Chinesische Seiden-Rundfächer – Der einzigartige Charme eines Kunsthandwerks

11.04.2018

„Mein Kunsthandwerk sind die chinesischen Rundfächer. Ich betrachte die Fächer als Damen. Je intensiver sie sich mit ihnen verbinden, desto zarter werden die Gefühle. Ich hoffe, durch meine Handarbeit den ursprünglichen künstlerischen Wert der Rundfächer alter Zeiten wiederherstellen zu können und die Schönheit der chinesischen Kultur zu präsentieren."

Li Jing ist der Eigentümer eines Studios für Design und Herstellung der runden Fächer in der ostchinesischen Stadt Suzhou. Das Studio ist tief in einer Gasse verborgen. Mit seinem klassischen Garten sieht das Studio wie ein traditioneller Hof in alten Gedichten und Gemälden aus. Obwohl Li eine Designschule absolviert hat, war er von Anfang an ein professioneller Rundfächerhandwerker.

„Als ich noch in der Oberschule war, interessierte ich mich sehr für traditionelle Opern in China. Die runden Fächer zählen zu den wichtigsten Requisiten auf der Bühne. Damals begann ich, mehr über die Rundfächer zu lernen. Einmal erhielt ich einige Gestelle und Griffe auf dem Antikmarkt. Ihre schönen Schnitzereien haben mich tief beeindruckt. Dann brachte ich sie nach Suzhou zurück und wollte Handwerker finden, die solche runde Fächer restaurieren konnten. Aber ich konnte keinen finden, deshalb habe ich mich entschieden, es selber zu machen."

Die traditionellen chinesischen Rundfächer haben ihren Ursprung in der Han-Dynastie. In der Tang- und Song-Dynastie sind die Rundfächer zu einem der wichtigsten Accessoires für Frauen im Kaiserpalast geworden. Auch beim künstlerischen Schaffen von Malern und Dichtern spielten die runden Fächer eine wichtige Rolle.

Für Li und sein Studio ist es eine dringende Aufgabe, solche Künstler zu finden, die die „K'o-ssu" Technik noch beherrschen. „K'o-ssu" ist eine traditionelle Technik in der chinesischen Seidentapisserie und dient der Dekoration von Rundfächern. Sie ist für die Leichtigkeit und Klarheit der Muster bekannt. Wörtlich bedeutet „K'o-ssu" Schnitt der Seide. Der Name bezieht sich auf das Aussehen der geschnitten farbigen Fäden auf den Mustern. Anders als Schussfaden und Brokate sind alle Farbengebiete von einer einzelnen Spule gewebt worden, was einen einzigartigen Stil geschaffen hat. Mit solch einer komplizierten Technik ist der Herstellungsprozess sowohl technisch anspruchsvoll, als auch zeitaufwendig. Eine „K'o-ssu"-Künstlerin erklärt:

„Es wird gesagt, dass K'o-ssu ebenso wertvoll wie Gold ist. Wenn man die falsche Farbe verwendet, muss man es demontieren und wieder neu von vorne beginnen."

Um einen runden Fächer mit Gold- und Silberfäden fertigzustellen, ist eine Zusammenarbeit von mehreren Handwerkern notwendig. Jedoch sind die meiste Handwerker älter als sechzig oder siebzig Jahre. Nachfolger haben keine, denn junge Leute wollen diese traditionsreiche Kunstfertigkeit nicht lernen.

Die Bewahrung des Rundfächerhandwerks in modernen Zeiten ist wahrlich eine Herausforderung. Li Jing und sein Studio stellen sich dieser Herausforderung.

Li meine, es sei die klassische Ästhetik, die die Leute an Rundfächern interessiert.

„Chinesen schätzen den inneren Geist höher als den Gegenstand selbst. Wollen wir ein Schmetterlingsmotiv weben, dann muss das Muster nicht haargenau wie ein echter Schmetterling aussehen. Wir werden das Muster mit Fantasie und Liebe erfüllen und unsere Ideen nicht auf vorhandene Vorstellungen beschränken. Das ist die Faszination der traditionellen Kunst."

Für Li gilt die Herstellung der Rundfächer als eine Kommunikation mit den Vorfahren aus der antiken Zeit. Seine Leidenschaft muss jedoch den Gegebenheiten der modernen Gesellschaft entsprechen.

„Als Handwerker hoffen wir, dass mehr Menschen die Schönheit der Rundfächer schätzen und Geld dafür ausgeben wollen. Die Kunst kann weitergegeben werden. Eine bloße Liebesbekundung reicht aber leider nicht aus."

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Quelle: CRI

Schlagworte: Chinesische Seiden-Rundfächer