zur Ruhe setzen könnte. Ich würde mich aber schämen, nichts für mich oder die Gesellschaft zu tun, wenn ich mich zur Ruhe gesetzt hätte", sagte Yu. "Sich wohl zu fühlen, ist gut. Aber unverantwortlich zu sein, ist es nicht."


Zhang Yiwu ist Professor für chinesische Literatur an der Peking Universität. Er glaubt, die Entstehung dieser Denkweise sei auf eine zunehmend reichere Gesellschaft zurückzuführen. Sie befreie die Jugendlichen von Sorgen, wie sie ein besseres Leben schaffen könnten.


Zhang sagt, einige Leute wollten einfach dem Stress einer unerbittlich wettbewerbsorientierten modernen Gesellschaft ausweichen.


"Wenn es einfach ist, ein ordentliches Leben beizubehalten, aber

schwer, aufzusteigen, wird die Jugend eine Buddha-artige Denkweise entwickeln", sagte Zhang.


Einige halten die Buddha-artige Jugend für gleichgültig und unmotiviert. Eine Reihe von Wissenschaftlern haben aber gesagt, dies stehe nicht im Widerspruch zu einem unternehmerischen Geist.


Zhang glaubt, wenn dieser Geist mit harter Arbeit kombiniert werde, könne das Resultat sehr kraftvoll und erstrebenswert sein.


"Die Buddha-artige Denkweise kann einem helfen, einen guten Geisteszustand zu bewahren und Alternativen zu erwägen, statt an einem engen Lebenspfad festzuhalten. Alternative Lebensweisen umfassen auch harte Arbeit und Weiterbildung", sagte Zhang.


Der Filmemacher Zheng Xiaolong glaubt, es sei wichtig, einen Mittelweg zu finden.


"Es ist verständlich, dass einige Jugendliche angesichts von Problemen Zuflucht zu einer Buddha-artigen Denkweise suchen. Sie können sich aber nicht von allem loslösen", sagte Zheng. "Wenn wir klein sind, wird uns beigebracht, erfolgreich zu sein. Ich denke aber, gutmütig und aufrecht zu sein, ist auch eine gute Wahl. Man muss nur einen Beitrag zu dieser Welt leisten."

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Druck,Buddha-artig,Debatte,verantwortungsvoll