WM 2018

Alle zwei Jahre wieder

16.05.2018

Am Dienstag verkündete der deutsche Bundestrainer Joachim Löw in Dortmund den vorläufigen 27-köpfigen Kader für die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Bis auf wenige Positionen fällt diese wenig überraschend aus. Manuel Neuer ist trotz seiner noch nicht vollständigen Genesung erstmal im Aufgebot.

 

Es ist eines dieser Rituale, die es jedes zweite Jahr wieder gibt. Ein Moment, in dessen Vorfeld sich über Monate lang Experten und selbsternannte Experten in Fußballsendungen, Fachzeitschriften oder am Stammtisch die Köpfe heiß geredet haben. Und der dann innerhalb von wenigen Minuten oftmals alles auf den Kopf stellt, was vorher spekuliert wurde: die Nominierung des Kaders der deutschen Nationalmannschaft. Dieses Mal ist es der für die Weltmeisterschaft in Russland, die in wenigen Wochen am 14. Juni mit dem Auftaktspiel Russland gegen Saudi-Arabien beginnen wird.


Vor der Verkündung des vorläufigen WM-Kaders am 15. Mai im Fußballmuseum des DFB in Dortmund stellen Mitarbeiter die Wand mit den Gesichtern der Fußballer fertig.

 

Mehr Ausland als Bayern


Je mehr man auf dem Spielfeld nach vorne rückt, desto mehr Überraschungen offenbart dieser Kader.

Im Tor ist Manuel Neuer trotz seines verletzungsbedingten Ausfalls über fast die gesamte Saison dabei. Wegen seiner enormen Wichtigkeit auch neben dem Platz, als Kapitän, hatten dies wenige wirklich bezweifelt. Neuers Stellvertreter im Club, Sven Ullreich, geht leer aus.


In der Abwehr ist das Fehlen von Emre Can, der mit FC Liverpool immerhin im Champions League-Finale steht, als kleine Überraschung zu werten. Dass Löw ihm junge Spieler wie Jonathan Tah oder Marvin Plattenhardt vorziehen würde, hatten Experten nicht zwingend vorausgesagt.


Im Mittelfeld gibt es dann wohl die größte Überraschung, denn der WM-Held von 2014, Mario Götze, steht nach einer enttäuschenden Saison nicht im Kader. Löw tue dies zwar leid, er wäre an dieser Entscheidung aber nicht vorbeigekommen, da Götze in der letzten Saison „wahrlich nicht in Form war“. Sein oftmals als „ewiger Pechvogel“ titulierte Mannschaftskollege Marco Reus steht dagegen im Kader. Die letzten Turniere hatte er allesamt verletzungsbedingt verpasst.


Vorne hat das Fehlen von Sandro Wagner, dem Löw trotzdem eine „große Klasse“ bescheinigte, überrascht. Für ihn sind Mario Gomez und zur großen Überraschung aller Nils Peterson vom SC Freiburg nominiert. Diesen lobte Löw für seine Mannschaftsdienlichkeit und die Tatsache, dass er in einem schwächeren Team wie dem SC Freiburg trotzdem 15 Saisontore erzielt hatte.

 

Weiterhin auffallend ist die Internationalität hinsichtlich der Clubzugehörigkeit der Spieler. Nachdem die deutschen Kicker zu Beginn des Jahrtausends im Ausland kaum noch gefragt waren, hat sich das in den letzten Jahren deutlich geändert: Mit Özil, Kroos oder Khedira verfügt Deutschland wieder über internationale Fußballstars. Insgesamt kommen acht Spieler von ausländischen Clubs. Dies ist sogar mehr als die sieben Spieler des FC Bayern.

 

Weltpolitik im Vorfeld

Einen Tag vor der Nominierung hatte ein Foto, das sich im Internet blitzschnell verbreitete, für viel Empörung gesorgt. Darauf zu sehen, sind die beiden türkischstämmigen deutschen Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan bei einem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Erdogan im Londoner Four Seasons Hotel. Besonders Gündogans Widmung „für meinen Präsidenten“ auf seinem Trikot, das er Erdogan schenkte, zog hohe Wellen der Kritik nach sich. „Der Bundespräsident eines deutschen Nationalspielers heißt Frank-Walter Steinmeier, die Bundeskanzlerin Angela Merkel und das Parlament heißt Deutscher Bundestag“, schimpfte zum Beispiel der ehemalige Grünen-Chef Czem Özdemir.  Annette Widmann-Mauz, Staatsministerin für Integration im Bundeskanzleramt, nannte das Treffen via Twitter eine „schiefe Verbeugung“. Löw ging auf diesen Vorfall während der Pressekonferenz nur sehr kurz ein, indem er sagte: „Das war keine glückliche Aktion. Wenn man für Deutschland spielt, dann vertritt man das Land und die deutschen Werte.“  Während Özil bisher zu der Aktion schweigt, verteidigte Gündogan sich und twitterte, dass es sich lediglich um einen Akt der „Höflichkeit“ gegenüber seiner türkischen Familie ohne jede politische Botschaft handele. 

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Quelle: german.china.org.cn

Schlagworte: Deutschland, Neuer,Fußball,Löw